Darach Mor
Leabhar Darach
Musikalischer Hintergrund
Eluveitie - De Ruef vo de Bärge
Hunnu Guren - Batzorig Vaanchig & Auli
Vorgeschichte
Man weiss von ihm, dass er ursprünglich aus dem Clan der Bären stammt. Seine Eltern sind ein angesehener Feinschmied und eine Bauerntochter. Nordleute oder andere, die sich mit dem Druidentum auskennen, werden feststellen, dass er für einen Schüler der Natur relativ alt ist, und seine Ausbildung erst spät begonnen haben muss. Offiziell lag es am Mangel an guten Jägern im Clan während seiner Kindheit, aber kaum bekannten Gerüchten zufolge, hat es auch damit zu tun, dass er mitansehen musste, wie zwei Jungen durch einen wütenden Keiler zu Tode kamen.
Er scheint gewisse Gewohnheiten eines Jägers nie ganz abgelegt zu haben. Unter anderem betrachtet er Waldgeflüster zwar als seine neue Heimat, dennoch hält es ihn nie lange dort, und er ist häufig irgendwo in Elantharil anzutreffen. Im Moment trägt er meistens auch noch eine alte, aber gut instand gehaltene Lederrüstung und, mittlerweile selten, einen alten Jagdspeer.
Man sieht ihn häufig mit Mathilda Mahin, der Schreinerin und Godric, dem Druiden, der sein Lehrmeister ist. Wachen von Dengra berichten denjenigen, die Kontakt zu ihnen haben, Darach sei letzthin bei Johann von Blum zu Gast gewesen. In den Protokollbüchern der Garde des Juwels wird auch eine Begegnung mit Ilayda bint Zhaabiz aufgeführt.
Leasan Nàdar
Ein Einhorn kam beinahe lautlos an das Ufer und trank aus dem Bach. Ich verstand, warum Mathilda sie so mochte. Ihr weisses Fell schimmerte und jede Bewegung war ruhig und geschmeidig. Ich hatte zwar Legenden gehört, in denen sie als aggressiv und launisch bezeichnet wurden, aber dieses hier war friedlich. Wenn ich die Schreinerin richtig verstanden hatte, lag es an dem Amulett, das mir der alte Druide aus unserem Dorf geschenkt hatte. Unwillkürlich prüfte ich, ob es noch dort hing, wo es hingehörte.
Plötzlich hörte ich ein unirdisches Geheul nördlich von mir. Es klang wie ein Wolf, aber es hatte etwas an sich, das mir die Haare zu Berge stehen liess. Dennoch stand ich auf und folgte leise dem Lauf des Flusses. Nicht weit von mir auf einer kleinen Lichtung waren zwei von den menschenähnlichen Wesen des Nebellandes. Mathilda hatte sie Satyrn genannt. Ich kniete mich in den Schatten eines nahen Baumes und beobachtete sie.
Es schien, als führten sie eine Art Wettkampf miteinander. Zuerst zerrieb der Eine einige Kräuter und rief etwas, worauf aus seinem Mund das von mir gehörte Geheul kam. Der andere lachte, nahm dann selber einige Kräuter und tat dasselbe. Wenn sie mir dabei nahe waren, erschütterte es mich bis tief in meine Knochen. Waren sie weiter weg, bekam ich immer noch Gänsehaut, aber der Effekt war weniger unmittelbar.
Ich wusste nicht, was das Ziel des Ganzen war, aber die beiden schienen sich trefflich zu amüsieren. Ihr Gespräch verstand ich ebenfalls nicht, aber mit der Zeit konnte ich wenigstens die Worte erkennen, die sie jeweils für das Geheul riefen: KA BHAR. Als ich die Worte flüsterte, hatte ich das Gefühl, dass der Boden unter meinen Händen zitterte. Schliesslich schien den beiden Satyrn ihr Spiel langweilig zu werden. Sie warfen die Kräuter weg und verschwanden neckend und lachend im Wald.
Ich hob die weggeworfenen Kräuter auf. Das eine erkannte ich, es war eine Tollkirsche, eine schwarze Beere, von der ich wusste, dass sie giftig ist. Das andere war ein kleiner Zweig mit kleinen weissen Früchten, den ich so noch nie gesehen hatte. Später erklärte mir der Alchemiehändler, es sei ein Mistelzweig, eine Pflanze, die gelegentlich an Bäumen wachse. Mathilda konnte mir bei meinem nächsten Treffen nicht viel mehr über die Kräuter sagen, aber sie wusste, dass man Misteln am besten mit einer Sichel erntet.
Schliesslich ging ich etwas Abseits in den Wald. Ich zerrieb Tollkirsche und Mistel und rief die Worte, die ich von den Satyrn gelernt hatte. Unwillkürlich entsprang mir ein klagendes Geheul. Es war laut genug, um Vögel in der näheren Umgebung aufflattern zu lassen. Erschrocken schloss ich meinen Mund. Zwar faszinierten mich die Wunder dieses Landes, aber sie beunruhigten mich auch. Ich begab mich an das Feuer ausserhalb des Dorfes. Die Wärme und die flackernden Flammen beruhigten meinen Geist.
Ich fragte mich, ob meine Ausbildung wohl bereits begonnen hatte.Im Dorf habe ich eine wilde Katze angetroffen. Sie scheint zu niemandem wirklich zu gehören, sondern einfach zwischen den Häusern umherzustreifen. Ich habe sie einen Tag lang beobachtet. Ein Jäger, ganz und gar angepasst an seine Umgebung und seine Beute. Zwischen den Bäumen am Lagerfeuer ist sie dann mit einem Raben aneinandergeraten. Zähe, intelligente Biester, die in der Lage sind, als koordinierter Schwarm zu kämpfen.
Schon sprang ich auf und wollte eingreifen, aber dann erinnerte ich mich meiner ersten Lektionen. Es war nicht an mir, in diesem Kampf den Sieger zu bestimmen, so sehr ich mir der Katze auch verbunden fühlte. Mit der als Kind mühsam erworbenen Selbstdisziplin zwang ich mein Herz zur Ruhe und kniete mich wieder hin, um besser zu sehen. Der Rabe kreiste, ging dann in einen flachen Gleitflug über, und griff die Katze frontal an. Ein Fauchen, ein Flattern und der Rabe krieste wieder über den Wipfeln. Weder Katze noch Vogel schienen Verletzungen davongetragen zu haben. Das zweite Mal kam er von hinten. Ein erneutes Fauchen, wieder stieg er höher, doch dieses Mal bewegte sich die Katze langsamer und schonte ihr rechtes Vorderbein. Es hielt mich nun doch nicht mehr an meinem Platz. Als der nächste Angriff des Raben folgte, sprang ich auf.
Da geschah etwas Seltsames. Die Katze fauchte laut, und plötzlich glänzten ihre Fangzähne im Licht des Feuers, wie ich es noch nie bei einem Tier gesehen hatte. Der Rabe kam von rechts vorne und zielte auf das verletzte Bein. Doch dieses Mal war die Katze schneller. Sie biss zu, ein empörtes Krächzen, Federn stoben umher. Noch einmal versuchte er es, noch einmal liess er Federn. Dann hatte er genug und machte sich auf in Richtung Wald. Die Katze hingegen machte sich zufrieden über einen toten Singvogel, den Quell des Streites, her, während das Glänzen auf ihren Fängen nachliess.
Das Fauchen der Katze hallte noch die Nacht lang in meinem Geist nach. Ich versuchte, es zu imitieren, und bis zum Morgen hatte ich Worte daraus gebildet, die den Hall in mir verstärkten. Als ich sie laut aussprach, sah mich die Katze, die am Feuer geruht hatte, wissend an, und verschwand in Richtung Dorf.Sie neigte ihren Kopf, nahm die Ratte in ihr Maul und begann in Richtung Feuer zu trotten. Noch wagte ich kaum, daran zu glauben, aber tatsächlich: Als ich auch zum Feuer kam, lag sie zusammengerollt auf einem Baumstamm und schaute mich erwartungsvoll an. Ich lächelte in mich hinein. Hinter jeder Ecke schien in diesem Land ein Wunder zu sein.
Einen Tag später habe ich die Eiszapfenhalbinsel besucht. Noch ist das Dorf beinahe leer, aber die Bewohner werden wohl schon bald zurückkehren. Der Winter ist nicht mehr fern.
Leasan Draoidh