Asra Dar Dilan

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charentry
Asra Dar Dilan.jpg
Asra Dar Dilan
Geburtsdatum5. Mart 640
Geschlechtweiblich
Größeknapp 1,60 m
Haarfarbesehr dunkel mit rötlichem Schimmer je nach Lichteinfall
Augenfarbedunkelbraun
Staturzierlich und nahezu knabenhaft
RasseMensch
VolkVerborgene
KlasseSuchende
WohnortBlume des Südens
SonstigesHaare zu zahlreichen, schmalen Zöpfen geflochten, verziert mit Bändern und schlichten Holzperlen; am Körper Tätowierungen, die den Wind symbolisieren sollen, tragend; rote Brandnarben auf der linken Handfläche

Statusaktiv

charentry


Passende Musik

Solace - Paradise Lost

Äußerlichkeiten

Das Markanteste an Asra sind, wenn man den Anblick von Verborgenen gewöhnt ist, ihre Haare. Sie wirken sehr dunkel - offenbar ein tiefes Dunkelbraun mit einem Tick ins Schwarze rein, doch sobald Licht auf diese fällt, sieht man in den Haaren einen dunkelroten Glanz. Doch auch ihre Frisur mag für manche ungewöhnlich sein - unzählige, schmale, lange Zöpfe, teils mit Holzperlen und Bändern verziert, fallen über ihre Schultern hinab und ab und an auch ins Gesicht.
Ihr Gesicht selber wird vor allem von ihren sehr dunklen Augen geprägt, die zwar dunkelbraun sind, aber besonders bei diffusen Lichtverhältnissen schon nahezu schwarz wirken. Ihre Lippen wiederum sind voll und weich, denn offenbar scheint sie diese selbst auf Reisen zu pflegen, wie auch den Rest des Körpers, denn ihre Haut fühlt sich ebenso weich an und trägt keine Muttermale oder Narben.
Zierlich und eher klein ist sie wie so viele andere südländische Frauen und auch die dunkle Haut ist recht typisch für ihr Volk. Doch hinzu kommt, dass ihre Statur ein wenig mehr ins Knabenhafte gerät. Hüften und Brust sind nicht allzu stark ausgeprägt und würde sie weite Kleidung tragen und ihr Gesicht stark verhüllen, könnte sie unter Umständen auch als junger Mann durchgehen.
An ihrem Körper trägt sie zudem Tätowierungen, die auf ihre Geburtselement - den Wind - hindeuten.
Ihre Kleidung ist meist eher robust und verhältnismäßig einfach, doch trotz ihrer wenig fraulichen Statur, trägt sie gerne Röcke und knappe, enganliegende Oberteile, die die (kaum vorhandene) Brust betonen.
Seit kurzem fallen rote Brandnarben an ihrer linken Handfläche auf.

Geschichten

Herkunft und Schicksal I

Mein Name ist Asra Dar Dilan. Ich bin ...

Und hier endet es. Aber kann man wirklich von einem Ende sprechen? Ich weiß es selber nicht. Noch nicht, doch ich hoffe, es bald herausfinden zu können.

Herkunft und Schicksal II

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Es gibt Menschen, die Schutz in festen Bauten und hinter hohen Mauern suchen. Ein meist gleichbleibender Ablauf im Alltagsleben, ein festes Dach über dem Kopf, vielleicht sogar, wenn sie am Rande einer Oase leben, etwas Ackerbau.

Aber es gibt auch welche, die das Reisen vorziehen. Nomaden oder eben Kinder des Windes. Als ein solches wurde ich vor 22 Jahren geboren und passenderweise genau im Zeichen des Windes. Meine Mutter war eine einfache Sammlerin, die sich nach essbaren Wurzeln, Beeren und Früchten umsah, während mein Vater als Jäger für das Fleisch unseres kleinen Stammes sorgte. Mein Onkel führte ihn an, bestimmte, wohin wir reisten und wer welche Aufgabe übernahm. Meine Großmutter wiederum war die Schamanin des Stammes und sorgte mit ihrer Weisheit für Heilung und Ratschlag. Vor allem war sie bewandert im Deuten der Zukunft. Sie las sie in den Sternen, in Tierknochen, in dem Flug der Vögel, in dem Tanz der Flammen und dem Rauch des Feuers oder auch einfach in ihren Träumen. Die Zukunft eines jeden Stammesangehörigen hatte sie mal mehr, mal weniger diffus oder klar erkennen können - nur meine nicht.

Traditionell war sie eine der ersten, die das Kind, welches neu geboren war, sah, für das Wohlwollen der Ahnen zu sorgen und die Geister um und in unserem Stamm milde zu stimmen versuchte, das Kind sogar mit manchen Vorkehrungen vor dem Besuch eines bösartig gestimmten Geistes zu schützen versuchte. In Folge dessen bemühte sie sich die Zukunft eines jeden Neugeborenen zu lesen, was ihr bei mir das erste Mal in ihrem Leben schlichtweg nicht gelang. Nicht ein einziges Bild, nicht mal ein Gefühl oder ein Geräusch, was von meiner Zukunft künden könnte, nahm sie wahr. Damals vermutete sie sogar, dass ich bald schon sterben würde, was im Säuglingsalter keine Seltenheit bei uns Nomaden ist. Doch ich lebte und nichts Schlimmes geschah weiter. Kein böser Geist suchte mich heim, stattdessen wuchs ich vollkommen normal auf. Immer und immer wieder versuchte Großmutter etwas zu erkennen, doch sie sollte auch in Zukunft keinerlei Erfolg bei mir haben, was sie schlichtweg verwirrte.

Das Deuten der Zukunft eines Kindes hat mehrere Vorteile - man war unter Umständen nicht nur gewarnt und konnte versuchen, auf den Fluss des Schicksals Einfluss zu nehmen - die Eltern konnten ihr Kind schon früh auf das vorbereiten, wofür es geboren war. Neben den von mir erwähnten Verwandten und meinen Geschwistern, gehörten auch noch weitere Personen unserem Stamm an und darunter fand man auch Kämpfer, wie Zahid, welcher mich noch heute begleitet. Jeder fand so schon früh seinen Platz. Allein ich wusste nicht so recht, wohin ich gehören sollte.

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Doch statt mich meinem scheinbar zukunftslosen Schicksal zu ergeben, versuchte ich mich im Laufe der Jahre in verschiedenen Handwerksarbeiten. Ich lernte zu spinnen und zu weben und zu nähen, doch merkte ich, dass es mir die Geduld dafür letztlich fehlte. Ich begann zu schnitzen und fertigte kleine Holzfiguren an, doch ein wirkliches Talent hatte ich dafür auch nicht, so dass ich es bleiben ließ. Ich versuchte im Zubereiten von Speisen, was mir zwar halbwegs gelang, doch dann begann ich mich für das Jagen zu interessieren, um bald darauf davon abzulassen, da ich es doch reizvoller fand, mich um die Ziegen, die uns begleiteten, zu kümmern und sie zu hüten, doch empfand ich das ebenso bald als ermüdend.

So ging es in einem fort und die Jahre zogen ins Land, während unser Stamm durch die Wüste und die Gebirgsränder zog, an Oasen Halt machte, Wasser auffüllte, Früchte sammelte, in größeren Gewässern auch fischte.

In der Zwischenzeit hatte meine ältere Schwester begonnen, bei unserer Großmutter zu lernen. Sie sollte später die Schamanin unseres Stammes werden - so hatte es Großmutter in ihren Träumen gesehen. Sagte sie jedenfalls. Damals, ich war nun gut 14 Jahre alt und kürzlich zur Frau erblüht, was bei uns stets gefeiert wurde, fragte ich, als ich das Fischen satt hatte und etwas Neues lernen wollte, ob ich dem Unterricht ebenso beiwohnen durfte. Lange hatte mich Großmutter mit ihren dunklen, fast schwarzen Augen betrachtet. Ein Blick, bei dem man immer das Gefühl hatte, sie würde einem tief in die Seele blicken. Ich hatte es mir angewöhnt, ruhig zu bleiben bei diesem Blick. Dieses Mal starrte ich sogar zurück, als wäre es ein kleiner Wettbewerb für mich gewesen. Dann, nach einer kleinen Weile, lächelte sie nur mild und erlaubte es mir. Aber ich hätte mich zu benehmen. Als kleinen Derwisch hatte sie mich schon manches Mal bezeichnet, da ich selten ruhig an meinem Platz bleiben konnte (der Grund, warum mir das Fischen natürlich nicht lag). Auch sollte ich endlich einmal länger bei einer Sache bleiben, schärfte sie mir etwas strenger ein.

In den kommenden Jahren wohnte ich vielen Ritualen und Gesprächen bei. Zwar ergriff ich nie selber die Initiative und schwieg die meiste Zeit, aber dafür lauschte ich umso aufmerksamer.

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Ich wurde Zeuge, wie meine Schwester all die alten Rituale erlernte. Ich war an ihrer Seite, als sie eine Nacht lang eine Totenwache bei einem toten Krieger hielt und ihn für den kommenden Tag vorbereitete, ehe am nächsten Tag der gesamte Stamm sich versammelte und sie und Großmutter das Ritual zu seinem Übergang ins Totenreich einleiteten. Ich war Zeuge, als meine Schwester das erste Mal einen ekstatischen Tanz tanzte, um eins zu werden mit der Welt der Geister. Ich beobachtete sie und Großmutter, wie sie ein Zelt, welches von einem Shaitan heimgesucht worden war, von diesem säuberten und anschließend mit Räucherwerk reinigten. Nur bei Ritualen, die einzig für meine Schwester bestimmt waren, durfte ich nicht dabei sein.

Worum es dabei ging erzählte mir aber Großmutter dennoch. So suchte meine Schwester einst einen Geist, der sie begleiten würde. Üblich war es, diesem Geist ein Heim anzubieten. Manche nutzen dafür Flaschen, andere Amulette, andere kleine Laternen. Manchmal übte ich sogar heimlich die Tänze, die meine Schwester getanzt hatte. So hatte ich ihr einmal heimlich eine Tiermaske entwendet, die einen Löwenkopf darstellen sollte und ich begann in einer Nische - wir lagerten gerade am Rande eines Gebirges - um ein kleines Feuer zu tanzen, ging sogar auf alle Viere hinab und fauchte und "brüllte" wie ein Löwe. Ich glaubte sogar zu spüren, wie ich stärker wurde ... bis ich ein Lachen hörte. Zahid Nur Jabalah, ein Krieger unseres Stammes und ein paar Jahre älter als ich, hatte mich offenbar gefunden, denn immerhin war es auch seine Aufgabe, auf die Mitglieder des Stammes zu achten und unzweifelhaft amüsierte ihn mein Auftreten. Vollkommen verdattert hielt ich inne, rappelte mich sogar rasch und wie ertappt wieder auf zwei Beine auf. Beschämt eilte ich davon, ohne ein Wort zu ihm zu sagen. Einen Moment folgte mir noch das Lachen, bis ich mich schweigend in das Zelt meiner Familie verkroch und die Decke über meinen Kopf gezogen hatte. Manches Mal zog er mich noch damit auf, aber verraten hatte er es wohl niemanden - wofür ich dankbar bin.

So hätte also das Leben weiterziehen können. Ich als unstetes Windkind eine Tätigkeit nach der anderen ausprobierend, derweil ich weiterhin meiner Großmutter und Schwester lauschte. Mal glaubte ich sogar, ich könnte meine Zukunft in einer Familie finden, als ich mich in einen Stammesangehörigen verliebte, aber mehr als Küsse und gemeinsames Sitzen am Feuer und sich ab und an ein schüchternes Lächeln zuwerfen, gab es nicht und so begrub ich auch die Idee. Als ich noch nicht ganz 20 Jahre alt, starb Großmutter und meine Schwester nahm ihren Platz nun als vollwertige Geisterbeschwörerin ein. Der Unterricht endete also und ich konnte ihr bestenfalls zur Hand gehen, wenn sie mit verschiedenen Utensilien wie Rauchgefäßen, Flaschen, Masken und Instrumenten hantierte.

Doch dann, vor wenigen Wochen erst, passiert etwas, was unser aller Leben drastisch verändern sollte ...

Herkunft und Schicksal III

Meine Schwester hatte scheinbar nicht die Gabe, in die Zukunft blicken zu können. Einzig an Deutungsversuche wagte sie sich, indem sie die Muster, die die geworfene Knochen bildeten, zu deuten versuchte. Doch mehr als eine reine Interpretation war es nicht und auch die "sehenden Träume", wie es Großmutter immer nannte, blieben aus. So sahen wir zu spät das Unglück, was in Form eines gewaltigen Sandsturmes auf uns zuraste. All die Jahre zuvor hatten wir uns in der Hinsicht immer auf Großmutter verlassen können, doch nun waren wir entsprechend verwundbar und schwere Wunden waren es auch, die der gewaltige Sandsturm in unserem Stamm hinterließ. Viele starben, viele wurden schwer verletzt und ebenso gingen viele verloren in dem brausenden, schmerzhaften Inferno aus Wind und Sand. Mit unseren Tieren und alles, was wir besaßen, verhielt es sich genauso. Schwer war die Reise zum nahen Gebirge, als der Sturm sich gelegt hatte und erst hier hatten wir endlich Gelegenheit die geschlagenen Wunden zu betrachten und zu versorgen.

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Meine Schwester war fort. Mein Vater tot, Mutter wiederum lebte. Unser Stammesführer war hingegen schwer verletzt und nur wenige hatten das Unglück überlebt, unter ihnen auch Zahid.

Keiner von ihnen war vertraut mit den korrekten Totenriten. Sie wussten bloß grob, was getan werden musste und so lag es an mir, die Toten für ihre Reise ins Totenreich vorzubereiten und eine Nacht lang Wache zu halten, obgleich ich selber verletzt und vor allem entsetzlich müde war. Durstig war ich, denn wir hatten nur noch wenig Wasser und diejenigen, die noch in der Lage waren, sich auf eine Wanderung zu machen, hatten sich auf den Weg tiefer ins Gebirge gemacht, um nach Wasser und vielleicht auch Früchten oder Wild zu suchen. Auch der Hunger plagte mich, aber ich hielt stand und so starrte ich in der Nacht von meinem Platz, etwas abseits des restlichen Stammes und seines Lagerfeuers, in den Sternenhimmel, still trauernd und der Toten gedenkend, wie es Brauch war, doch meine eigentliche Aufgabe war auch das Wache halten, um zu verhindern, dass übermütige oder sogar bösartige Geister Besitz von den Körpern der Toten ergreifen könnten. Ein kleines Feuer war es nur, was in meiner Nähe loderte und eingehüllt war ich in eine der wenigen Ziegenhaardecken, die wir noch besaßen. Mein Magen knurrte wieder und ich rieb mir zum wiederholten Male die müden, brennenden Augen, als ich ein leises Rufen vernahm.

Ich drehte den Kopf, sah umher in der felsigen Umgebung, die lange, tiefe Schatten im Mondlicht warf. Meinen Namen glaubte ich zu hören und schaudernd richtete ich mich auf. Wacker bleiben, sagte ich mir, kein Geist darf diese Nacht den Toten zu nahe kommen. Näher kam die Stimme, eine warme Brise, was ungewöhnlich in der Nacht ist, streifte mich und fast glaubte ich zu spüren, dass eine Hand sanft über mein Haupt strich. "Asra, meine kleine Asra. Nie hätte ich gedacht, dass du es wirst." Ich blinzelte verblüfft, sah mich erneut um, sah jedoch niemanden. Doch die Stimme, da war ich mir sicher, war die meiner Großmutter. Ich rief sie, doch sanft lachte sie. "Du machst es schon richtig, Asra. Denn das ist dein Weg und ich sehe nun, warum er vor mir verschleiert war." "Warum?" "Ich muss wieder gehen, mein Kind. Irgendwann sehen wir uns wieder." "Großmutter!" rief flehend ich in die Nacht hinaus und spürte, wie die Kälte wieder zunahm. Doch da war nichts als Schweigen und das leise Säuseln des kühlen Nachtwindes, der mich frösteln ließ. Aufgewühlt setzte ich mich wieder ans Feuer und hatte das unangenehme Gefühl, etwas würde mich beobachten. Nicht, dass es für mein Volk so ungewöhnlich wäre, ist doch alles beseelt, aber in dem Moment hatte ich das Gefühl, sämtliche nichtmateriellen Augen wären auf mich gerichtet und ich hätte mich zu beweisen.

Die Nacht verging ohne weitere Vorkommnisse und am nächsten Tag wurden die Körper der Toten gemäß unserer Stammesriten erst verbrannt, ehe ihre Asche im Wind verteilt wurde. Ich war nervös bei dieser Zeremonie, die ich zu leiten hatte. Ich war es nun, die im Fokus der Aufmerksamkeit all der restlichen Stammesmitglieder stand. Manches Mal wankte meine Stimme, wenn ich die althergebrachten Worte sprach, doch am Ende war es geschafft und ich hoffte bloß im Stillen, die anderen waren zufrieden.

Die nächsten Wochen verblieben wir am Rande des Gebirges, denn die Verwundeten wurden weiter gepflegt und man besprach das weitere Vorgehen. Es dauerte, bis eine Lösung für unseren Stamm gefunden wurde. Eine Lösung, die das Ende des Stammes bedeutete und entsprechend schwer fiel es meinem Onkel, dieses zu verkünden. Der Stamm war nun zu klein und zu schwach, um weiter bestehen zu können und so sollten wir uns alle aufmachen und uns entweder einen anderen Stamm suchen oder uns in den Oasen niederlassen. Die Kinder des Windes waren damit Geschichte.

Der Abschied fiel mir schwer und ich wusste beim besten Willen nicht, wohin ich gehen sollte. Ich entschied mich daher einem Stammesmitglied zu folgen, indem ich mich einfach im Kreis drehte, die Augen kurz schloß und als ich die Augen öffnete, schlicht den nächstbesten Fußspuren folgte - es waren die von Zahid.

Herkunft und Schicksal IV

Teils tut er mir leid, dass er mit meiner Anwesenheit nun geschlagen ist, zumal er ein gewissenhafter Beschützer ist. Doch vielleicht kann ich mit seinem Schutz tatsächlich zu etwas heranreifen und etwas werden? Vielleicht eine Geisterbeschwörerin? Das klingt so fern und gar nicht nach mir. Ich weiß, dass ich manchmal etwas anstrengend bin und so gar nicht meiner verstorbenen Schwester oder meine Großmutter gleiche.

Es wird sich zeigen, ob es mein Weg ist. Allein - es macht mir etwas Angst, denn das Dasein eines Geisterbeschwörers ist ungleich gefährlicher als der eines Ziegenhirten oder Fischers.

Gegenwart - Das Geisterszepter

Als ich an diesem Morgen erwachte und die heiße, doch leicht feuchte Luft der Oase einatmete, war eines der ersten Empfindungen ein dumpfer, beständiger und warmer Schmerz in meiner linken Hand. Müde erhob ich mich, taumelte in meiner leicht zerknitterten Kleidung zu einem Brunnen und schöpfte mit der rechten Hand mittels einer flachen Schale Wasser, um die linke Hand dort einzutauchen. Stark gerötet war die Haut, hier und da eine Blase, doch ansonsten fühlte sich die Hand vor allem hart und steif an, wenngleich ich es eh nicht wagte, sie großartig zu bewegen. Ich nahm etwas Stoff aus einer Tasche, von dem ich dachte, ich würde ihn vielleicht mal für Zahid benötigen, wenn er wieder schwer verletzt von einem Kampf zurückkehrt, doch stattdessen tauchte ich den Stoff in das kühle, frische Wasser ein und band ihn mir um die Hand. Ich weiß nicht, was meine Hand so derartig verletzt hat. Jeder andere Mensch wäre wohl in Panik geraten und auch mir wurde an diesem Morgen mulmig zumute, denn das Szepter gestern war meine erste Aufgabe - was würde mich also noch erwarten? Und doch war es nicht zu ändern. Mein Weg war nun der Weg der Geister - das stand fest.

Vor einigen Tagen sprach ich mit Arif am oberen See der Oase. Dort, wo die Luft noch etwas kühler und feuchter ist und das frische Wasser direkt aus dem Gestein zu sprudeln scheint, zeigte er mir einen Stein, der im ersten Moment aussah, wie jeder andere. Er hieß mich, den Stein zu berühren, was ich tat und da fühlte ich etwas - mir wurde mal heiß, mal kalt. Abwechselnd, doch nicht unangenehm und am Stein selbst erkannte ich nun Glyphen, die ich nicht zu entziffern wusste. Dies, so sagte es mir Arif, wäre der Beweis, dass der Weg der Ahnen für mich bestimmt wäre. Dass meine Großmutter es nie erkannt hatte, mochte wiederum auch einen Grund haben. Vielleicht hatten die Ahnen ihn verschleiert. Doch aus welchen Grund? Das galt es irgendwann rauszufinden. Oder ich würde es noch von selbst merken. Wer weiß. Danach gab mir Arif meine erste Aufgabe. Er hatte mir sein Geisterszepter gezeigt. Einen eigenartigen Stab, wie ihn auch so in der Art meine Großmutter und meine Schwester stets bei sich getragen hatten, wenngleich jeder etwas anders aussah. Offenbar also ein wichtiger Ritualgegenstand. Meine Aufgabe war es also nun, Materialien dafür zu suchen. Ich würde es selber erkennen, ob das Material, was ich berühre, das richtige für den Stab wäre. So war es auch - die Knochen von Antilopen, die Federn eines Falken, ein Seidenfaden, das Holz eines Sumpfbaumes und am Ende noch ein Barren eines schwarzen Metalls, Schattenfels, waren das Material, aus dem mein Stab bestehen sollten. Es war teils eigenartig und ich muss zugeben, so etwas, wie das, was ich fühlte, sah oder spürte, war mir bisher noch nie widerfahren. Als ich das erste Mal die Antilopenknochen, die mir Zahid gegeben hatte, in den Händen hielt, sah ich die Tiere, wie sie durch die Wüste wanderten in ihrer Herde ... so wie einst unser Stamm. Bei den Federn hatte ich die Freiheit des Falken gespürt, beim Seidenfaden für einen Moment gesehen, was aus dem, was in dem Kokon, dessen Teil der Faden einst gewesen war, hätte werden können, nämlich ein herumflatternder Falter. Bei dem Holz hatte ich förmlich die erdige Feuchtigkeit und Kühle wahrgenommen und der Schattensteinbarren, tja, der war der Rätselhafteste. Ich kann das Gefühl noch immer nicht in Worte fassen. Es war vor allem Kälte, die ich gespürt hatte. Dunkelheit, Flüchtigkeit, Unbeständigkeit, dunkle Herrschaft, grelles Licht und tiefe Schatten. Egal. Bei den anderen Barren hatte ich dafür nichts Ungewöhnliches wahrgenommen, so dass er offenbar richtig war.

Am gestrigen Abend traf ich nun Arif und wir machten uns wieder auf den Weg zum See. Er warnte mich noch, bevor wir begannen - ich müsste mit meinem Geist meinen Körper für den Moment loslassen und acht geben, damit ich am Ende wieder ich selbst sein kann. Ein Geist sollte also meinen Leib übernehmen und den Stab herstellen. Unsicherheit keimte durchaus in mir auf. War ich wirklich bereit? Wollte ich das weitermachen? Sollte ich nicht lieber umdrehen und etwas anderes in meinem Leben versuchen? Kurz keimte der nicht sonderlich ernst zunehmende Gedanke auf, dass ich mich noch nicht im Schmiedehandwerk probiert hatte. Doch ich sah Zahid vor mir und glaubte ihn zu hören - ich sollte endlich etwas zu Ende führen. Davon ab - konnte ich mich wirklich meinem Schicksal entziehen? Letztlich dachte ich auch an meine Großmutter, wie sie vor vielen Jahren zu meiner Schwester gesagt hatte, dass es immer eine Schamanin des Stammes der Windkinder geben muss. Ich war die letzte.

Ich atmete tief durch, sammelte mich noch einmal, suchte einen Moment Ruhe, ehe ich dann die Phiole an mich nahm, die mir Arif gab, öffnete sie, während ich versuchte, loszulassen. Ein Nebel drängte aus der Phiole und auf mich zu ... Was danach geschah? Ich weiß es nicht.


Freiheit! Verflucht seien die Sterblichen und ihre Angewohnheit, alles in zu enge Gefäße und Käfige sperren zu müssen! Aber nun war sie da, die Freiheit und vor mir ein Körper, der förmlich danach schrie, besetzt zu werden. Ein Körper, den man bewegen und nutzen konnte. Allein, irgendwas drängte mich, als hätte mich etwas oder jemand an eine Leine gelegt. Sterbliche, pah! Ich sah gleich, was getan werden musste. Ein Stab also? Nichts leichter als das. Das Holz hob ich an vor meinen Augen, die - flammend zuerst, dann glühend - gewiss ungemein erschreckend auf nichtsnutzige Menschlinge wirken mussten. Ich wollte alles aufbieten, um ihnen zu zeigen, dass man nicht so mit mir umspringen konnte! Wie auch immer. Ich griff zum Holz, wand es in den puren Händen, so dass es eine verdrehte Form erhielt. Danach verband ich die Knochen und das Holz, befestigte mit dem Seidenfaden die Federn an dem Stab und griff schlussendlich zu dem Metallbarren. Ich sammelte nochmals meine ganzen Kräfte und pustete meinen heißen Atem über das zuvor kühle Metall, was in der linken Hand dieses dummen Menschlings rasch heiß wurde und zu schmelzen begann. Innerlich lachte ich auf. Das wird dieses dumme Ding ewig an mich erinnern! Sodann jedoch verzierte ich mit dem schwarzen Metall die Windungen des Stabes, als hätte ich bloß Farbe in der Hand und letztlich glimmten Glyphen in der Sprache der Geister und Ahnen an ihm kurz auf - das Werk war vollbracht und ich präsentierte den Stab! Wer konnte das auch besser als ich? Ich hörte die Stimme des anderen, der gegenüber dem Körper, in dem ich saß, hockte. War er derjenige, welcher ... Doch bevor ich den Gedanken weiterführen konnte, nahm ich eine andere Präsenz war. Mir war, als wenn sich jemand förmlich herandrängte. Allzu einfach wollte ich es dieser Sterblichen nicht machen und stemmte mich dagegen an. Verzweifelt wirkte es kurzzeitig, wie sie dagegen hielt, sich dann aber zusammenriss und mich mit geballter Kraft wegstieß. Sterbliche ...


Das erste, was ich sogleich wahrnahm, war der entsetzliche Schmerz in meiner linken Hand. Irgendwas verflucht Heißes musste ich damit gehalten haben und eilig tauchte ich die Hand in das kühle Wasser der Quelle ein, was mir kurzzeitig Linderung verschaffte. Arif sprach davon, dass solche Rituale eben auch bleibende Erinnerungen in Form von Narben hinterlassen könnten und zeigte mir seine. Auch er wusste nicht, wie es dazu kam und während meines Rituals war er wohl ebenso körperlich nicht unbedingt anwesend gewesen, um dies zu beobachten. Du wirst dich verändern, Asra. Das sagte ich mir im Stillen. Ich würde wohl nie eine Frau werden, die man wegen zarter Hände und herausragender Schönheit loben würde. Aber das war eine Erkenntnis, die ich schon vor langer Zeit gewonnen hatte. Mir war es eh gleich. Eigenartig nur, dass mir bei den Gedanken Zahid einfiel und wie er mich ansah, als ich das erste Mal die Essenz aus dem Leib einer Antilope, welche ich zuvor schwach vernommen hatte, gelöst hatte, um sie in eine Phiole zu verschließen. Schwer war er zu deuten. Vielleicht eine Art Respekt? Aber auch gepaart mit eine wenig Furcht? Ich tat immerhin etwas, was ich mir selber noch schwer erklären konnte. Aber andererseits hatte ich immer nach einem festen Platz gesucht. Eine Aufgabe, die ich erledigen konnte und durfte. Nun hatte ich eine und das erste Mal würde ich nun an meiner linken Hand davon tragen. Noch während ich meine Hand ins Wasser hielt, bemerkte ich jedoch einen alten Mann auf der anderen Seite des Ufers. Langes, salzweißes Haar hing an ihm herab. Tiefe Falten hatten sich in das von Wind und Sonne gegerbte Gesicht gegraben und ich musste an die Beschreibung denken, die man mir von Aktari, einem weisen, alten Schamanen, gegeben hatte. Ob er es wohl war?

Er war es und als er sich erhob und um den See herumging, kam damit die zweite Aufgabe auf mich - auf uns - zu. Doch davon ein anderes Mal.

Träume - Schattentanz

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Ich wusste, dass ich träumte. Das war neu. Aber im wahren Leben hätte ich nicht das getan, was ich nun tat.
Ich fand mich wieder am Feuer meines Stammes, sah sie alle um mich versammelt, über die ich gewacht hatte, ehe die Totenzeremonie abgeschlossen war. Normalerweise wäre ich zumindest verwirrt gewesen, warum sie wieder bei mir waren, aber dieses Mal erschien es mir klar, dass es nur ein Traum war.
"Nur" ein Traum - wirklich "nur"?
Ich sah mich, wie ich zu einer Musik, die quälend langsam begann, zu tanzen anfing. Darbouka wurden geschlagen, das Riqq mit seinen Schellenpaaren stieg mit ein und ich sah mich in fließenden, weißen Gewändern zur Musik bewegen.
Ich hatte früher nicht oft getanzt. Ich überließ es lieber jenen im Stamm, welche mit einer üppigeren Weiblichkeit aufwarten konnten. Aber ich spürte, dass es egal war. Ich dachte nicht daran, ob es gut aussah. Es sah gut aus - weil ich etwas tanzte, was in mir tief zu schlummern schien und befreit werden wollte - wie eine Erkenntnis, die ausgesprochen werden möchte. Die Musik, die Bewegungen, das Gefühl dazu - das alles berührte mich in meinem Inneren. Ließ mich schauern und antreiben, als könnte ich nicht genug davon bekommen.
Gräulich verfärbten sich meine Gewänder, während ich mich ums Feuer bewegte, lockend die Finger bewegend.
Und dann erkannte ich mehr als nur meine Ahnen. Schatten vibrierten und erzitterten unter meiner lockenden Gestik, die wie ein Ruf wirkte, ehe sie sich wabernd erhoben, Formen annahmen, ohne wirklich stofflich zu werden. Ich sah mich, wie ich sie lockte, erkannte, wie das Feuer sich wandelte und dunkler zu werden drohte, ohne an Licht einzubüßen, denn im tiefen Inneren brannte noch eine blaue, glühendheiße Flamme.
Rascher wurde die Musik, rascher mein Tanz und schneller wirbelte ich mit den Schatten umher, verschwimmend scheinbar, als würden wir eins werden - eine Ewigkeit, so schien es, während meine Ahnen mir zusahen. Waren sie es sogar, die die Musik spielten, nach der ich mich drehte und bewegte?
Dann endete es.
Zurück blieb einzig ich, auf dem kargen, vom Wind geradezu wellenförmig geschnittenen Wüstenboden, während weit im Osten die Sonne sich allmählich erhob. Meine Gewänder waren schwarz.

Meine zweite Welt ist die nicht-materielle Welt der Schatten und Geister. Nichts davon ist fassbar, oftmals nicht sichtbar, vor allem nicht für das unkundige Auge. Bestenfalls kann man sie fühlen. Ihre Präsenz, die einem Schauer über den Rücken jagt und das Herz rascher klopfen lässt. Geister sind nicht grundsätzlich gut oder böse. Sie sind fast wie wir, denn auch wir haben unsere Gründe, warum wir etwas tun, was manche nicht als gut ansehen. Ist ein Mann denn böse, der einen anderen tötet, um seine Familie zu schützen? Ist ein Geist böse, welcher auch nur etwas zu schützen versucht oder ein Ahn, welcher von unerfüllter Rache getrieben wird?
Ja, dachte ich, als ich noch zwischen Wachen und Träumen schwankte, das Echo einer anderen Zeit und eines anderen Raumes verklang und langsam die Müdigkeit meines Körpers spürte, der meinem erwachenden Geist zu gehorchen hatte. Das ist mein Weg.