Armin bin Adil
-Noch im Aufbau-
Geschichten
Die Geburt
Schrill pfiff der Wind. Sand peitschte durch den groben Felsvorhang in die natürliche Höhle, irgendwo bei den sprechenden Bergen. Die Mitglieder des Stammes waren eifrig dabei, die Öffnung mit einem Bretterverschlag und Stoffen, alten Teppichen und unfertigen Geweben zu verschließen. Adil dennoch war froh, dass sie dem Sandsturm keine Sekunde zu früh entkommen konnten. Oft konnte er sich auf Milera verlassen, die ein gutes Gefühl dafür hatte, wenn es einen Wetterumschwung hier in der Wüste gab. Doch diesmal hat sie sich in der Zeit geirrt und der Sturm hat sie überrascht. Betrübt dachte Adil an seine beiden Freunde, Jaref und Gilad, die es nicht mehr rechtzeitig schafften und von dem Sturm fortgerissen wurden. Sie waren die Letzten, die hereintreten sollten, doch bevor sie es schafften, wurde der Sturm noch stärker und der Sand zerrieb sie und blies sie fort.
Ein schlechter Zeitpunkt für die Geburt seines ersten Kindes. Denn seine geliebte Frau, Kadira, trug sein Erstgeborenes nun schon seit neuen Monaten und es war abzusehen, dass es bald kommen würde. Sorgsam kümmerte sich die große Familie um sie und versuchte es ihr in dieser kargen und harten Höhle so angenehm wie möglich zu machen. Sie betteten sie auf weichen Teppichen und Kissen, gaben ihr zu essen und zu trinken, was sie einem jeden mit einem freundlichen und sanften Lächeln dankte. Keiner wollte ihr böses, sie war beliebt und geachtet.
Die Zeit verging und der Sturm hielt an, es schien nicht so, als wolle er irgendwann nachlassen und das Heulen war klagend und dann auch wieder aufgeregt. Später, die Sonne musste schon untergegangen sein (der Sturm hielt dennoch an), denn es wurde merklich kühler, gesellte sich zum Heulen des Sturmes das Schreien seines Erstgeborenen. Kadira hatte unter großen Anstrengungen einen Sohn zur Welt gebracht, und hielt ihn nun erschöpft und dennoch glücklich in ihren Armen. Adil küsste seine Frau gerührt und entnahm ihr lächelnd seinen Sohn. Sein Stamm versammelte sich um ihn und er hielt seinen Sohn hoch. "Dies ist Armin. Der Sohn, den mir meine Frau Kadira schenkte. Sturmgeboren ist er, im Monat der Luft und das soll sein Zeichen werden!" So sprach er ruhig zu seinem Volk, seine Augen glänzten, als er seinen Sohn den anderen zeigten. Bald würde Armin die rituelle Tätowierung seiner Geburt bekommen und damit seinem Volk vollends angehören. Glücklich und voll Liebe legte er Armin wieder in die Arme seiner Frau und wich beiden in dieser Nacht nicht mehr von der Seite. Eine Stunde nach der Geburt ließ der Wind dann nach und der Himmel war klar, zeigte die Sterne und die Luft wirkte gereinigt und sauber.
Der Tod Kadiras, Mutter von Armin
Zwei glückliche Jahre verbrachten Adil, Kadira und Armin zusammen. Armin war ein kleiner Sonnenschein, der immer wieder gerne lachte und seinen Eltern Glück brachte. Er schlief immer nur kurz und war dann wach und bedurfte stetiger Aufmerksamkeit. Viele Mitglieder des Stammes nahmen sich des Kleinen auch an und entlasteten so auch die Eltern. So aktiv das Kind war (so aktiv wie Zweijährige sein konnten), hätten die beiden alleine selten Schlaf und Ruhe gefunden. Doch eine frohe Kunde stand dann noch aus. Kadira war abermals guter Hoffnung und versprach, einen Familienzuwachs ans Licht der Welt zu führen. Adil war außer sich vor Freude, denn ein weiteres Kind wäre noch ein weiterer glücklicher Zuwachs für die Familie und so begann er für das nächste Kind Vorbereitungen zu treffen.
Kadira war ebenfalls glücklicher Laune und als Adil eines Tages von der Karawane wegritt, sie rasteten an einer Oase, ging sie etwas abseits um Ruhe für sich, Armin und das ungeborene Kind zu finden. Sie ließ sich unter einer schattigen Palme nieder und genoss den ruhigen Moment, Armin an ihrer Seite, der etwas döste.
Doch nach einer Weile erwachte Armin und lief neugierig umher, sich Büsche und ein paar Felsen ansehend, sodass er auch aus der Sicht der Mutter geriet. Als er diesen Umstand bemerkte, schaute er sich panisch um, wohl hatte er die Orientierung verloren und lief ungezielt umher, bis er Schreie hörte. Er lief in die Richtung der Schreie und lugte dann ängstlich um einen Felsen herum. Armin sah, wie verwahrloste, zerlumpte Gestalten auf seine Mutter einprügelten, ihr die Kleidung wegrissen und alles von Wert mitnahm. So schnell wie diese Banditen kamen, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Armin lief dann, als die Männer wegwaren, schnell zu seiner Mutter und sprach mit ihr. Fragte sie, was ihr passiert sei. Doch sie blutete stark und antwortete nicht, auch auf mehrfaches Ansprechen zeigte sie keine Reaktion. Er vergrub sein Gesicht in ihren Bauch und weinte. Armin verstand nicht, warum sie nicht mehr mit ihm redete und nur so da lag.
Es wurde dann schon dunkler, als Adil die beiden fand. Wortlos trug er Armin und die tote Kadira zurück zu seinem Stamm und sie verbrannten ihren Körper sodann, dass die Asche frei mit dem Wind umherreisen konnte.
Vater und Sohn
Der Verlust Kadiras war ein herber Rückschlag. Nicht nur für Adil und Armin, sondern auch für den ganzen Stamm. Es war eine freundliche, hilfsbereite Frau von ihnen gegangen. Vor allem Adil hatte sich viele Vorwürfe gemacht und war über mehrere Wochen und Monate hinweg untröstlich und machte sich selber Vorwürfe. Er hatte sie allein gelassen und hatte sie nicht geschützt. Diese Vorhaltungen ihm selbst gegenüber machten ihm schwer zu schaffen. Doch Armin war ebenfalls unglücklich und brauchte seinen Vater ebenfalls. Darum fasste sich Adil wieder und ließ Armin all seine Liebe zukommen. Armin war der einzige, der noch eine lebende Verbindung zu Kadira war und das schönste Andenken an Kadira. Armin wuchs heran und blieb weiterhin der Sonnenschein des Stammes und half, wo er nur konnte. Auch er machte sich im Laufe der Zeit immer mehr Gedanken um den Tod seiner Mutter. Immer blieb in ihm ein nagendes Gefühl, dass er ihr hätte helfen müssen. Doch er liebte das Leben und er war oft auf erhöhten Ebenen, wo er den Wind um sich spüren konnte. Manchmal bildete er sich ein, die Stimme seiner Mutter zu hören, die sanft zu ihm sprach und ihn auch sanft umarmte.
Fünf Jahre nach dem Tod Kadiras, entschloss sich Adil seinem Sohn Armin das Kämpfen beizubringen. Zu diesem Zeitpunkt war Armin dann gerade mal sieben Jahre alt geworden. Adil empfand es als wichtig, dass Armin lernte, wie man den Stamm schützen könnte und dass es ihm nicht auch so gehen würde, wie Adil selbst. Dass er sein Licht und seinen Stern verlieren würde. Denn er sagte, eines Tages werde Armin auch eine Frau finden würde, die er bedingungslos lieben würde, für die er alle Mühen aufnehmen würde und wo nichts unangenehm scheinen wird. Und wenn er diese dann gefunden hätte, so sollte er sie auch schützen können, sodass sie immer gesund und sorgenfrei leben könne. Adil lehrte ihn weiterhin die Traditionen und Lebensweise der Verborgenen und ermahnte ihn immer zur Höflichkeit, Respekt und Umsicht. Wichtig hielt er die Freiheit. Es gäbe nichts wichtigeres als jene und er forderte von Armin immer wieder, wenn er drohte aufzugeben, für diese Freiheit, die ihm zustand, auch einzutreten, damit auch andere seines Volkes sie genießen konnte. Denn die Freiheit, so sagte Adil, sei ihm das wichtigste, doch die Freiheit ist auch sein Volk. Armin war von dem Freiheitsgedanken besessen. Er liebte den Wind, wie er über die Wüste blies. Jener war sanft, trug Gerüche und Stimmen heran, kühlte die Stirn und war so unendlich frei. Er konnte dahin gehen, wo es ihn beliebte und niemand schrieb ihm vor, was er zu tun und zu lassen hatte. Aber er konnte sich auch durchsetzen. Wenn sein Zorn anstieg, entfachte sich der Wind zu einem Sturm und war das gefährlichste, was in der Wüste anzutreffen war. Armin schaute oft auf zu dem strahlend blauen Himmel, wo fast nie eine Wolke zu sehen war. Vögel kreisten in der Nähe von Oasen dort herum und er wünschte sich, mit ihnen dort oben zu fliegen, die Welt unter sich weit entfernt zu sehen. Er stellte sich vor, wie es wäre mit dem Wind zusammen zu fliegen, ihn unter den Flügeln zu spüren und von ihm getragen zu werden. Doch mit den Jahren merkte er, dass er wohl nie selber fliegen können würde. Er hatte kein Gefieder und keine Flügel. So hörte er mit immer weiter wachsender Faszination den Geschichten von anderen Reisenden zu, wie sie über die Säbeltänzer sprachen. Sie würden einen Tanz ausführen, der frei und akrobatisch wäre und dass ein jeder Tänzer sich einem Element verschrieben habe. Dieses Element würde ihn dann stark ausmachen und ihn fast wie in Einheit mit jenem erscheinen lassen. So träumte Armin davon, mit dem Wind zusammen zu tanzen. Geschwind und böenartig, aber auch fließend und stetig. Er stellte sich vor, wie er mit den Säbeln um seine Liebsten herumtanzte, alles schädliche wie der Wind fortblies und abwehrte und dann mit dem geballten Zorn des Sturms zurückschlug. So entschloss Armin sich, irgendwann nurnoch den Säbel zu führen, damit er seinen Traum eines Tages erfüllen könnte.
Als Armin das Mannesalter erreichte, entschloss sich Adil, ihn auf eine Reise zu schicken. Armin sollte sich selber kennenlernen. Andere Menschen, die ihn nicht nur wegen seiner Familienzugehörigkeit achteten und schätzten, die ihn aber auch kritisierten und vielleicht sogar feindselig gegenüberstanden. Adil gab ihm seine alte Rüstung mit und einen Säbel. Er solle die Kunst des Säbels erlernen und wenn er hart zu sich selber wäre, andere immer respektiere, diene und für die Freiheit eintrete, so würde er eines Tages seinen Traum erfüllen. Armin würde ein Säbeltänzer werden. Den Tanz des Windes ausführen und sein geliebtes Volk beschützen. Und vielleicht, so war die Hoffnung des Vaters, konnte er ihm Frieden bringen. Frieden, den er seit dem Tod Kadiras nicht mehr gefunden hatte.
Der ruhelose Ahn
Was hat es hiermit auf sich? Gerüchte kursieren. Ab und an sieht man, wenn man Glück hat, aus den Augenwinkeln einen dunklen Schemen, der sofort verschwindet, wenn man genau hinsieht. Dieses Phänomen tritt ab und an auf, wenn man in der Nähe von Armin weilt.Die Ankunft
Die Nacht war schon lange hereingebrochen, als er sich unter einer großen Palme in der Oase namens Blüte des Südens niederließ. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen, so ereignisreich wie die letzten Tage der Reise nicht waren. Lange war er durch die Wüste gewandert, von Oase zu Oase und nun war er hier angelangt. Sein Vater, Adil, schickte ihn fort von seinem Stamm. Er sollte die Welt da draußen kennenlernen und verstehen. Er sagte auch, dass Armin vielleicht seinen Weg finden würde, seinen Platz in der Welt.
Mit all dem Wissen, mit all der Erziehung und mit all den guten Wünschen, die er zum Abschied bekommen hatte, zog er los um sein Glück zu suchen und einen Weg zu finden, seinem Volk zu Diensten zu sein. Dabei war es Armin garnichtmal so unklar, was er denn nun werden wolle. Er war sturmgeboren, der Wind, die Luft war sein Element mit dem er gleichzeitig das Licht der Welt erblickte. Der Wind trug ihm Gerüche zu, zeigte an, wenn der seltene Fall eintrat und es regnete und warnte ihn vor Gefahren wie Sandstürmen oder Feinden, in dem er den Klang ihrer Stimme weitertrug.
Doch Armin wollte mehr. Er wollte ein Beschützer seines Volkes sein, so wie sein Vater es für seinen Stamm ist. Den Weg des Säbels wollte er erlernen und mit dem Wind zusammen einen Tanz ausführen, der seine Feinde täuschte und dann, nachdem er sie in den sanften Böen umwehte, mit Macht zu vernichten. So träumte Armin davon, wie er eines tages vielleicht ein geachteter Kämpfer werden könnte. Und wenn er sich anstrengte, so könnte er seinen Traum erfüllen. Einen Traum, der aus Geschichten und Legenden entsprang. Eben jener Traum in dem er mit dem Wind tanzt und seine Feinde vernichtet. Der Traum, ein Säbeltänzer zu sein.
Doch sein Vater zerstörte alle falschen Illusionen. Er müsste hart arbeiten, an seinen Künsten, an seiner Disziplin und am Willen anderen zu dienen. Wenn er all dies bewerkstellige, dann wäre es sogar möglich. Doch die Illusion, der Traum könne sich von alleine erfüllen, ward nicht mehr.
Von jugendlichem Eifer angetrieben, schreckt Armin nicht davor zurück, sich bis an seine Grenzen zu verausgaben, zu lernen und jedem aus seinem Volke zu unterstützen, wie er nur konnte. Und wenn er vielleicht genug gearbeitet hatte, kam er seinem Traum nach. Dann könnte sein Vater stolz auf ihn sein und seine Mutter würde aus dem Reich der Ahnen zuschauen und lächeln.
In Gedanken ließ Armin den heutigen Tag Revue passieren. Zuerst lernte er die liebreizende Blume Alayca Zuma kennen und fast zeitgleich den Esseri Kadir al Scharaf. Sie sprachen über vieles und es stellte sich heraus, dass Alayca eine Scholarin des Feuers und Kadir ein Scholar der Erde war. Armin war zutiefst beeindruckt, gleich mit zwei Wissenden um die Elemente an einem Tisch zu setzen.
Später begab er sich auf Erkundung der Oase und kam auch in die Minen und in ein Höhlensystem, wo widerliche Untote ihr Unwesen trieben. Sie schienen nicht stark zu sein und Armin schiff an einen wenigen seine Künste mit dem Säbel.
Später kehrte er zurück zu der Bank, was auch ein Versammlungsort zu sein schien und traf gleich auf mehrere Personen. Aufgrund der Fülle und der turbulenten Gesprächsthemen konnte er sich nicht mehr an alles erinnern. Doch er lernte Esseri Devin, den Bruder der Blume Alayca, die Schneiderin Rya und die Schamanin Asra kennen.
Asra schien ein besonderes Interesse an seiner Entdeckung der Höhlen mit den Untoten zu zeigen. So führte er sie mit dem Scholaren kadir dorthin und sie stellte einige Untersuchungen an. Es waren wirklich ungeheure Dinge, die sie da tat. Sie erklärte, dass sie die Energie der Wesen sammle. Was sie damit tun wollte, verriet sie allerdings nicht. Armin beschloss auch, nicht weiter darüber nachzudenken.
Es machte sich dann allerdings die Erschöpfung in Armin breit und er verabschiedete sich von den beiden und nun lag er hier, seine Gedanken um all die neuen Personen und Ereignisse, die er alle noch ordnen musste. Doch eines wusste er genau: Diesen Menschen durfte nichts passieren. Er schwor sich, auf sie achtzugeben und sie zu schützen.
Er breitete die Decke über sich aus und gähnte. Bevor Armin einschlief erinnerte er sich an einen Satz, den sein Vater ihm eindringlich immer wieder sagte und dem der Scholar Kadir viel Wert beilegte:
"Ich liebe die Freiheit, doch die Freiheit ist auch unser Volk".
Das Einleben in die Oase
Ein neuer Tag brach heran. Armin war früh aufgestanden, um den Sonnenaufgang in der fremden Oase zu bewundern. Irgendwie schien er hier freundlicher und wärmer zu sein, als in der weiten Wüste. Dort war der schöne, hinter wabernden Schleiern, verborgene Sonnenaufgang eine Ankündigung für die sengende Glut des Tages.
Doch hier war alles ruhig und Armin ließ sich den kühlen Morgenwind durch die offenen Haare wehen, es genießend.
Der Tag verging wieder wie im Fluge, viele neue Menschen lernte er kennen. Darunter Devin, Delia, Nadira und Shakir. Er unterhielt sich lange mit Rya und Asra, über neue Kleidung und wieviel es denn kosten würde. Auch probierte er einige neue Roben und Turbane aus, was Asra zu interessieren schien. Und irgendwie war ihm ihre Meinung dazu wichtig. Auch bemerkte er, dass sie sich ein bestimmtes Kleidungsstück, einen seidenen Kafran, wünschte. Doch der Preis war immens hoch und Armin hatte von solch einer Summe noch nie gehört.
Doch er wusste, wenn er eine Möglichkeit fand, würde er Asra diesen Kafran zum Geschenk machen. Zu dienen bedeutete auch, anderen eine Freude zu machen. Und er wollte Asra lächeln sehen.
So trat dann alsbald ein vermummter Mann herbei. Ihm selbst hätte Armin kaum Bedeutung zugewendet, vermummen sich doch viele aus seinem Volke. Aber irgendwie entstand eine angespannte Stimmung und auch er spannte sich an, bereit jeden anderen zu verteidigen. Die Hand lag schon am Säbel. Doch anscheinend wollte der Mann nur die anwesenden Scholaren auffordern, sie zum Palast zu geleiten um eine Unterweisung zu erhalten. Daraufhin entspannte sich alles.
Armin traf sodann auf Milou, der ihm von Jaafar erzählte. Ein interessanter Mann und eine Berühmtheit in der Oase, wie es schien. Milou deutete an, dass Jaafar mit dem Weißen Olivenbaum verbunden sei und somit die Göttlichkeit beweise. Was er auch immer damit meinte. Doch das ungeteilte Interesse erlangte Milou, als er erwähnte, dass auch Jaafar nach dem Weg des Säbeltanzes strebe. Armin war bewusst, dass er selbst noch weit von der nennenswerten Erwähnung eines Säbeltänzers war. Beileibe nicht! Er war froh, dass er den Säbel einigermaßen führen konnte. Doch ließ diese Bemerkung Milous sein Herz entflammen und aufgeregt pochen. Dieser jaafar, so wusste Armin, war wichtig für ihn und sein weiteres Vorankommen. Er würde sein Lehrmeister sein. Blieb es nurnoch, ihm zu begegnen und ihn davon zu überzeugen.
Alle verschwanden dann ersteinmal irgendwohin und Armin nutzte die Gelegenheit, sich wieder in die Höhlen der Untoten zu wagen. Er erschlug einige Kopflose, Zombies und Skelette und nahm die Knochen und das Gold mit. Er schien diesmal besser geübt und aufgewärmt, hatte er doch den Vormittag genutzt, einige Trockenübungen mit dem Säbel zu machen. Jedenfalls fiel es ihm leichter, die Skelette zu besiegen.
Wieder draußen angekommen, unterhielt er sich mit Shakir. Über die grünen Lande und die Nordlande. Es weckte sein Interesse und er wollte es unbedingt einmal sehen. Vielleicht konnte er jemanden überzeugen, ihn zu begleiten. Shakir, Kadir oder Asra vielleicht.
Auch versprach er, für Shakir und Nadira Wölfe zu jagen, wenn er denn welche fand und das Leder zu besorgen. Immer neues und interessantes kennenlernen, das war sein Bestreben.
Auch unterhielt er sich danach mit Kadir und Asra, die sehr erschöpft wirkte. Sie trug diesmal auch eine Lederrüstung, deren Grund er nicht erahnen konnte. Doch die beiden verabschiedeten sich alsbald, aufgrund von Müdigkeit.
Ein wenig verlassen vorkommen streifte Armin dann durch die Oase, wo er auf Milou stieß. Der ihm zeigte wie man mit Knochen eine Menge Geld verdienen konnte. Das ließ Armin hoffen, genug Geld anzusparen für das Kleid Asras. Er verdiente an dem Knochenmehl sage und schreibe 12 Silber und 46 Kupfermünzen. Eine Summe, die Armin zuvor noch nie gesehen hatte! Doch seinen ersten Lohn knöpfte ihm Milou gerissen ab. Indem er ihm etwas verkaufte und seine Dienste mitbezahlen ließ. Doch Armin ließ den freundlichen Mann gewähren, verdient hatte er es ja. Was wäre er, wenn er sich um Geld streiten würde?
So schlief Armin wieder unter seiner Palme ein, die Decke über den Körper gezogen und zufrieden. Es fühlte sich nach zwei Tagen schon wie zu Hause an.
Erste Erfolge und beginnende Freundschaft
Schweiß lief ihm über die Stirn, als er mit Kraft und Mühe die Knochen zermahlte. Knochen um Knochen legte er in den Mörser und folgte Milous Rat. Er hatte eine ganze Weile in den Höhlen zugebracht und Untote erschlagen. Vornehmlich hatte er Skelette gesucht, um sie ihrer Knochen zu erleichtern. Aber wenn ihm ein Gegner zu nahe kam, war er auch nicht sehr wählerisch gewesen. Armin musste sich selbst zugestehen, dass er in den drei Tagen, die er hier war, erstaunliche Fortschritte machte in seiner Kampfkunst. Doch war er noch unzufrieden. Viel mehr musste er erreichen. Viel mehr musste er noch lernen. Nicht nur über den Kampf, sondern auch über viele anderen Dinge. Über die Elemente, die Menschen die in der Oase wohnten und über den Rest der Welt. Und vor allem musste er sich selber kennen lernen, sich selber darüber klar werden, was er eigentlich war.
Er hatte sich am Anfang des Tages mit einer Feder beschäftigt. Sie war ihm entfallen, doch heute morgen entsann er sich ihrer wieder. Kadir hatte sie am ersten Tag bei Armin gelassen und dieser fragte sich dann auch, warum. Viel Gedanken machte er sich und kam zum Schluss, dass die Feder ein Symbol der Freiheit war. Sie ermöglichte es den Vögeln zu fliegen und frei zu leben und der Raub dieser Federn würde ihnen das alles nehmen. Bei einem späteren Gespräch mit Kadir am Abend, bestätigte dieser ihm jene Schlussfolgerung.
Das Gespräch rankte sich noch um einige andere Themen, so auch eine Kampflektion, die Armin von Kadir nicht erwartet hätte. Sie sprachen auch über Asra. Armin fragte Kadir, ob ihm auch eine tiefergehende Traurigkeit an ihr aufgefallen sei. Er verneinte dies und sprach davon, dass sie eine schwere Last trüge, doch glücklich auf ihrem Weg sei. Dass sie als ihr Wesen anerkannt werden wollte und nicht immer nur als Frau. Er räumte allerdings ein, dass er sich auch irren könnte. Nun, jedenfalls war Armin dieser Gedanke noch nicht gekommen und er würde in Zukunft darauf achten, nichts falsches gegenüber Asra zu erwähnen. Er wollte sie nicht ungewollt beleidigen. So überlegte er auch, ob er wirklich den Kaftan ihr zum Geschenk machen sollte. Seine Absicht war es sicher nicht, sie nur als Frau hinzustellen. Er schätzte sie, wie sie war und er wollte ihr eine Freude machen. Aber er hatte auch Angst, es doch zu tun und sie damit zu beleidigen. Schwieriger als gedacht!
Armin schüttelte den Kopf und schalt sich selbst in Gedanken. Zuviel Gedanken machte er sich um Frauen. Asra war keine Schönheit wie Alayca, aber dennoch hatte sie es ihm angetan. Doch er hatte andere Dinge zu tun. Sein Ziel war klar und er musste hart daran arbeiten. Asra selbst hatte ebenfalls viel Arbeit vor sich und es würde die beiden behindern, wenn sie sich zuviel Gedanken umeinander machen würden. Mal davon abgesehen, dass Armin nicht davon ausging, dass Asra sich solche Gedanken um ihn machte und er lachte sich innerlich selber aus, was er doch für ein junger Narr sei, solche Gedankengänge überhaupt zu führen.
Ächzend füllte er das Mehl dann in einen Beutel und rieb sich die Handgelenke. Wahrlich keine einfache Aufgabe, diese Knochen zu zermahlen! Er trug seine Ausbeute sodann gut gelaunt zum Zunftmeister um sie zu verkaufen. Doch dieser teilte ihm mit, dass sie immernoch das mehl vom Vortag hätten und nichts weiter benöitgten vorerst. Etwas enttäuscht kehrte Armin zurück, zuckte dann aber die Schultern. Irgendwann werden sie es brauchen.
Er legte den Beutel dann zurück in sein Bankfach und suchte sich wieder seine Palme, unter der er immer schlief. Er deckte sich zu und schaute durch die großen Blätter zum Himmel. Seine Gedanken noch immer durcheinander. Kadir und Asra waren ihm am nächsten hier geworden. Er genoss die Gespräche mit ihnen. Armin hoffte, dass er sie beide bald wiedersehen würde. Dann könnten sie ja auch wieder zusammen die Höhlen besuchen.
Er schaute noch lange in die Himmel, bevor er einschlief.
Übungen, die Kraft der Elemente und Magie
Als die ersten Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten, öffnete Armin seine Augen. Er richtete sich langsam von seiner Lagerstatt auf, etwas versteckt hinter dem großen Kaktus. Einige Minuten verbrachte er damit, den Sand aus seinen Kleidern und von der Decke zu klopfen, ehe er sich dann streckte und der aufgehenden Sonne entgegen lächelte. Er fühlte, dass es ein guter Tag werden würde und seine Laune hob sich nocheinmal ein gutes Stück.
Seine ersten Schritte führten ihn zum Quell, wo er sich das Gesicht wusch und seinen morgendlichen Durst stillte. Sein Blick wanderte umher und er lächelte. Zu dieser Tageszeit war es in der Oase noch ruhig. Wenig andere Bewohner zeigten den Drang, um diese Stunde aufzustehen. Armin suchte sich ein ruhiges Plätzchen, dort, wo die Sonne noch nicht hinschien und der Schatten kühl war. Er zog seinen Säbel und übte einige Grundstellungen. Er bewegte den Säbel lagsam seitwärts, aufwärts, abwärts. Dann mal schneller und dann wieder langsam, immer einer gewissen Abfolge nach. Wer ihn dabei beobachtete, wird die konzentrierten Züge erkennen, so als mache er sich jede Bewegung bewusst und als ob er einem bestimmten Ablauf folgen würde.
Nach einigen Stunden des konzentrierten Übens, hängte er seinen Säbel wieder ein und erfrischte sich abermals an der Quelle. Das war das Unangenehme an diesen Übungen. Sie ließen ihn schwitzen und dursten. Er setzte sich dann auf eine Bank, nahe des Oasenflusses und holte ein kleines Notizbuch heraus. Dalia gab es ihm, nach dem er ihr einige Löcher in der Bauch gefragt hatte. Seine Züge erhellten sich kurz und er lächelte. Mit Dalia müsste er sich wohl auch noch öfter unterhalten, sie schien ganz eigene Ansichten zu haben. Doch daraufhin konzentrierte er sich auf das Buch und las es. Von den Elementen und ihren Essenzen handelte es. Von ihren Wechselwirkungen und Eigenschaften. Besonders interessant war es für ihn, dass die Elemente Wasser und Luft näher beschrieben worden waren. Vor allem der Abschnitt der Luft interessierte ihn besonders und er las es sogar mehrmals.
Nach einer Weile klappte er das Buch zu und rieb sich sachte mit dem Zeigefinger an der Stirn. Es war für ihn nicht einfach, dass alles zu verstehen. Auch hatte er noch nicht alles verstanden. Armin würde das Buch wohl noch öfter lesen müssen. Doch eines wusste er nun: Das Element Luft war das freiste Element. Aber es diente auch jedem anderen Element mehr, als es die anderen untereinander taten.
Luft speiste das Feuer oder erlosch es, Luft bewegte das Wasser und trug die Wolken und den Regen und Luft bewegte die Erde und alles, was aus ihr wuchs. Brachte den Regen und die Wärme und ermöglichte das Wachstum. War er auch so? Diente er jedem? Oder diente er doch nur sich selbst? Er wollte frei sein, doch lagen ihm auch die anderen seines Volkes am Herzen. Wie könnte er ihnen dienen und selbst frei sein? Eine wichtige Frage, wie er fand. Er würde Kadir oder Asra um Rat fragen.
Bei diesem Gedanken erinnerte er sich an seinen letzten Ausflug in die Höhlen der Untoten. Er sah auch ein Skelett, dass in Roben gewandet war und rattenartige Kreaturen. Doch das besagte Skelett beschäftigte ihn mehr. Es war schnell mit seinem Stab und das letzte, woran sich Armin erinnern konnte, bevor er wieder erwachte, war dass es seltsame Worte sprach. Der Heiler, der sich um ihn kümmerte, berichtete ihm, dass eine Wachstreife gerade zu ihm gestoßen wäre, als er zu Boden sank. Die Wachen streckten die Kreatur nieder und brachten Armin zum Heiler. Dieser ermahnte ihn, dass er wahrlich Glück gehabt hatte und das nächste Mal mehr achtgeben sollte und vielleicht auch nicht alleine in die Höhlen zu gehen.Armin dankte ihm für seine Hilfe und für den Rat und verließ ihn mit brummenden Schädel.
Er wollte Asra fragen, was das für eine Kreatur war. Sie schien sich mit diesen Wesen besser auszukennen und vielleicht konnte sie etwas gegen sie unternehmen.
Armin aß einige Datteln und stand dann auf, das Buch wieder sorgfältig einpackend und sich umsehend. Er war gespannt darauf, was ihm dieser Tag noch bringen würde.
Fliegende Teppiche und eine fremde Stadt
Ein Glücksgefühl durchströmte seinen Körper, als er sich wieder unter seiner Palme zur Ruhe bettete. Gerade kam er mit dem Teppich wieder in der Oase an. Er war in der Kaiserstat gewesen. Das war nicht geplant, aber Goran ist durch ein Missgeschick dorthin gelangt. So ist er mit Nelyfa zusammen dorthin und haben ihn aus einem Loch gerettet, in das er gefallen war. Bei diesem gedanken musste Armin nochmal lächeln. Goran war schon ein seltsamer Kerl. Irgendwie abwesend, dann auch wieder mit vollem Leben dabei. Und schusselig war er. Aber das war ja keine schlechte Eigenschaft. Nelyfa hatte er erst heute kennengelernt. Sie war eine rothaarige Kriegerin, die Armin durchaus zu erschrecken vermag, wenn sie wieder einen impulsiven Ausbruch hat. Er war geneigt, sie als verrückt einzustufen. Doch das wäre nicht nett gewesen. Sie kümmerte sich um ihn, zeigte ihm Kampftechniken und Jagdgebiete. Half ihm die richtigen Stellungen im kampf zu finden. Er schätzte dies sehr.
Auch war heute der große Tag gekommen, als er Jaafar begegnete. Soviel hatte er von ihm gehört. Und er war keine Enttäuschung. Wie ein wahrer Krieger der Wüste stand er vor ihm. In einer wüstenfarbenen Lederrüstung gekleidet und mit zwei Säbeln in der Hand. Er nahm sich Goran und Armin an und rüstete sie aus und er versprach Armin, ein Gespräch zu führen und ihn zu unterrichten. Nun war sich Armin sicher, dass er auf dem besten Wege war, seinen Traum zu erfüllen.
Wieder schweiften seine Gedanken zurück zu der Kaiserstadt. Sie war groß und irgendwie...muffig. Aber auch sehr interessant und er bewunderte die großen Gebäude, das viele Wasser und die grünen Wiesen und Bäume. Sie kamen an einem Gasthaus vorbei und Nelyfa besorgte ein Getränk namens Bier. Armin kannte dies nicht und trank einige kleine Schlucke. Er ließ den Geschmack über seine Zunge rollen und nahm ihn auf. Es war widerlich. Bei der nächsten gelegenheit, Nelyfa war wieder, aktiv wie sie war, vorausgeeilt, stellte er den Bierkrug auf irgendeiner Bank ab. Normalerweise war er nicht so unhöflich, aber das Zeug versprach nichts gutes.
Sie kamen zum Hafen und ein befremdlicher, aber nicht unbedingt schlechter Geruch stieg ihm in die Nase. Es war ein geruch von Meerwasser und irgendwas, was mit diesen Schiffen zu tun hatte. Es war kein reiner Geruch, doch der Geruch des Meeres war ihm immer willkommen. Es gab hier viel zu sehen, Früchte aus aller Länder, vielfältig und interessant. Abstoßender Weise lagen auch gehäutete Hirsche auf dem Boden. Wenn die Bewohner das aßen, waren sie sehr hart im Nehmen, dachte Armin diplomatisch. Doch dann entschieden sie, wieder zurückzufliegen. Dort verabschiedete sich Armin von den anderen beiden, um schlafen zu gehen.
Seine Gedanken kreisten noch um die Jagdexkursionen in der Wüste und in den Höhlen. Es war ungleich interessanter mit anderen zusammen zu jagen, als alleine. Bevor er einschlief, dachte er noch an Jaafar, wie dieser ihn beeindruckte und wie er sich erhoffte, unter ihm zu lernen. Doch der letzte Gedanke vor dem Schlafen war das vage Bedauern, Asra heute nicht gesehen zu haben.
Gefälligkeiten, Austausch von Erfahrungen und Übermut
Glücklich war er gewesen, dass er diesen Einfall hatte. Das war die Lösung! Er hatte sich wahrlich den Kopf darüber zerbrochen und nun hatte er es. Armin bat Rya um einen Gefallen, während diese ihm das färben von Kleidung erläuterte. Er hatte sie dafür extra von den anderen weggelotst.
Armin bat sie, wenn Asra das nächste mal nach dem seidenen Kafran fragte, von ihr nur die Hälfte zu verlangen. Dafür gab er ihr schon die 30 Silber im Voraus. Sie erklärte sich mit einem Lächeln einverstanden, dass ihn irgendwie stutzen ließ, doch dachte er sich nichts weiter dabei.
Als er den Gefallen geäußert hatte und sie zustimmte, wendeten sie sich dann den Farben zu und Armin färbte unter der Anleitung von rya seine neue Robe und den Turban. Doch wie es schien, war es keine Sekunde zu früh, dass er sie um den Gefallen bat. Während Armin noch mit den Unterarmen in Farbe steckte, kam Asra des Weges und gesellte sich zu ihnen. Sie wollte auch etwas von Rya und Armin zog ganz aufgeregt die Kleidung durch den Färbetopf. Jetzt nurnicht durchdrehen und ganz ruhig bleiben! Er sprach sie daraufhin sogar an und bat sie um den Rat, den er erhoffte betreffs des Skelettmagiers. Oder was auch immer das war. Doch das musste anscheinend noch warten.
Rya und Asra zogen sich zusammen zurück, während Armin dann Nadira abfing, als diese vorbeikam. Die Kleidung musste noch trocknen und er verkaufte ihr dann die Wolfslederlagen. Auch sprach er weiter mit ihr und äußerte seine Hoffnung, auch sie näher kennenzulernen. Er sah sie bislang nur kurz.
Auf seinem Weg zurück zur Taverne traf er auf Khabas, den hiesigen Schmied. Der lud ihn gleich auf ein Essen in der Taverne ein und die beiden speisten zusammen. Der kräftige Schmied klagte von seinem Leid, dass er nur reparieren müsse und nicht mehr ordentlich schmieden. Umso mehr freute er sich über das Interesse Armins, einen neuen Säbel anfertigen zu lassen. Sogleich zog er los in die Mine mit Armin zusammen und schmiedete unter Geduld und harter Arbeit den typischen südländischen Krummsäbel für ihn. Derweil kamen rya und Asra ebenfalls vorbei und betrachteten das Werk. Rya schien hingegen mit Khabas ein Liebespaar zu bilden, so sehr wie sie sich anhimmelten. Armin musste lächeln, es war schon süß anzusehen, was aus einem Mann und einer Frau wurde, wenn sie sich liebten. Innerlich schüttelte er darüber den Kopf. Doch andererseits musste er sich auch zusammenreißen, als Asra zu ihm trat, mit dem seidenen Kafran, um den Armin vor garnicht allzulanger Weile gebeten hatte. Er zwang sich, den Blick zu heben und zu lächeln. Und so trug er ihr auch sein Anliegen vor, betreffs des untoten Magiers.
Sie schien davon interessiert zu wirken, aber sie bedauerte, dass sie nichts weiter dazu sagen konnte. Sie selbst schien auch einmal einer Attacke von einem dieser Wesen betroffen gewesen zu sein und empfand sie wohl als zu stark. Von seiner Begegnung mit diesem Wesen verschwieg er ihr den Teil, dass es ihn fast umgebracht hätte, das musste sie ja nicht wissen. Als er noch etwas nachfragen wollte, unterbrach ihn ein scheußliches quietschendes Geräusch und er blickte zu dem grinsenden Khabas, der wohl gerade den Säbel schliff. Diesen überreichte er ihm dann auch und Armin bewunderte den Säbel eingängig. Der Griff war fest und man konnte ihn gut führen. Der Stahl sah elegant geschwungen aus und spiegelte sich im Licht des Feuers. Er nickte zufrieden und entlohnte Khabas für seine Arbeit. Asra kommentierte, dass es eine gute Waffe für einen Beschützer der Oase sei und Armin schien nachdenklich. War er denn ein Beschützer der Oase? Er versuchte es, aber er war noch lange nicht gewandt genug dafür. Er müsste noch viel üben. Doch er war erfreut über Asras Worte. Sie schien ihm ja einiges zuzutrauen.
Daraufhin begaben sich alle zu dem üblichen Treffpunkt in der Oase. Sie saßen beisammen und Asra fragte Armin, ob sie ihr Kleid denn anprobieren solle, da es doch wenig Gelegenheiten gab, es zu tragen. Er bejahte dies sofort und lächelte freudig in sich hinein. Das ist der Moment, auf den er gewartet hatte.
Nach einer Weile kam sie zurück, in dem Kaftan und Armin musste zusehen, dass er seinen Mund nicht offen stehen ließ. Sie sah wunderschön darin aus und das Lächeln dazu war bezaubernd. Er war zufrieden damit und der Aufwand vorher hatte sich gelohnt. Ein wenig schmerzte es ihn, dass er Rya bat, nichts von seiner Beteiligung zu erwähnen, doch ihr Aussehen und ihr Lächeln waren ihm Lohn genug. Er musste öfter zu Asra schauen, als sie Erdbeeren aßen. Er bewunderte sie in diesem Kaftan und zwang sich immer wieder dazu, woanders hinzuschauen. Bloß nicht auffallen. Irgendwo in der hintersten Ecke seines Verstandes fragte eine kleine Stimme: "Warum das auf einmal?", doch er beachtete sie nicht.
Asra verabschiedete sich dann nach dem Essen wieder, wohl wollte sie irgendwelche Geister fangen gehen. So hörte es sich zumindest an. Es schüttelte ihn immernoch innerlich bei dieser Vorstellung, doch er vertraute darauf, dass Asra wusste, was sie tat. Auch wenn sie nicht selbst davon überzeugt schien.
Milou kam hinzu und alberte herum, was Rya einen Lachanfall nach dem anderen bescherte. Auch Armin musste lachen, doch seine Gedanken lagen woanders. Dann las Milou aus einem Buch eines Mittelländers vor. Es war eine seltsame Geschichte und die Mittelländer mussten schon ein seltsames Völkchen sein.
Und dann passierte es. Khabas kam und brachte jedem etwas mit. Milou und Armin brachte er Wein mit, wovon dieser einen Schluck kostete. Er war garnicht so schlecht, schmeckte süß und fruchtig. Vorsichtig nahm er noch einen Schluck und noch einen weiteren. So recht wusste er dann nicht, warum die anderen lachten, aber es schien lustig zu sein. Rya meinte, er solle ihr am Mundwinkel wischen, doch als er es versuchte, lehnte sie sich lachend zurück und sagte, dass er sich bei sich selbst den Mundwinkel wischen sollte. Frauen, konnten sich auch nicht entscheiden! Er wischte sich dann an seinem Mundwinkel, nachdem er ihn einmal verfehlt hatte und sah stirnrunzelnd zu dem Sabber. Wo kam der denn her? Er schaute dann wieder auf und sah die anderen lachen und wie sie sagten, dass er noch zu jung sei um einen Wein zu vertragen. Unsinn! Wie um es zu beweisen, trank er noch einen Schluck, was nach mehreren Anläufen auch klappte. Wieso war es nur so schwer, das Glas zum Mund zu führen? Blödes Glas!
Dann sagten die anderen, dass sie ihn in den Fluss werfen sollten, damit er wieder bei Sinnen wäre. Ha, als ob er das nötig hätte, die anderen waren doch selbst nicht bei Sinnen! Nunja, es wurde ihm irgendwie zu albern (es ging ja auf seine Kosten) und er stand auf. Die Welt drehte sich und er musste sich schnell an dem Stuhl festhalten. Überrascht schaute er sich um und blinzelte. Langsam verabschiedete er sich von den anderen und machte sich auf zu seiner Schlafstatt. Irgendwie war es garnicht so einfach und beinahe fiel er in einen Kaktus, dem er noch rechtzeitig ausweichen konnte.
Endlich fand er seine Palme hinter dem großen Kaktus an der Quelle und legte sich hin. Fast sofort schlief er ein, ohne noch einen festen Gedanken greifen zu können.
Der neue Feind: Wüstenorks! - Freundschaftsdienste
In der Oase gab es auch Schatten, wie Armin nun feststellen musste. Es war der erste Abend, wo er nachdenklich und betrübt sich zur Ruhe begab. Er lag noch eine Weile unter der Palme wach und dachte über den Verlauf dieses Tages nach.
Früh war er aufgestanden und traf Nylefa und Amea. Letztere war eine neue Bewohnerin der Oase und war eine Schreinerin. Wohl waren jetzt einige andere Bewohner glücklich. Die beiden hatten ein Erlebnis hinter sich, das beunruhigend wirkte. Sie erlitten Verbrennungen magischen Ursprungs. Diese sollten von einem aggressiven Wesen an einem Tor des Wanderns in der Wüste stammen. Was es damit auf sich hatte, konnte Armin sich nicht erklären. Auch Nelyfa schien davon nicht allzuviel zu wissen. Er forschte solange nach, bis er herausfand, wo das Tor stand. Allein wagte er es nicht, sich dorthin zu begeben. Aber den Standort zu wissen, war nicht verkehrt.
Am späteren Tag machte er sich wieder auf in die Wüste. Er hatte gestern ein Lager der Orks entdeckt und Armin wollte sich mit diesen Kreaturen messen. Sie sollten ja unglaublich stark sein. Auch die erste Begegnung mit einem der orks lief heftiger ab, als erwartet. Armin musste oft in Deckung springen, die Armbrustbolzen flogen immer knapp an ihm vorbei, bis er den ersten Ork erreichte und dann in den Nahkampf band und nach einer anstrengenden Auseinandersetzung sogar besiegte. Vorsichtig wagte er sich weiter vor, bis er zu einem Turm kam. Unten lief eine Wache mit einer großen Axt, die er mit Mühe und Not ebenfalls niederringen konnte. Doch in den Turm wagte er sich alleine nicht hinein.
Später mit Goran zusammen, erkundeten sie den Turm. Es waren schwere Kämpfe, doch Gorans Armbrust leistete gute Dienste. Ein wenig neidisch betrachtete Armin seine Leistung, gegen die seine eigene etwas lächerlich aussah. So einfach konnte er keinen Ork im Nahkampf bezwingen. Doch es war ihm ein Ansporn, witer zu üben.
Noch später am Abend traf er am Bankgebäude Asra. Armin freute sich, sie zu sehen und genoss die kurze Unterhaltung mit ihr. Sie erzählte, dass sie von einem Wesen verfolgt wurde und lieber in die Oase zurückkehrte (sie war in der Wüste unterwegs). Auf den Hinweis, dass sich ein Wesen nahe des Tors befand, erwiderte sie, dass es damit zusammenhängen konnte. Armin machte sich deswegen Sorgen, aber er sah nichts, was er dagegen tun konnte. Daraufhin verabschiedete sie sich auch bald wieder und er seufzte. Sie schien nie richtig Zeit zu haben, mit ihm zu reden. Vielleicht war es ihr zu langweilig, über alltägliche Dinge zu reden. Er wollte sie ja auch nicht ständig mit irgendwelchen Fragen überfallen und über Geister und Ahnen wusste er nicht viel. Vielleicht war ihr auch seine Nähe unangenehm. Er schob diese Gedanken unwirsch davon und unterhielt sich weiter mit seinen Tischgefährten.
Nylefa war da und Samirah. Letztere war ziemlich keck und frech und warf Armin ständig irgendwelche Dinge an den Kopf, die ihm eigentlich hätten peinlich sein sollen. Aber er steckte es weg. Es war eben Samirah, die eben eine große Klappe hatte, aber letztendlich war sie ja auch nett. Diese verabschiedete sich ebenfalls schnell und Nylefa und Armin saßen nur kurz allein am Tisch, bis Goran und Amea zusammen kamen.
Bei dem Gespräch mit den beiden fiel Armin auf, dass die beiden sich auf eine gewisse Weise anschauten, die typisch für frisch verliebte Paare sind. Verwundert war er darüber, dass es so schnell ging und dementsprechend kam auch einer dieser Kommentare, wie sie den Tag über auch nur gegeben wurden.
Doch danach schwieg Amea und versank in sich selbst, Armin blickte immer wieder nachdenklich zu ihr, während Goran und Nylefa weiter ihre Späße führten. Armin beteiligte sich nur halbherzig daran, was dazu führte, dass er mit Goran einen sportlichen Zweikampf ausführte. Erst im faustkampf, in dem Armin leicht unterlegen war und dann in Rüstung und mit Waffe. In dieser Disziplin war Armin goran deutlich überlegen, sodass sich ein schneller Sieg abzeichnete.
Doch als sie zurückkehrten, war Amea verschwunden und Armin beschlich ein ungutes Gefühl.
Er hatte eine Ahnung, wo sie könnte und begab sich in Richtung Süden und schaute dann sicherheitshalber in die Schreinerei. Tatsächlich, dort saß sie in einer Ecke, das Gesicht in ihren Rock vergraben und leise schluchzend.
Unsicher war er nun, was er tun sollte, doch setzte er sich dann einfach schweigend dazu, bis sie ihn aufforderte zu verschwinden. Das tat er nicht, er sprach beruhigend und, so wie er meinte, sanft mit ihr. Versuchend herauszufinden, was denn nun geschehen sei. Nach einer Weile fragte sie ihn, ob er denn wirklich denke, dass sie "so eine" sei. Erst konnte er nichts damit anfangen, doch dann ging ihm ein Licht auf. Er war mal wieder zu vorschnell gewesen und jetzt hatte ein Wort, im Scherz gesprochen, eine Frau zum Weinen gebracht. Ein Narr war er doch! Doch er versuchte sie zu beruhigen und erklärte ihr, dass er sie als eine starke Frau betrachte, die wisse, was sie will. Er meinte es ernst, hatte er die Worte zuvor an der Bank doch nicht so gemeint, wie sie es auffasste.
Sie schien es zu verstehen. Auch sagte sie, dass sie vermutete, dass Goran an ihr Interesse hege, aber sie nicht wusste, ob sie ihn derartig mochte. Denn sie kannte ihn ja noch nicht lange. Dann bat, nein, forderte sie ihn auf, dennoch zu gehen. Diesmal erklärte er sich einverstanden und ging langsam, ihr nocheinmal sagend, dass er sie nicht für einen schlechten Menschen hielt.
Zurück an der Bank forderte er Goran auf, zu ihr zu gehen. Er hatte damit zu tun und vielleicht konnte er noch etwas bewerkstelligen. Doch er kam bald zurück und sagte Nelyfa, dass Amea heule und Gefühlsschwankungen hätte. Und dass sie sich in ihn wahrscheinlich verguckt hätte. In diesem Moment verspürte Armin Zorn in sich und er hatte Mühe, diesen in sich zu halten und nicht ausbrechen zu lassen. Wie konnte man nur so abfällig über andere, die ihre Gefühle offenbarten, reden? Und dann auch noch Witze zu machen.
Das war Armin zuviel und er verabschiedete sich von den beiden. Zu Goran noch sagend, dass es traurig sei, dass ihm ihre Gefühle offenbar egal seien.
Nun lag er hier und dachte nach. Er konnte Goran und Nelyfa nicht verstehen. Aber andererseits erlaubte er sich lieber kein Urteil, denn auch er hatte für ihr Leid gesorgt. Oder gerade er. Doch er sorgte sich um Amea, machte sich Gedanken. Er wäre nicht auf die Idee gekommen, sich über sie lustig zu machen.
Er seufzte innerlich. Warum dachte er ständig über so etwas nach. Über sich und Asra. Über Amea, Nylefa und Goran. Es gab weitaus wichtigeres, um das man sich Gedanken machen sollte. Armin wünschte sich, Kadir wäre hier gewesen. Jener hätte sicher Rat gewusst.
Er lag noch eine Weile wach und überlegte hin und her, bis er unter seiner Palme Ruhe fand. Das Zelt wollte er im Augenblick nicht mit Goran und Nylefa teilen.
Freundschaft
Was war das für ein schöner Tag! Der Wind war angenehm kühl und umwehte ihn sanft. Er saß unter seiner Palme und dachte mal wieder nach.
Heute war wieder viel geschehen. Die erste, die er traf, war Amea. Sie schien noch immer schlechter Stimmung und so überredete Armin sie, ihre schlechte Laune an ein paar Kopflose und Skelette auszulassen.Sie kam auch tatsächlich mit und nach einige Ängsten und Widerstrebungen schlug sie tatsächlich sogar auf die Monster ein. Nachdem sie dann aber einen wuchtigen Hieb abbekam, brach Armin das ganze ab und brachte sie nach oben. Er versorgte sie grundlegend erstmal und beruhigte sie. Sie schien ihm das von gestern verziehen zu haben, was ihn ungemein beruhigte.
Doch dann erschien Asra und er unterhielt sich mit ihr eine ganze Weile. Die Zeit schien dahin zu fliegen. Sie erzählte ihm von ihrem Stamm und von ihrer Kindheit. Armin bohrte nicht zu stark nach, fragte mal hier und da neugierig, ließ sie sonst aber erzählen. So erzählte sie ihm auch vertraulich, dass sie ein Reittier beschworen hatte, einen Skarabäus. Armin wunderte sich und war zugleich begeistert. Das war wir echte Zauberei! Sie bot ihm sogar an, es für ihn zu rufen, damit er es sehen konnte. Woraufhin er natürlich einwilligte. Doch sie sagte, es würde noch etwas dauern, es war gerade dunkel, und da fände man die Spuren nicht so leicht. Auch stellte er ihr die Frage, ob sie ihn unterrichten würde. Über die Ahnen und über das, was sie wusste. Sie willigte schnell ein, auch wenn sie einschränkte, dass sie selber noch viel lernen müsste.
So verabschiedeten sie sich ersteinmal und bald darauf traf Armin Amea wieder, die Holz trug. Er nahm ihr etwas davon ab und schaute ihr dann in der Werkstatt zu, wie sie einen Schild anfertigte. Mangrove. So hieß der Baum, aus dem sie das Holz geschlagen hatte. Bei ihrer Arbeit erzählte sie von Goran und was sie von ihm hielt und er lauschte ihr ruhig, ab und an zustimmend nickend. Aber insgesamt hielt er sich zurück. Armin redete ungern schlecht über andere. Goran hatte sich vielleicht ein paar Fehltritte erlaubt, aber deswegen war er für Armin jetzt nicht das Böse in Person. Doch es schien Amea gut zu tun, darüber zu reden, also ermutigte er sie dazu.
Nach einer Weile entschlossen sie sich, etwas essen zu gehen und trafen auf Kadir. Dieser sprach mit beiden freundlich und beantwortete Armin viele Fragen. Armin selbst war auch erpicht darauf, viel von sich zu erzählen. Er wollte den Rat Kadirs und irgendwie sehnte er sich auch nach Anerkennung. Ihm stellte er dann auch die gleiche Frage, wie Asra, ob er ihn unterrichten würde in den Elementen, weil er noch viel lernen wollte. Kadir stimmte zu, was Armin sehr erfreute.
Wohl schlief er dnan mitten am Tisch ein und, wie er später erfuhr, verpasste er damit Asra und Kadir, wie sie das Tor ind er Wüste erkundeten. Er ärgerte sich immens, aber anscheinend hatte er nicht genug geschlafen. Seine Laune hob sich dann aber sichtlich, als er wieder auf Asra traf und eine lange Unterhaltung mit ihr führte. Sie löste dann auch ihr Versprechen ein und sie gingen hinaus in die Wüste. Asra erzählte ihm viel von den Geistern, wie sie um uns waren, von ihrer Großmutter und welchen Weg sie selber einschlagen wollte. Doch in der Wüste dann forderte sie ihn auf, ruhig zu sein. Sie suchte im Sand nach Spuren und schien etwas zu finden. Sie öffnete eine Flasche und sprach leise Worte. In der Flasche wirbelte etwas, das wie Rauch aussah und strömte dann hinaus. Der Sand bewegte sich und bebte, dann grub sich ein großer Skarabäus daraus hervor und Armin betrachtete ihn staunend. Blau schimmernd satnd er dann vor den beiden und Asra ging auf ihn zu, ihn an einer Stelle berührend, die die Stirn hätte sein können und ... tat etwas. Nach einer Weile ließ sie von ihm ab und der Käfer betrachtete Armin aus intelligenten Augen. Irgendwie fühlte er sich genötigt, sich dem Wesen vorzustellen, was zumindest Asra zu erheiten schien. Nur war es ihm aus irgendeinem Grunde nicht peinlich. Sie unterhielten sich dann noch über das Auftauchen der Wesen und wie sich die Ahnen verhielten. Irgendwann verließen sie die Wüste aufgrund der Hitze und gingen zum See nahe des Steinbruchs. Dort erzählte Armin Asra auch einen Teil seiner Lebensgeschichte. Bald würde er ihr auch die ganze erzählen, er hoffte nur, dass sie dann nicht erschrocken war und ihn mied.
Nach einer ganzen Weile, ihm kam das wie Sekunden vor, entschlossen sie sich, in der Wüste zusammen jagen zu gehen. Armin war ganz versessen darauf, die Orks zu töten und überredete Asra dann auch dazu, diese zu jagen. Der erste Ork ging gut. Asra schien etwas zu tun, Armin war jedenfalls flinker und seine Wunden heilten sich fast in dem Moment, in dem er sie erhielt. Doch bei dem zweiten Ork lief alles schief. Armin wurde an die Wand geworfen und war für einen Augenblick benommen. Diesen Augenblick benutzte das Monster um Asra niederzuschlagen. Doch bevor er weiteres mit ihr anstellen konnte, war Armin wutentbrannt heran und stach auf ihn ein, bis er niederging. Er warf seine Waffe beiseite und kniete sich dann besorgt neben Asra, sie musternd und vorsichtig an der Wange tätschelnd. Er hielt ein Ohr an ihren Mund und war erleichtert, dass sie noch atmete. Er band seine Waffen an und dann hob er sie sanft auf und wickelte ein provisorisches Tuch um ihren verletzten Kopf. Er trug sie vorsichtig, auf beiden Armen, durch die Wüste. Unterwegs überfielen ihn Räuber. Im Nachhinein konnte er nicht mehr sagen, wie er es gemacht hatte, aber er trug Asra über einer Schulter und schlug mit der rechten Hand, dort den Säbel haltend, zu und tötete einen nach dem anderen. Asra durfte nichts geschehen, dafür würde er sorgen!
Nach einer Weile kam er dann in der Oase an und er brachte sie zu Jesiran, der sie dann ordentlich versorgte. Armin setzte sie dann auf die BAnk am Fluss und betrachtete sie besorgt. Sie war aufgewacht, doch schien Probleme mit dem Sehen und Hören zu haben. Sie sagte auch, dass sie Kopfschmerzen hätte. So holte Armin ein sauberes Tuch hervor und durchtränkte es mit dem Wasser aus dem Fluss, um es ihr dann sanft an die Stirn zu halten. Sie schien es wohlig aufzunehmen und irgendwann hob sie ihre Hand um die seine zu berühren und das Tuch etwas zu verschieben an eine andere Stelle. Es war nur eine leichte Berührung, doch sie schien Armin durch den ganzen Körper zu gehen und er lächelte erfreut. Es war ein angenehmes Gefühl und er mochte diese Berührung, so kurz und nebensächlich sie auch war. Armin tränkte das Tuch noch ab und an, bis es ihr ein wenig besser ging. Dann gab er ihr noch einen Krug zu trinken. Sie entschuldigten sich gegenseitig dafür, dass sie Ärger gemacht hatten und mussten darüber lächeln. Schlussendlich bot Asra ihm das DU an, was ihn von Herzen auf freute und es auch annahm.
Er geleite sie dann noch zu ihrer Schlafstatt am See und bot seine Hilfe abermals an, wenn sie sie brauchen würde und verabschiedete sich dann von ihr, sie noch einmal besorgt musternd.
Doch letztendlich war er froh gewesen. Es tat ihm leid, dass sie schmerzen hatte und in Lebensgefahr schwebte, andererseits hatte er das Gefühl, dass es sie näher gebracht hatte. Sie waren Freunde geworden und vielleicht würden sie ab diesem Zeitpunkt öfter etwas zusammen unternehmen. Er wünschte es sich zumindest sehr.
Eine Heilerin und eine Schreinerin
Mit einem zufriedenen Nicken faltete er den Brief zusammen. Armin band eine Schnur darum und machte sich auf den Weg zum Palast von Menelar. Es war ein interessanter Tag gewesen.
Er war in die Kaiserstadt gereist, um sich mit einer Heilerin zu treffen. Er wollte einige Tränke kaufen machte sich sodann auf die Suche nach ihr. Am Hafen angekommen, schaute er sich suchend um. Alles lag ruhig da, die Sonne schien träge hinter ein paar Wolken hervor, was für ihn ein ungewohnter Anblick war. Die Wellen brandeten an den Kai an und Möwen kreischten oben, die sich um etwas zankten. Doch von der Heilerin war nichts zu sehen.
So stellte er sich an eine Mauer wartete, doch lang musste er nicht so verharren, denn sie erschien bald und stellte sich lächelnd vor. Das war ein Vorteil, wenn man schon wie ein Fremder aussah. Die Leute wussten, dass man die richtige Person sei. Sie unterhalten sich freundlich, sie schien angetan von seiner Sprechweise und den Komplimenten, die er ihnen gab. Es erstaunte ihn ehrlich gesagt, denn die Frauen in der Blume des Südens nahmen so etwas viel gelassener auf. Doch irgendwie freute es ihn auf, wobei es ihn zeitgleich auch nachdenklich stimmte. Die Männer hier mussten wirklich ungehobelte Holzklötze sein, wenn sie den Frauen nicht wohlmeinende, aber auch ehrliche Worte zukommen lassen konnten.
Sie begaben sich zusammen in einen Park. Armin war erstaunt von all der Blumenpracht, hatte er so etwas doch noch nie gesehen. Es schien hier wirklich viel Wasser zu geben. Ilyana bat ihn dann, etwas von seiner Heimat zu erzählen, wenn sie dort schon nicht hinreisen konnte. Sie schien eine Faszination für die Wüste zu besitzen, die Armin zugleich erstaunte als auch erfreute. So erzählte er ihr eine Geschichte von der Wüste, von den Einwohnern, aber auch von den Gefahren. Sie schien dies alles genießend und begeistert aufzunehmen.
Die Gespräche lenkten sich auf unterschiedliche Themen. Auch auf die Kirche Avias, die sogar eigene Leute fangen und verbrennen ließ. Nur weil sie der Magie mächtig waren. Dies konnte Armin überhaupt nicht verstehen. In seinem Volk waren die Elementaristen beliebt und geehrt. Und hier wurden sie verachtet und getötet. Soviel Dummheit konnte Armin wirklich nicht verstehen.
Die Themen rankten sich dann auch noch um Freundschaft und die Distanz der Menschen untereinander. Armin gewann den Eindruck, dass Ilyana sich sehr einsam fühlen musste. Er fühlte sich ihr irgendwie verbunden und wollte ihr helfen. Als sie das geschäftliche abgeschlossen hatten und sich verabschiedeten, bot Armin ihr an, dass sie ihm jederzeit schreiben könnte, wenn sie etwas auf dem Herzen hätte. Er wusste, dass es gefährlich sein könnte, eine Freundschaft so weit entfernt aus einem anderen Volk zu führen. Doch würde er sich dann darum Gedanken machen, wenn es soweit wäre.
Wieder zurück in der Oase traf er auf Jaafar. Dieser erzählte seine Lebensgeschichte, woraufhin sich alle anderen anschlossen. Faramud, auch auf dem Wege zum Säbeltänzer, begann, danach führte Armin das Wort, schließlich Goran. Aber auch Samirah und Amea erzählten ihre Geschichte und es war interessant, all diese Geschichten, Beweggründe und Interessen zu lauschen.
Unschön war noch ein Zwischenfall, wo Amea und Samirah Goran angifteten. Armin konnte nicht sagen, wer wen provozierte, er wusste nur, dass es aufhören musste. Selbst Jaafar schien ein wenig hilflos, als Amea, die vor Wut gegen eine Säule geschlagen und sich die Finger gebrochen hatte, sich bei ihm ausweinte.
Als nurnoch Amea und Armin übrig blieben, versuchte er sie zu überzeugen, dass sie unter Freunden war. Doch alle seine Bemühungen zeigten sich wirkungslos, als sich bewahrheitete, was er all die Zeit befürchtete. Amea mochte ihn gerne, gestand sie ihm, doch er sagte ihr, dass er sie mochte, doch in Freundschaft. Er wollte nicht so einen weiteren Zwischenfall wie mit Goran erwirken.
Dass sie es nicht so sah, bezeugte ihr schnelles Verschwinden. Armin seufzte und fühlte sich hilflos. Was sollte er da machen? Er hätte sie nicht belügen können und sie müsste nun selbst damit fertig werden.
Er übergab den Brief dann einer der Wachen und bedankte sich, um sich dann zur Ruhe zu legen.
Erste Lehre der Persönlichkeit - beginnende Gefühle
Als er die Augen mühsam aufschlug und den Blick gen Himmel schweifen ließ, seufzte Armin etwas auf. Der Tag war schon weit vorangeschritten, fast die 2. Stunde vor dem Sonnenhöchststand, so schätzte er. Träge richtete er sich auf und entnahm der Quelle ein wenig Wasser um sich die Augen auszuwaschen. Mit etwas Brot und einem Apfelsaft machte er es sich dann unter einer Palme bequem und dachte beim Essen über den gestrigen Tag nach.
Die ersten beiden, die er sah, waren Milou und Asra gewesen. Milou schien Schmuck für Asra anzufertigen, was Armin durchaus etwas wunderte. Doch sagte er dazu nichts und unterhielt sich mit Asra, denn Milou schien arg beschäftigt. Sie hatte sich Gedanken um seinen Unterricht gemacht und einiges geplant. Doch was genau sie tun wollte, behielt sie für sich. Dass sie auch immer so geheimnisvoll tun musste! Doch diesem Gedanken hing Armin nur mit einem Lächeln nach. Auch erkundigte er sich über ihr Wohlbefinden, denn seit ihrem letzten Ausflug sah er sie nicht wieder. Doch sie schien wohlauf und zeigte keinerlei Anzeichen mehr von ihren Verletzungen. Sie schien nur etwas müde.
Alsbald präsentierte Milou seine Werke und Asra probierte sie an. Armin fand, dass sie ihr vorzüglich standen, auch sie schien begeistert darüber zu sein. Endlich mal nicht die Geisterschamanin, befand Armin mit einem Lächeln. Doch irgendwie ärgerte er sich über sich selbst. Sonst konnte er Komplimente aussprechen, doch bei Asra kam ihm nur ein plumpes "Es steht dir gut" heraus. Warum fürchtete er sich, ihr ein Kompliment zu machen, das ihr gebührte? Er schüttelte etwas den Kopf über sich. Er entfernte sich dann auch von der Gruppe, es kamen immer mehr hinzu. Es war für Armin immer unangenehm, wenn zuviele Menschen auf einem Fleck waren. Er verlor schnell die Übersicht und schwieg dann meistens nurnoch, versuchend, den anderen zu folgen. So setzte er sich zu Goran und aß still sein Brot, mit Goran ein wenig über das Kämpfen philosophierend. Anscheinend hatte er sich endlich für den Weg des Schützen entschieden. Armin war sich sicher, dass es eine gute Wahl war. Goran konnte schon immer gut schießen.
Doch auch dann verabschiedete er sich von Goran, sie verabredeten sich zur Jagd zu späterer Stund', und er rüstete sich für den Kampf. Er würde in die Wüste gehen und sehen, ob sich Banditen oder Orks unterwegs befanden.
Auf seinem Weg zu dem Orklager traf er dann wieder Asra an. Es erfreute sein Herz, sie zu treffen und er fragte nach ihrem Grund des Wanderns in der Wüste. Sie sprach darüber, dass sie Seide gesammelt hätte, aber auch nach einem Ort für den Unterricht mit ihm suchte. Es erstaunte und erfreute Armin zugleich, dass sie sich wirklich intensiv mit ihm beschäftigte und sich Gedanken um seine Lehre machte. Nicht, dass er ihr Nachlässigkeit unterstellt hätte, aber sie schien die Sache sehr ernst zu nehmen und keine Zeit zu vergeuden. Armin war das sehr recht und er freute ich auf ihre Lehren. Wohl hatte er zuviele Fragen gestellt, denn sie gab nach und gab Einblick in einige ihrer Pläne und begann dann auch schon mit der Lehre.
Sie fragte ihn nach dem Palast in der Blume des Südens, und ob er sich ihn vorstellen könne. Er bejahte es, woraufhin sie ihm die Frage stellte, was an dem Palast, mit all den Säulen, dem Zierrat und dem Dach denn das wichtigste sei. eine Weile überlegte Armin, dachte über die Bedeutungen all dessen nach. Doch schüttelte er dann leicht das Haupt. In der Wüste konnte man so etwas nicht bauen, außer man hatte einen festen Boden. Und das war auch seine Antwort. Der Boden, der Untergrund wäre das wichtigste am Palast.
Irgendwie wirkte Asra auf ihn überrascht oder erfreut, so richtig konnte er es nicht deuten. Doch es schien die richtige Antwort gewesen zu sein. Sie betonte, das alles auf dem Boden gebaut wird, so auch die Persönlichkeit.
Es war ein guter Ansatz, viel darüber nachzudenken. Auch erklärte sie ihm das Konzept der Seelentiere. So solle er ein Leittier suchen, dass bestimmte Eigenschaften hätte, von den er lernen könnte. Es war viel, was sie sagte und er musste die Gedanken noch ordnen. DOch sehr interessant und er war dankbar.
Den Rest des Tages verbrachte Armin damit, zu jagen. Später stieß Goran hinzu und sie jagten zusammen Trolle und auch gehörnte Stierwesen im grünen Land. Es war anstrengend, dennoch lehrreich. Und vor allem gab es gute Beute. So fiel er dann spä abends auf seine Matratze unter seiner Palme und schlief wie ein Stein.
Schutz der Oase - Scherze unter Freunden
Gemächlich legte er sich wieder unter seiner Palme zur Ruhe. Die letzten Tage waren ereignisreich und Armin freute sich, dass er immer mehr einbezogen wurde und auch etwas beitragen konnte. So waren sie vor ein paar Tagen zu dem Tor des Wanderns aufgebrochen, um das Wesen, das dort hauste, zu eliminieren. Gedanklich rekapitulierte er den Kampf dann nocheinmal:
Sie waren zu fünft gewesen. Kadir hatte die Vorbereitungen getroffen und einige Kämpfer angesprochen, darunter auch Armin, das Wesen zu bekämpfen. Vier haben sich ihm angeschlossen und standen nun unweit des Tores in der Wüste. Sie besprachen noch das weitere Vorgehen, Faramud, Goran und Asra waren die anderen drei Begleiter, als Armin plötzlich etwas zurückwarf. Er war ganz überrascht, kam der Angriff aus dem Hinterhalt. Das Wesen musste sie bemerkt und dann angenähert haben. Armin fiel etwas zurück, landete aber glcklicherweise auf den Füßen. Sich noch sammelnd und unverständig versuchend seine Füße zu bewegen, was ihm nicht gelang, bemerkte er, dass Kadir versuchte, das Wesen abzulenken, damit es Armin nicht weiter angriff. Entsetzt schaute Armin zu, wie Kadir zu Boden ging und das Wesen wieder auf ihn zukam. Entschlossen griff er seinen Säbel fester und hieb auf das Rauchwesen ein. Er wusste nicht, ob er es verletzen konnte, doch es war ihm egal. Er schlug immer weiter, vielen Schlägen des Monsters, die wie rauchartige, verdichtete Tentakel aussahen, mit Drehungen des Oberkörpers ausweichend. Oft gelang es ihm aber auch nicht, doch seine Wunden schlossen sich fast sofort wieder. In Hintergedanken wusste er, dass Asra ihm ihre Unterstützung gab und sich um die Wunden kümmerte. Doch er konzentrierte sich weiter auf den Kampf. Faramud hieb ebenfalls auf das Wesen ein und Goran schoss darauf. Und obwohl man keine Wirkung ihres Tuns sehen konnte, zerfiel das Monster dann einfach und hinterließ einige Edelsteine.
Doch das interessierte Armin in dem Augenblick nicht, wieder Herr über seine Füße, die irgendwie magisch gefangen waren, lief er schnell zu Kadir, Handschuhe ausziehend und Waffen weglegend. Er fühlte den Puls Kadirs und war erleichtert. Er lebte noch und hatte nur einen schweren Hieb abbekommen. So hob er ihn auf und trug ihn mit den anderen zusammen zurück in die Oase, wo er dann versorgt wurde.
Armin schämte sich bei dem Gedanken etwas, dass er Kadir nicht schützen konnte. Zuerst seine Mutter nicht, dann Asra nicht und nun Kadir auch nicht. Irgendwas machte er falsch. Doch Asra und Kadir beruhigten ihn heute wieder. Sie gaben zu, selber Fehler gemacht zu haben und dass es nicht seine Schuld gewesen sei. Es beruhigte ihn tatsächlich, doch irgendwo nagte noch immer Zweifel an ihm.
Doch heute war es entspannend. Er unterhielt sich zuerst mit Samirah und Goran, und stieß dann irgendwann zu Asra und Kadir. Die beiden scherzten wieder derbe miteinander, wie sie es in letzter Zeit öfter taten. Sie schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben und ein Scherz verließ Kadirs Lippen, die Armin den Atem anhalten ließ. Sie unterhielten sich tatsächlich über die Winde, die den Darm verließen und das auf Asra bezogen. Doch Asra schien das locker zu nehmen, da sie dachte, dass es niemand weiter hörte. In dem Augenblick trat Armin heran und machte lächelnd auf sich aufmerksam. Wenn die beiden miteinander scherzten, würde er sich einen kleinen amüsanten Auftritt auch erlauben dürfen. Doch tat es ihm dann fast Leid, als er Asra so peinlich berührt sah, dass er diesen Scherz mitbekommen hatte. Doch sie schienen sich wieder zu entspannen und sie plauderten über das Elementar, was wieder aufgetaucht war. Denn Armin hatte sicherheitshalber nocheinmal das Tor erkundet und war froh, schnelle Beine zu haben. Das Wesen sah ihn und hätte ihn beinahe erwischt. Auch redeten sie über die Fortschritte Asras beim Lesen und Schreiben lernen. Armin und sie scherzten miteinander, wer denn die schlechtere Schrift hätte und es war irgendwie erleichternd, auch mal so entspannt miteinander zu reden.
Als Asra sie verließ, unterhielten sich Kadir und Armin noch über Dengra und das Sumpfgebiet. Es solle sich dort ein Übel ausbreiten, oder erwachen, wie Kadir es formulierte. Jener fragte Armin, ob er an einer Expidition in die Sumpflande teilnehmen wolle um das zu erkunden. Freudig nahm Armin das Angebot an, zeigte es doch, dass Kadir etwas von seinen Fähigkeiten hielt.
Auch unterhielten sie sich dann über die Mittelreicher und die Nordländer. Es tat Armin etwas Leid, dass Kadir Ilyana nicht gefährden wollte, indem er bei ihr die Konzentrationstränke bestellte, aber eigentlich hatte er auch Recht. Es schien im Kaiserreich besser zu sein, keinen Kontakt zu magisch Begabten zu haben. Armin berichtete auch von dem Nordländer Asbjorn, wie er anzüglich, rau und ungehobelt war, aber auch von Jurens Lanx, der eine gewählte Sprache besaß, sich dann aber auch betrank und nicht mehr ansprechbar war.
Armin überreichte Kadir auch das Notizbuch von Dalia, im Vertrauen darauf, dass er es gut behandeln würde und sie sicher nichts dagegen hätte. Er würde es ihr schon wieder geben.
Daraufhin gingen sie dann getrennte Wege, beide waren erschöpft und wollten sich zur Ruhe legen. So lächelte Armin unter seiner Palme, den Blick durch die Blätter zum Sternenhimmel richtend und den Wind sanft um sein Gesicht wehen lassend. Es war ein schöner Tag gewesen.
Der Geist der Umgebung und das Erdmännchen
Ruhig lag er auf den Bauch im Sand. Die sandfarbene Robe und der Umhang verburgen ihn fast komplett. Die Sonne schien unbarmherzig herab und sein Blick war geradeaus gerichtet. Er hatte eine Weile gebraucht, um einen Bau zu entdecken und nun verharrte er ruhig, bis die Wesen mal hervorkamen.
Ab und an lugte eines der Tiere hoch, aufrecht stehend und sich wachsam umsehend. Armin lächelte und beobachtete das Erdmännchen genauer. Es hatte braungraues Fell, gestreift und der Kopf drehte sich manchmal ruckartig. Es waren schon seltsame Tiere, aber auch irgendwie niedlich. Es war kaum auszumachen mit seiner Fellfarbe, nur wenn genau hinschaute und wusste, dass es da ist, sah man es. Nach und nach kamen einige andere Tiere aus dem Bau heraus und liefen in verschiedenen Gruppen auseinander, wohl auf der Suche nach Nahrung. Nach einer Weile entstand Armin der Eindruck, dass die Erdmännchen ein Ritual abhielten, denn ein paar Junge kamen in Begleitung von erwachsenen Erdmännchen aus dem Bau, während andere Erdmännchen einen Skorpion mit ausgerissenem Schwanz zu Boden warfen. Die Jungen stürzten sich auf und der Skorpion wehrte sich tapfer, doch ohne seinen Schwanz konnte er nicht wirklich eine Gefahr für die jungen Erdmännchen werden und irgendwann zerrissen sie ihn und stritten sich um die Beute. Die erwachsenen Erdmännchen standen herum und beobachteten den Kampf.
Faszinierend diese Wesen, sie schienen ihren Kleinen beizubringen, wie man gefährliche Tiere jagt um sie dann zu fressen. Einer hatte auch eine Eidechse mitgebracht, die er in den Bau schleifte. Armin hatte den Eindruck, dass einige aufpassten, andere Nahrung suchten und wiederum andere den Jungen das Jagen beibrachte. Und nach einer gewissen Zeit stellte er fest, dass sie ihre Rollen tauschten. Es schien eine harmonische Gesellschaft zu sein, die aufeinander achtete. Nach einer Weile erhob Armin sich dann aber, was zur Folge hatte, dass eines der Erdmännchen bellte und alle auf einmal verschwunden schienen. Er lächelte sacht auf und machte sich daraufhin auf den Rückweg zur Oase.
Es war nicht nur für Asra überraschend gewesen, auch er war erstaunt, dass sein Leittier ein Erdmännchen sein sollte. Sie hatte ihn mit Kräutern in den Schlaf geschickt und ihn träumen lassen. Irgendwie hatte sie es auch geschafft, in seinen Traum zu gelangen. Es war ein schöner Traum gewesen, Armin mit Federn und Flügeln bewachsen flog frei und mit Genuss durch die Luft, neben ihm Asra in der Form eines Ibises. Sie flogen eine Weile umher, bis sie im Traum am See in der Oase landeten. Jener Ort ist Asras Lieblingsort und durch sie hat Armin ihn ebenfalls schätzen gelernt. Sie unterhielten sich und er schaute sich um. Ungewöhnlich viele Tiere tauchten nach und nach auf, immer etwas vom See trinkend und dann wieder verschwindend. Wölfe, Antilopen, Mäuse, Vögel und sogar ein Löwe erschienen, gingen dann aber alle wieder. Als Armin schon fast enttäuscht zu Asra aufsehen wollte, kam auf ihn ein kleines Wesen schnell zugehuscht. Es war ein Erdmännchen, das zu ihm hochschaute und seinen Blick erwiderte. Es legte den Kopf etwas schief und kletterte dann an seinen Beinen hoch zu seiner Schulter und setzt sich darauf. Armin lächelte auf und sah zu Asra hoch, die selbst etwas erstaunt wirkte. Soweit man das bei einem Vogel erkennen kann. Sie sagte dem Geist, dass er Armin gut lehren sollte und sprach, dass es Zeit wäre, wieder zu erwachen. So flogen Armin und Asra zusammen hoch in die Lüfte, so hoch wie es ging und dann erwachte Armin wieder.
Die zwei Tage, die er mit Asra in der Wüste verbrachte, waren sehr lehrreich gewesen. Zuerst war Armin sich sehr unsicher, weil er nur mit einem Lendenschurz bekleidet durch die Wüste wanderte. Es war eine harte Lektion gewesen, eine wahre Tortur. Die Sonne brannte unnachgiebig herunter und ohne Schuhe musste er genau darauf achten, wo er hintrat. Nicht nur Kakteen waren eine Sorge, sondern auch viele kleine Tiere, die umso giftiger wurden umso kleiner sie waren. So folgte er Asra vorsichtig, nach ihrem Rat immer nach Spuren im Sand suchen, bis sie nach Stunden zu einer Landzunge kamen. Er lächelte auf, als er von Weitem die Brandung der Wellen an der Küste hörte und der salzige Geruch des Meeres in der Luft lag. Sie unterhielten sich, sie schlugen dort ihr Lager auf, über viele Dinge. Und so erzählte er auch von "ihr". Es war irgendwie erleichternd, seine Geschichte zu erzählen, sich jemanden anzuvertrauen. Auch bot Asra ihre Hilfe an, doch wollte er vorerst nicht darauf zurückkommen.
Doch auch noch mehr lernte er über Asra. Sie schien sich sehr unsicher zu sein in manchen Dingen und viele ihrer Ängste erkannte er auch als die seinen an. So erzählten sie sich gegenseitig ihre Sorgen, trösteten sich mit leichten Berührungen und Worten. Er genoss es, sich so lange und intensiv mit ihr zu unterhalten und es schien, als ob er sie auch aufmuntern konnte. Sie machte sich viel Sorgen um Kadir, den sie wohl vor den kopf gestoßen haben soll und sie schien es zu bereuen. Sie machte sich viele Sorgen um ihren Respekt, doch Armin erinnerte sie auch freundlich daran, dass auch respektierte Personen Freunde benötigen, mit denen sie entspannt scherzen und reden können.
Irgendwann machten sie sich auf den Rückweg und opferten den Ahnen, zum Dank des Schutzes auf ihrer Wanderung ihr Essen und Armin legte auch eine Feder hinzu. Es war für ihn ein Symbol der Freiheit und er wollte damit verdeutlichen, dass er auch für die Freiheit des Volkes kämpfen würden, für die Nachkommen der Ahnen. Es symbolisierte auch, dass er für dieses Ziel auch ein Stück seiner eigenen Freiheit aufgeben würde.
Irgendwie fühlte er sich nach diesen zwei Tagen ruhiger, auch bewusster, was seine Umwelt anging und er würde diese Wanderung nie vergessen. Es schien, als würde die Welt mehr verbergen, als man auf den ersten Blick sah und Armin nahm sich vor, noch genauer hinzusehen, damit er nicht nur das Oberflächliche bemerkte.
Neues aus dem Leben von Armin I
Er schlug in die Luft. Drehte sich und schlug wieder zu. Seine Füße bewegten sich unablässig und er drehte und wendete sich, seine Arme dabei bewegend, als würde er Säbel führen. Doch er hatte nur seine geballten Fäuste, ab und an auch öffnend. Nun duckte er sich unter einem imaginären Schlag hindurch und drehte sich in der Hocke rechtsherum, das linke Bein ausgestreckt, als ziehe er jemandem das Bein unter dem Körper weg. Es war früher Morgen, es wurde schon heller, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Seine Übungen waren zu dieser Tageszeit am angenehmsten. Nicht zu kalt und nicht zu heiß. Nicht mehr lange würde es dauern, bis die sengende Hitze zurückkam und die Glut der Sonne alles verbrannte. So übte Armin weiter, geschmeidige und schnelle Bewegungen ausführend. Doch sie sahen noch nach Kampf und nicht nach Tanz aus. Er fragte sich immer wieder, wie er einen Tanz daraus machen könnte, doch fiel es ihm nicht ein. Dafür würde er wohl einen Lehrer brauchen.
Als die Sonne höherstieg und die Hitze rapide stieg, beendete Armin seine Übungen mit langsameren und ausklingenden Bewegungen. Er wischte mit einem Tuch über die Stirn, den Schweiß entfernend. Langsam setzte er sich unter eine Palme in deren Schatten und holte einige Datteln und seinen Wasserschlauch hervor. Während er die Datteln aß, schweiften seine Gedanken zu den Ereignissen der letzten Tage. Zeitlich ordnen konnte er sie nicht mehr so richtig, er konnte nicht sagen, was zuerst geschah, es war so viel.
Eintracht und Zorn
So dachte er zuerst über den Alltag in der Oase nach. Es schien, als hätten sich einige Verhältnisse entspannt. Samirah und Amea stichelten Goran nicht mehr bösartig und dieser sprang auch auf kleine Scherze nicht mehr zornig an. Sie schienen sich zu verstehen, zu achten und untereinander zu helfen. Ob Armins Einfluss, er hatte mit Samirah und Goran jeweils einzeln gesprochen, etwas damit zu tun hatte, vermochte er nicht zu sagen. Er hoffte nicht, denn sie waren erwachsen genug, solche Probleme selber zu lösen. Auch erleichterte es ihn, dass Amea sich nun langsam eingliederte und wieder fröhlicher wurde. Sie schien Armin sehr zu mögen, vielleicht auch mehr. Doch er ließ sie soweit nicht heran. Für ihn war sie eine Freundin, eher eine kleine Schwester, auf die man aufpassen musste. Seltsam dabei war nur, dass sie älter ist als er.
Doch wieder trübte ein Schatten das Gemüt einiger Bewohner der Oase. Dalia und Arif kamen von einem Vorgespräch im Mittelland wieder. Sie mussten anscheinend dorthin, bevor sie zum Kaiser vorgelassen wurden. Der Großmeister des Paladinordens, Rogal von Helbrecht, nahm Anstoß an dem Stab von Arif. Er bezeichnete unser Volk als barbarisch und verwies Dalia und Arif. Auch Jaafar wurde, obwohl nichts damit zu tun gehabt, vom Treffen mit dem Kaiser wieder ausgeladen. Was jenen nicht erfreute und er auch die beiden dazu ausfragte. Sie erzählten weiter. Menelar schien die Vorgehensweise des Großmeisters als richtig zu erachten. Er schien, nach den Aussagen Dalias und Arifs, es gutzuheißen und trug ihnen eine Strafe auf, die der Großmeister entscheiden solle.
Armin hörte dem Gespräch schweigend zu, Dalia, Arif und Jaafar schienen diese Entscheidung für nciht gut zu erachten und sie fragten sich, was in Menelar gefahren sei. Armin allerdings dachte, dass es eine gute Entscheidung war, denn einen Krieg mit dem Mittelland zu provozieren, war das letzte, was sie sich leisten konnten. In der Oase gab es nach Armins nur zwei wirklich gute Kämpfer. Jaafar und Nelyfa. Alle anderen befanden sich am Anfang der Kampfeskunst und obwohl Armin sich selber schon als recht fortgeschritten ansah, wusste er, dass er noch viel viel mehr lernen und üben musste, bis er an Jaafar oder Nelyfa herankam. Einzig die Entscheidung, die Strafe von dem Großmeister aussuchen zu lassen, hielt Armin für fragwürdig. Doch maßte er sich nicht an, ein Urteil zu bilden. Auch hielt er es für möglich, dass Jaafar, Dalia und Arif Recht hätten. Aber sie schienen ihm in diesem Moment zu erhitzt und zornig.
Der Geisterbeschwörer und die Hüter der Scherben
Eines Abends, Asra und Armin saßen am See, erschien ein alter, ausgezehrter Mann. Asra stellte ihn vor und so stand Aktari, der Geisterbeschwörer, vor ihnen. Er bot ihnen an, seine Gäste zu sein und brühte einen Tee auf. Überraschend war, dass Aktari dies als Festtag ansah. Wohl hungerte er sonst nur und trank Wasser. Asra erzählte ihm von dem Mann, der in der Wüste von der Dunkelheit verschlungen wurde. Daraufhin sprachen sie über verschiedene Welten und Aktari sagte, dass die Grenzen zu einer Schattenwelt immer mehr verschwimmen. Dadurch sind Übergänge möglich. Das verstand Armin noch, wie das mit den Grenzen funktionierte. Wenn die Wachen wenig waren oder abgelenkt, dann konnte andere sie übertreten. Das aber mehrere Welte gleichzeitig und anscheinend irgendwie nur auf einer anderen Bewusstseinsebene existieren sollten, verstand er wiederum nicht. Das lange Gespräch Asras mit Aktari hatte er dann auch noch kaum in Erinnerung. Armin versuchte es zu behalten, aber so richtig gelang es ihm nicht. Asra verabschiedete sich nach einer Weile und Armin blieb mit Aktari zurück. Er fragte ihn ob des Archäologischen Instituts von Dengra. Ob Armin mitmachen sollte oder nicht, ob es gewünscht war oder verboten. Doch Aktari erzählte ihm nur eine GEschichte von Uria von Dengra, der abenteuerlustig war und ein Hüter der Scherben wahrscheinlich. Es hieß, er hätte die Welt verlassen. Was damit genau gemeint war, konnte Aktari auch nicht sagen. Jedenfalls nahm er Armin die Entscheidung nicht ab. Doch Aktari hatte etwas interessantes gesagt und so fragte Armin nach den Hütern der Scherben. Es schien, als hätte es im großen Krieg gegen die Dämonen, wo Südländer und Mittelländer zusammen fochten, einen Spiegel zu geben. Dieser Spiegel war das Verbindungsstück zwischen unserer Welt und der der Dämonen. Er wurde in mehrere Teile zerbrochen, den Scherben. Damit dieser Krieg nicht nocheinmal ausbricht, indem der Spiegel wieder zusammengesetzt würde, wurden die Scherben den Hütern übergeben. Keiner weiß, wer sie waren und wo sich die Scherben befanden. Wenn Armin darüber nachdachte, war es auch besser so. Jedenfalls vermutete Aktari, dass dieser Uria von Dengra, ein Verwandter des Krius von Dengra, einer der Hüter gewesen sei.
Eine Dienstmagd, ein archäologisches Institut, ein kühler Adliger und Verlorene in den Welten
Seine Gedanken wanderten sodann weiter zu der Kaiserstadt. Armin war dort gewesen um wieder einige Salben und Tränke von Ilyana zu kaufen. Dabei traf er auf eine Gruppe in der Taverne. Asra war dort dabei und unterhielt sich mit Mittelländern. Anscheinend wollten diese eine Wanderung durch die Wüste machen. Sie suchten nach Geschichten und Ruhm. Sie bestanden auf höchstens zwei Führer und einer davon sollte Jaafar sein. Es verdrießte Armin etwas, dass zwei anwesende Verborgene wohl dafür überhaupt nicht in Frage kämen. Jaafar sollte es sein, wie immer. Asra flüsterte ihm ab und an etwas zu. Dieser Isurn, der vor ihnen saß, schien derjenige Mann gewesen zu sein, der in den Ruinen von einer Dunkelheit aufgesogen wurde und dann wohl wieder in der Kaiserstadt auftauchte. Irgendwann wurde diesem Isurn das Flüstern zuviel und bat Asra sehr unfreundlich darum, das zu unterlassen. Plötzlich regte sich in Armin Wut. Wie konnte dieser Mann es wagen, so mit ihr zu reden? Doch bevor er etwas sagen konnte, entschuldigte sich Asra und Armin beließ es bei finsteren Blicken. Im Nachhinein fragte er sich, was ihn da wohl geritten habe. Er neigte doch sonst nicht dazu, seinen Verstand von Ärger leiten zu lassen.
Später, die Runde hatte sich aufgelöst und Asra war zurück zur Oase geflogen, traf er sich erneut mit Ilyana um ihr dann endlich die Tränke abzukaufen. Sie schien irgendwie erleichtert und fröhlicher, als das letzte Mal. Armin war froh darum, hatte sie doch das letzte Mal viele Zweifel geäußert. Sie fragte ihn dann auch, ob er bei einem Archäologischen Institut mitarbeiten wolle. Armin konnte sich nicht so richtig was darunter vorstellen und fragte sie danach. Es schien eine Einrichtung zu sein, die von einem Adligen, und Ilyanas Herren, eingeleitet wurde. Sein Name war Krius von Dengra und er suchte nach Geschichten und Artefakten. Jedes Volk wolle er erforschen und das Wissen frei zugänglich machen, auf dass die Geschichte klarer wurde. Ilyana fragte Armin, ob er dort mitarbeiten wolle, weil es noch Kämpfer benötigte und ein Südländer noch mehr Ideen und Möglichkeiten bringen konnte. Nach einigem Zögern versprach Armin ihr, dass er sich mit ihrem Herren unterhalten würde.
So traf er sich auch zusammen mit Asra mit diesem Herrn. Er war zurückhaltend und wirkte kühl. Doch nach und nach merkte man ihm Freundlichkeit an. Armin hatte nicht das Gefühl, ob er überhaupt gefragt wurde, ob er mitmachen wolle. Das Interesse an dieser Unternehmung schien für Krius von Dengra genug zu sein und würde ihn über seine Entscheidung informieren. Sie sprachen über viele Dinge, über Formalien, wenn es um die Wüste ging, über die Zugänglichkeit des Wissens und über die Einstellung Armins zu der Unternehmung. Asra warf ab und an einige wichtige Fragen ein und Armin war dankbar dafür, hätte er jene wichtigen Fragen doch beinahe vergessen. Für Armin war es nicht wichtig bei dieser Unternehmung, was für einen Sold er bekäme. Im Endeffekt hätte er auch ohne Bezahlung mitgearbeitet. Aber wenn es so freimütig angeboten wurde, nahm er es auch an. Wichtig für ihn war die freie Zugänglichkeit des Wissens und er war erleichtert, als ihm zugesagt wurde, dass alles Wissen seinem Volk durch ihn zugeführt werden würde. Aber es war auch noch ein anderer Punkt, der ihn in seinem Entschluss bestärkte. Krius von Dengra nahm keinen Anstoß daran, dass Asra eine Suchende auf dem Weg der Ahnen war. Er interessierte sich sogar sehr dafür und bat sie sogar um ihre Hilfe. Es erstaunte Armin sehr, als Krius von Uria erzählte und dass dieser in anderen Welten gefangen sei. Es schien, als sei dieser Urias unbedingt notwendig und er bat Asra, nach ihm zu suchen. Von dem Gespräch mit Aktari wusste Armin, dass dies nicht ganz ungefährlich sei und auch fast ein Ding der Unmöglichkeit. Sorge um Asra regte sich in ihm, aber er behielt seine Zweifel für sich. Er wollte Asra nicht vor Krius beschämen, nicht den Moment zerstören auf den sie gewartet hatte: Sich zu beweisen. Irgendwie erfreute es ihn auch, machte ihn stolz auf sie, dass sie eine solche wichtige Aufgabe erteilt bekommen hatte. Es würde sie sehr voranbringen.
Später wieder in der Oase angekommen, unterhielt er sich mit Amea, Samirah und Dalia über dieses Unternehmen. Doch sie schienen nur Sorge und Angst in sich zu tragen. Sie vermuteten, dass die Kaiserlichen dies nutzen würden, um sie auszuspionieren und sie irgendwann anzugreifen. Armin wollte ihre Bedenken mildern, sagte ihnen, dass ohne Menelars Zustimmung nichts geschehen wird und dass er, Armin, dabei sein werde um aufzupassen. Doch es schien sie nicht von ihrer Meinung abzubringen. Die Angst und die Erfahrungen aus der Vergangenheit saßen zu tief. Es frustrierte Armin etwas, dass sie so wenig Vertrauen in ihn setzten. Hatte er nicht gesagt, dass er aufpassen und Menelar unterrichten würde? Zählten die Versuche, die Kulturen einander näher zu bringen nicht? War das kein Weg, Frieden zu sichern? Auch Ameas Worte trafen ihn dann, dass sie ihn ja verstehe, aber man Vorsicht walten lassen sollte. War er so ungestüm und kopflos, dass man ihn zur Vorsicht ermahnen musste?
Nachdenklich und deprimiert ging er dann zum See. Er brauchte etwas Ruhe, um sich zu sammeln und die indirekten und unbewussten Vorwürfe der anderen zu verarbeiten. Als er Asra an einem Baumstamm schlafen sah, lächelte er auf und setzte sich still daneben. Es war, als entspannte er sich recht schnell in ihrer Nähe. Es war eben nicht einfach, ein Beschützer der Oase zu sein. Und dann auch noch so ein junger. Seiner Meinung war der Schutz der Oase nicht nur am Eingang der Höhlen zu stehen und alles zu vertreiben, was in die Nähe kam und nicht hinein sollte (obwohl das ja auch dazu gehörte), sondern auch mögliche Gefahren so früh wie möglich abzuwenden. Wie nannte Kadir es? Erstschlag. Und wenn es möglich war, die Kulturen friedlich näher zu bringen, so musste er später keinen von ihnen umbringen.
Als er einen Beutel öffnete, schien Asra langsam zu erwachen. Das Geräusch und die Bewegung schien sie geweckt zu haben. Sie richtet sich etwas auf, sich an den Stamm lehnend und lächelte ihm zu. Sie sprachen eine Weile über das Gespräch mit den anderen. Asra stärkte ihn und war der Überzeugung, das richtige zu tun. So sprachen sie auch über ihre Aufgabe und sie äußerte auch, dass es möglich wär, dass sie bei der Suche nach Uria selber in einer Welt verloren gehen könnte. Es erschreckte Armin derartig, dass er garnicht darüber nachdachte, was er sagte. Er sagte ihr, dass er sie das dann nicht machen ließe, weil es viel zu gefährlich wär. Zuerst schien sie verdutzt, dann lachte sie kurz und sagte, dass er wie ihr Mann klang. Das traf Armin. Asra hatte einen Mann? Innerlich seufzte er und schalt sich selber einen Narren, doch fügte er dann noch an, dass sie einen guten Mann hätte, wenn er sich um sie sorgte. Sie lächelte auf eine seltsame Art und Weise, ihm erwidernd, dass sie garkeinen hätte. Irgendwie fand das Armin plötzlich sehr peinlich und er schalt sich abermals einen Narren, weil er innerlich fast gestorben war, als sie die Worte vorher sagte. Langsam musste er sich wohl eingestehen, dass er für Asra mehr empfand als noch gedacht. Er betrachtete sie und bei den Gesprächen mit ihr, lehnte sie sich auch einmal kurz an ihn. Gerne hätte er einen Arm um ihre Schulter gelegt und sie gehalten, aber er traute sich nicht. Er fürchtete, ihre Freundschaft zu verlieren. Dass er ihr zu nahe getreten wäre und sie denken könnte, er würde sie nicht mehr respektieren. War ganz schön schwierig. Sie sagte ihm auch ernst, sollte er je in Gefahr geraten, sie würde versuchen ihn zu retten. Es erfreute ihn, dass zu hören. Doch er schwor sich selber und ihr gegenüber, dass er sie nie in solch eine Situation bringen würde.
Bei diesen Gedanken lächelte Armin auf und erhob sich aus dem Sand. Die Sonne war höhergestiegen und es war heißer geworden. Doch das durfte ihn nicht abhalten und so übte er wieder einige Kampfbewegungen. Er war gespannt, ob sie heute Menelar antreffen würden.
Neues aus dem Leben von Armin II
Frischer Wind in der Oase
Er hockte unter einem der Maulbeerbäume. Der Blick war auf die Spuren im Sand gerichtet. Nachdenklich musterte er jene, sie mal von allen Seiten betrachtend. Armin war nicht sonderlich gut im Spuren lesen, aber die fiel ihm tatsächlich. Kein Südländer würde solche Abdrücke in der Wüste hinterlassen. Der Sand war aufgewirbelt, als wäre derjenige tief eingesunken und hätte mit den Zehenspitzen den Sand hochgeworfen. Das war nicht nur anstrengend, sondern auch gefährlich. Es konnten sich durchaus gefährliche kleine Tiere im Sand verbergen. Ein paar der Blätter lagen auch noch im Sand verstreut herum und Armin schaute zum Baum hoch. Nunja, er würde die Person noch finden, die hier unerlaubt durch die Wüste marschierte und die wertvollen Blätter abschnitt. Innerlich musste er lächeln, er würde ihm oder ihr nichts tun, aber einen kleinen Schrecken einjagen kann nicht schaden.
Doch an diesem Tage würde es nicht mehr geschehen. Er war schon eine Weile in der Wüste unterwegs gewesen und war recht erschöpft. So machte sich Armin in die Oase auf und es erfreute ihn, auch bald Kadir zu treffen. Lange hatte er den Scholaren nicht mehr gesehen und so unterhielten sich die beiden. Armin erzählte von seinen Erlebnissen und Erfahrungen der letzten Tage. Gerade wollte er ihm noch davon erzählen, dass Krius von Dengra einen Gelehrten gebrauchen könnte, der sich an Forschungen und dem Austausch von Büchern in der Oase verschrieb, als jemand dazu kam. Eine junge Frau namens Tamara gesellte sich zu ihnen. Sie schien gerade erst angekommen zu sein, ohne große Habe und ihre Füße waren leicht verbrannt von dem heißen Sand. Sie war auf der Suche nach Sandalen gewesen und Armin verwies sie freundlich auf Samirah.
Später wurde der Tisch sogar voll, Samirah stieß hinzu, aber auch ein weiteres neues Gesicht: Niyati. Sie schien nicht viel von Umgangsformen zu halten und veranlasste Armin öfter dazu, peinlich berührt zu sein. Sie schien eine direkte Art zu besitzen und Gefühle direkt anzusprechen.
Sie war eine Sängerin und Tänzerin, so hatte Armin zumindest den Eindruck und er freute sich, dass er in ihr eine Lehrerin gefunden hatte. Nach einem kurzen Gespräch willigte sie ein, ihm das Tanzen beizubringen.
Aber auch Tamara suchte jemanden, der ihr den Kampf vermittelte. So bot sich Armin an, ihr das beizubringen, was er wusste. So übten sie auch wenig später im Sand vor der Bank einige Ausweichschritte und Tamara lernte schnell. Sie fingen einen kleinen Übungskampf an, bei dem Kadir ihr wohl einen Ratschlag gab, und sie warf mit Sand nach ihm. Jener drang in seine Augen und nur verschwommen nahm er die Umgebung war. Tamara setzte ihm sogleich zu und er hatte, fast blind, Mühe ihr auszuweichen und sich zu erwehren. Letztendlich lief es zu einem Unentschieden heraus, als beide zu Boden fielen. Tamara traf er auch einen Tag später an und er zeigte ihr eine Übung auf dem Brückengeländer. Sie sollte Gleichgewicht lernen, sodass sie im Kampf später immer die richtige Ausgangsposition hätte.
Doch seine eigenen Lehrstunden bei Niyati waren ungewohnt hart. Er sollte tanzen und er bewegte sich dann einfach mit dem Wind mit, spürte die Bewegungen und ließ sich treiben. Es machte ihm Spaß, sich in diesem Rhythmus zu bewegen und wurde immer schneller, bis er dann letztendlich aufhörte. Doch Niyati schien daran viel auszusetzen zu haben. Zu ungelenk und steif seien seine Bewegungen. Er hätte kein Gefühl und würde wie ein Lama tanzen, das notgeschlachtet werden müsse. Armin sollte seine Gefühle zeigen und sie zum Ausdruck bringen. Sein inneres Gefühl nach außen kehren und es zu seinem Tanz machen. Er empfand es als schwer. Seine Gefühle waren durcheinander. Seine Vergangenheit hinterließ Spuren in ihm. Zorn, Hass und Hilflosigkeit, sowie Schuldgefühle. Aber auch die neuen Gefühle waren verwirrend für ihn. Niyati, die ihn ständig in Verlegenheit brachte, aber vor allem Asra. Ihre Nähe war ihm angenehm, sein Vertrauen zu ihr wuchs immer mehr und wenn sie in seiner Nähe war, konnte es nichts schlimmes mehr geben und alles war in Ordnung. Doch dazu gesellte sich Unsicherheit und Scheu. Würde er Asra näherkommen können, ohne sie zu verletzen? Wie sollte er das tun? Innerlich seufzte Armin auf. Wie sollte er zu so vielen Gefühlen tanzen, wie sollte er diese zum Ausdruck bringen? Eine schwierige Aufgabe, wie er fand.
Ein Portal, eine Verhaftung, der rote Kult, Erkundungen und ein Fehler
Der Tag brach endlich an. Armin wartete schon voller Ungeduld auf diesen Moment. Die Expedition in das Mittelreich, zur Öffnung des Tores, stand an. Voller Aufregung und Spannung machte er sich dann mit einigen anderen Südländern, darunter Asra, auf. Sie warteten am Hafen in der Kaiserstadt auf die Nordländer, die Armin sehr beeindruckend fand, als sie mit ihrem Schiff eintrafen. Groß und kräftig gebaut. Sie machten sich alsbald auf in die Ebene und kamen dem Tor näher. Unruhe ergriff Armin ab diesem Moment. Der Wind wehte nicht mehr und es waren keine Tiere zu hören oder zu sehen. Nach einer Weile konnte ein Schluchzen und ein Wimmern ausgemacht werden. Vorsichtig schritt die große Gruppe näher, bis das Tor sehen konnten. Summen erfüllte die Luft, das von vier rotberobten Gestalten auszugehen schien. Sie standen im Kreis um ein schwebendes Licht. Dieses Summen ging Armin durch Mark und Bein und seine Häarchen an den Armen richteten sich auf. Etwas ungutes ging hier vor. Asra schien das ähnlich zu sehen und sie beriet mit Jaafar und Dalia. Rya und ein Mittelländer namens Elron unterhielten sich mit dem Anführer der Berobten, der eine große Sense trug und auf die Gruppe aufmerksam wurde. Er wies alle an, zu verschwinden, wenn ihnen ihr Leben lieb sei. Doch es kam zu einer Auseinandersetzung. Der Anführer beschwor einen Nebel und Armin stürzte vor, Rya zurückziehend und sich dann auf die plötzlich erschienenden Untote einschlagend. Doch ließ er dann die niederen Untoten in Ruhe und verfolgte den Anführer. Doch dieser verblasste zusehends und verschwand dann im Nebel. Doch die anderen drei Robenträger konnten überwältigt und getötet werden. Der Anblick der Leichen entsetzte Armin aber. Es waren fürchterlich entstellte Menschen, die nurnoch geringe Ähnlichkeit mit jenen hatten.
Doch diese Bedrohung war ersteinmal beseitigt und die Gruppe wendete sich dem Licht zu. Das Wimmern schien von dort auszugehen und Asra suchte anscheinend auf einer anderen Ebene nach einer Möglichkeit es zu befreien. Es schien magisch gefangen. Dalia machte einen Vorschlag und Armin setzte dann in ein Summen mit ein, das Dalia anschlug. Es hatte einen anderen Rhythmus und klang freundlich, im Gegensatz zu den finsteren Gesängen zuvor. Mit einem Knall löste sich der Bann auf und eine Gestalt erschien vor ihnen. Der Wächter des Tores. Jener gab Rätsel auf und diese wurden auch gelöst. Als das Tor gereinigt war, erschienen, der Zeitpunkt war zu perfekt, Gardisten und Kirchenangehörige. Sie wollten die Gruppe verhaften. Doch es schien, als fühlten sie sich nur beleidigt, weil ihnen niemand Bescheid gesagt hatte. Doch der Ritter, der die Gruppe anführte, Alastair, schien umzuschwenken, als er die Leichen und die Roben sah. Armin begleitete ihn in sein Kloster und es folgte ein Gespräch mit dem Großmeister des Paladinordens, Rogal von Hellbrecht. Wenn Armin daran zurückdachte und wie die Diskussion der Nordländer mit ihm verliefen, seufzte er entnervt auf. Das war verschwendete Zeit gewesen. Doch er hatte sich zumindest bemüht, den Frieden einigermaßen aufrecht zu erhalten. Mehr konnte er nicht tun. Noch fragte er sich, wie er da überhaupt hineingeriet. Er hatte keinen Fehler gemacht und bügelte nun die anderer aus. Aber das gehörte wohl als ein Beschützer seines Volkes dazu.
Wieder zurück in der Oase traf er wieder auf Asra und zusammen besuchten sie Menelar. Sie berichteten ihm von den Vorkommnissen der letzten Tage und auch von den wenig erfreulichen Zwischenfällen mit dem Kaiserreich. Doch die schienen ihn nur beiläufig zu interessieren. Viel mehr ging er auf den roten Konvent ein, dass sie eine alte Plage seien und die Kaiserlichen die Gefahr nicht erkannten. Auch reichte er den beiden ein Schriftstück, dass eine Hinterlassenschaft von Urias von Dengra darstellte. Später, als Kadir, Asra und Armin zusammen saßen, ergründeten sie den Text. Es war zum einen Spur zu Urias von Dengra, andererseits aber auch ein deutlicher Hinweis auf die Gefahren im Kaiserreich. Sie gingen dem nach und erkundeten das Nebelland. Sie fanden auch einen Ort im Westen, von Bergen umgeben. Er wurde von Wachen mit roten Hosen bewacht. Es war ein Gebäude, umgeben von Bergen und Wasser, das sonst leer stand. Irgendwie deutete die Einrichtung auf Magier und Alchemisten hin. Auch gab es eine interessante, spinnentzartige Wandzeichnung, die Kadir abmalte. Im Wald fanden sie auch seltsame Aushebungen im Boden, die vielleicht daher rühren konnten, dass sich Objekte aus dieser Welt in eine andere verschoben hätten. Allerdings konnten sie das nicht beweisen und es bedurfte noch mehr Nachforschungen.
Doch auch nicht nur die Weltgeschehnisse beschäftigten Armin. Menelar hatte ihm viel über den Weg des Säbeltänzers erzählt. So gab es 5 Lehren, die ein Säbeltänzer folgen musste. Vier davon waren den Elementen gewidmet, einer dem Nichts. Auch wenn Armin sich noch nicht so richtig etwas davon vorstellen konnte. Doch diese letzte und schwierigste Lehre würde dann Asra übernehmen müssen, so Menelar. Sie würde es Armin näher bringen und würde dafür geschult werden. Auch begutachtete Armin interessiert die Rüstung Menelars. Sie schien aus Stoff, Seide vielleicht und Metallen gefertigt. Sie quietschte nicht und schien sehr beweglich. Irgendwie beneidete er Menelar darum. Es war die Rüstung eines Säbeltänzers und auf jeder einzelnen Schuppe der Rüstung konnte man ein Zeichen und Symbol sehen. Menelar erklärte, diese Rüstung wäre speziell auf ihn und sein Wesen angepasst. Die Zeichen waren die der Luft. Ein Säbeltänzer müsste sich öffnen können, den Weg nach Innen finden und sein Element entfesseln. Armin war gespannt auf die erste Lektion, die wohl schon bald stattfinden sollte.
Aber auch etwas anderes beschäftigte ihn: Asra.
Er erzählte ihr eben, dass er ein interessantes Gespräch mit Isurn geführt hatte, auch er wusste so einiges über den roten Konvent zu erzählen und Armin würde ihn später nocheinmal dazu befragen. Doch als sie sich verabschiedeten, raunte ihm Asra leise zu, dass er sich während ihrer Abwesenheit mit anderen Frauen beschäftigen konnte. Armin war irgendwie geschockt. So richtig wusste er nicht, was er denken sollte. Wieso sagte sie ihm das? Meinte sie es, dass er anderen Frauen nachschaute, während sie weg war? Es verletzte ihn irgendwie. Andererseits war er auch verwirrt, dass sie ihm diese Frage stellte. Hatte sie gemerkt, dass er ihre Nähe für angenehm hielt und sich wünschte, dass sie dort auch blieb? Und trieb sie nun seine Späße mit ihm? Oder lag ihr doch etwas an ihm? Verwirrung machte sich in ihm breit und er machte einen Fehler. Er versuchte die Situation mit einem Scherz zu retten. Scherze waren noch nie seine Stärke und er sagte in einem scherzhaften Tonfall, welche Frau er wohl als erstes treffen würde. Er wendete sich dann schnell ab, irgendwie vor ihr fliehend und sich selber verfluchend. Warum hatte er das gesagt, sie hatte es nicht böse gemeint, sagte sie selbst und nun verhielt er sich wie ein Narr. Er lief in die Höhlen und zur Wüste hinaus, sich fragend, ob er überhaupt wiederkommen sollte. Asra hielt ihn sicher für einen Tor.
=== Neues aus dem Leben von Armin III ===
Die Blätter des Eichenbaums rauschten im sanften Wind. Einige Sonnenstrahlen lugt hindurch und bildeten ein Geflecht von Schatten und Lichtflecken auf dem belaubten Boden. Vögel zwitscherten und ein Eichhörnchen kletterte ruhig, auf der Suche nach Nahrung, über einen Stamm. Armin lag, nur mit einem Hüfttuch bekleidet, auf dem Boden und schaute zum Blättergeflecht über ihm hinauf. Der Wald war kühl, doch war es irgendwie angenehm. Das Moos war weich und kühl. Die Blätter über ihm wiegten sich sanft im Rhythmus des Windes hin und her. Wurden mal hierhin, mal dorthin gedrückt. Sie bewegten sich harmonisch und gleichförmig, sich biegend, aufbäumend und dann wieder zur Ruhe kommend, als der Wind eine Pause einlegte. Niyati gab ihm die Aufgabe die Blätter im Wind zu betrachten. Es sollte ihm eine Lehre für den Tanz sein, für natürlich Bewegung und er schien langsam zu verstehen.
Doch war es auch ein ruhiger Moment, ein Augenblick der Klarheit und der Besinnung. Viel war wieder geschehen und seine Gedanken wanderten zu jenen Ereignissen.
Er selbst musste mehr Geduld aufbringen. Viel mehr Geduld. Das hatte er in zahlreichen Situationen gemerkt nun. Zum Einen war da das Gespräch mit Constantin Ewan Alastair. Eigentlich war es ein Gespräch zwischen dem Paladin und Asra, aber auch Armin hatte seinen Anteil. Doch Armin verlor seine Ruhe recht bald, das arrogante Verhalten Constantins schürte seine Wut und er brach kurz aus. Ein Blick von Asra genügte und die Worte von Constantin um ihn aber wieder zu beruhigen und seinen Ärger zurückzustecken. Er hätte an Constantins Stelle wohl auch so gehandelt, wenn es um die Oase gegangen wär. Armin war sich sicher, dass er zwar höflicher wäre, aber im Prinzip verstand er ihn doch und so suchte er wieder Ruhe. Das Gespräch verlief auch nicht optimal. Asra und Armin hatten sich an ein paar Stellen versprochen und Dinge preisgegeben, die sie vorerst geheim halten wollten. Sie wussten nicht, was die kirchlichen Vertreter mit diesen Informationen anstellen würden. Doch es stellte sich heraus, dass auch Constantin seine Informationen preisgab und wohl vertrauenswürdig war. Auf seine eigene seltsame Art. Doch ein schlechtes Gefühl hinterließ das Gespräch dennoch. Er hatte, zwar unbeabsichtigt und gegen seinen Willen, Isurn auflaufen lassen und musste berichten, dass jener von einem Dämonen und dem Konvent sprach. Er hoffte, dass keine schlimmen Schritte gegen ihn eingeleitet wurden. Doch im Gegenzug erfuhren sie, dass er des Mordes verdächtigt wurde, was Armin mehr als überraschte und schockierte. So richtig konnte er sich das nicht vorstellen und er, Asra und Kadir müssten diesbezüglich selber Nachforschungen anstellen. Auch sah er das Treffen mit Menelar dadurch gefährdet. Isurn hatten sie die Einladung schon überbracht, doch müssten sie ihn jetzt erstmal finden und zur Rede stellen. Es zog ihm den Magen zusammen, wenn er daran dachte, ihn wieder ausladen zu müssen im äußersten Fall. Aber er konnte keinen Mörder zu Menelar vorlassen. Kadir und Asra sahen das beide ähnlich, obwohl Asra diesbezüglich schon eine radikalere Meinung hatte.
Das Treffen mit Menelar war eine Überraschung. Jener wollte es dem Kaiser gleichmachen, doch auf eine andere Art und Weise. Mehr auf Offenheit und Freundlichkeit ausgelegt. Es würden sogar ausgewählte Fremde dafür die Oase betreten dürfen. Armin wusste noch nicht so recht, wie die anderen Bewohner der Oase darauf reagieren würden. Es war auch ein seltsames Gefühl. Menelar übertrug die Verantwortung der Einladungen an Asra, Kadir und ihn. Sie würden entscheiden müssen, welche Südländer zum Treffen eingeladen seien. Er hätte am liebsten alle eingeladen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Doch er wusste, dass dies in ein Chaos enden würde und dass sie eine Auswahl treffen mussten. Er war sich nurnoch nicht sicher, wie er das erklären sollte.
Das Leben in der Oase war ansonsten sehr angenehm. Er verstand sich gut mit den Bewohnern und lernte sie besser kennen. Mit Rya würde er noch reden müssen. Asra wies ihn darauf hin, dass sie wohl wegen der Sache am Tor ungehalten war. Nach längerem Überlegen verstand Armin dies sehr wohl. Er selbst hätte es auch nicht gut gefunden, wenn man ihm ins Wort gefallen wär vor allen anderen. Er seufzte etwas auf und schüttelte den Kopf. Ungeduldiger Narr. Er war am Tor sehr besorgt gewesen und war sehr bedacht darauf gewesen alle zu schützen. Er wollte niemanden durch unbedachte Worte in Gefahr bringen und Rya war schnell dabei, viel auszuplaudern, was vielleicht nicht an alle Ohren dringen sollte. Dennoch hatte er kein Recht, sie zu maßregeln. Er würde sich bei ihr entschuldigen und hoffen, dies wieder gutmachen zu können.
Es betrübte ihn auch etwas, dass Amea anscheinend in den Norden zog um dort eine Lehre zu beginnen. Einerseits freute er sich, dass sie eine Gelegenheit hatte, einen Lehrmeister zu finden und viel über die nordländische Kultur zu lernen. Andererseits wusste er auch, dass sie dort erstmal wieder alleine sein würde und unglücklich wäre. Das verdeutlichte sie auch sehr. Aber Kadir und er versprachen ihr, sie zu besuchen und ihr zur Seite zu stehen, sollte sie Probleme haben oder sich einsam fühlen. Er hoffte nur, dass sie irgendwann wieder zur Oase zurückkehren würde, denn sie war ein Teil davon.
Es erfreute ihn auch sehr, dass Tamara große Fortschritte machte. Sie war nun in ein Gleichgewicht gekommen, hatte Balance gefunden und war geschickt zu Fuße. Sie konnte ausweichen und übte nun mit Waffen. Sie schien auch genau zu wissen, was sie wollte. Armin musste nur Hinweise geben und sie nahm es auf, veränderte es für sich selbst und entwickelte ihren eigenen Stil. Aber sie brachte auch Armin etwas bei. So zeigte sie ihm die Vor- und Nachteile der Linkshändigkeit. Was es für Unterschiede es in der Kampfesweise machte, wenn man gegen einen Gegner kämpfte, der auf der gleichen Seite Schild und Schwert führte. Es brauchte Übung um damit umgehen zu können und es würde auch einen Vorteil für ihn darstellen, wenn er mit zwei Säbeln kämpfte. So konnte er die Deckung besser umgehen. Sie würde ihn auf jeden Fall bald auf Jagden begleiten können.
Doch Tamara schien der Schlüsselpunkt für einen Umschwung zu sein. Als sie im Sand vor der Bank zusammen übten erschien Asra. Sie schaute seltsam und verhielt sich auch irgendwie merkwürdig. Als Tamara sich dann irgendwann verabschiedete, sprach Armin sie auch darauf an. Sie druckste herum und Armin befand es als sehr seltsam. Dennoch, er wusste von einem Gespräch mit Kadir, dass jener ihr erzählte, dass Armin wohl etwas für sie übrig habe. Kadir erzählte ihm auch, dass Asra ihn wohl deswegen beobachtete und abschätzte. Beide waren sich einig, dass Asra sich mit Gefühlen schwer tat. Auch gestand Armin Kadir, dass er mittlerweile viel für Asra fühle, er aber Vorsicht und Sanftheit walten lassen würde, weil er sie nicht verschrecken wollte.
Asra druckste herum und versicherte ihm, dass es kein Problem war, dass er mit Tamara übte. Er könne ja mit ihr machen was er wolle. Es ginge sie ja nichts an. Armin wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Er sah, dass er ihr etwas bedeutete und dass es sie scheinbar doch störte, dass er scheinbar mit Tamara vertraut war. Er wollte ihr sagen, dass sie die Frau seines Herzens war und dass mit Tamara nichts weiter geschehen würde, außer zusammen zu üben und vielleicht eine Freundschaft entstehen zu lassen. Dass es sie sehr wohl etwas anginge und er ihre Bedenken nehmen wolle. Doch er konnte ihr das nicht so recht sagen. Würde sie ihm glauben. Sie schaute öfter zu ihm auf, unsicher wirkend und sich windend. Er hörte in dem Moment einfach auf zu denken, ging auf sie zu, beugte sich herab und setzte seine Lippen sanft auf die ihren für einen kurzen Augenblick. Er richtete sich wieder auf und betrachtete sie abwartend. Doch sie schien wie erstarrt und Armin bereute es im gleichen Augenblick. Asra wendete sich dann auch um und ging schnell davon. Armin senkte den Blick und sprach ihr leise hinterher: "Verzeih mir". Doch sie schien es nicht zu hören.
Betrübt und innerlich leer ging Armin zurück zur Bank, sich bei May Essen kaufend und setzte sich auf eine Bank. Kadir war dort, aber mit Amea im Gespräch vertieft. Er wartete, bis sie fertig gesprochen hatten und berichtete Kadir dann von seiner Tat. Kadir schien sehr verblüfft und dann sehr amüsiert. Immer mehr wurde ihm bei dem Gespräch klar, dass er eine Torheit begangen hatte, aber Kadir schien dennoch sehr vergnügt, was Armin nicht so verstand. Er rutschte immer weiter in den Stuhl hinein wäre am liebsten noch im Boden versunken. Doch Kadir baute ihn wieder auf und machte ihm auch Hoffnung, dass es vielleicht auch gut gewesen sein könnte.
Armin beschloss am nächsten Tag in die Wüste zu wandern und seine Gedanken zu ordnen, doch wartete er noch auf ein Treffen mit Asra. Sie kam auch, ironischerweise, als er gerade im Gespräch mit Tamara war. Sie unterhielten sich normal, solange andere in der Nähe war. Er gab ihr Felle, die sie für warme Kleidung nehmen sollte. Denn sie wollte in den Norden zu einem Markt. Doch er bat sie an einen ruhigen Ort in der Höhle. Er sprach mit ihr und bat sie um Verzeihung dafür, dass er sie so überfallen hatte. Doch für den Kuss entschuldigte er sich nicht und sagte ihr auch, dass es ihm gefallen hätte. Sie schien dann doch zu lächeln und erleichtert wirkend. Sie war unsicher im Bezug auf die Gefühle, die sie hegte. Doch Armin wollte sie nicht drängen, er versprach ihr nur, dass er sie in der Öffentlichkeit und wenn sie ihn lehrte, als Geisterbeschwörerin zu behandeln. Sie schien sich darauf einzulassen, sie trat auch auf ihn zu und reckte sich hoch, ihm einen kurzen Kuss gebend. Seine Gedanken waren für diesen Moment ausgelöscht. Er genoss das viel zu kurze angenehme Gefühl ihrer Lippen auf den seinen. Er mochte den Geschmack, er mochte ihre Nähe. Er mochte das Gefühl, das Kribbeln, das durch seinen Körper ging.
Als sie sich wiedertrafen, schien die Zeit nur so dahinzufliegen. Jeden privaten Moment nutzten sie um sich Nahe zu sein. Sie schenkte ihm auch einen schönen, dunkelblauen Armreif, der Luftwirbel graviert hatte und auch sonstige Symbole der Luft zeigte. Armin war glücklich, fühlte sich leicht. Es war ein schönes und erhebendes Gefühl sie an seiner Seite zu haben, zu fühlen und zu wissen, dass er auch jemanden viel bedeutete. Wie erleichtert er doch war, dass es sich doch zum Guten gewendet hatte. Sie und Kadir waren nun seine Familie und Freunde und er würde alles unternehmen, um die beiden zu unterstützen und zu schützen.
Ein Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen, er würde noch eine Weile hier auf dem belaubten Boden liegen, das Spiel der Blätter im Wind beobachten und irgendwann dann zurückkehren und Niyati berichten.
=== Neues aus dem Leben von Armin IV ===
Der Tanz des Windes
Ruhig stand er im Sand. Der Schatten der Palme spendete noch etwas Schutz vor der morgendlichen Sonne. Er atmete tief ein und sein Bauch spannte sich an. Er übte nun, bewusst seine Körperspannung anzuwenden und zu nutzen. Während er leichte Bewegungen mit den Armen machte, die seinen Oberkörper ebenfalls in Bewegung brachten und somit eine natürliche Bewegung zeigten, dachte Armin über die Lektionen Niyatis nach. Sie hatte vor kurzem Nuroelle und ihm wieder Unterricht im Tanz gegeben. So lernte er, auch durch seine gegebene Aufgabe, dass jeder Mensch seine eigene Art zu tanzen hat. Eine Bewegung sollte natürlich sein, von den äußeren Gegebenheiten geleitet. Dennoch formt der Tänzer seinen Tanz selber und muss ihn sich bewusst machen. Bewegungen sollten natürlich erscheinen und fließend ineinander übergehen. Niyati beschrieb sodann Bilder von Naturereignissen, wie Meereswellen die an die Küste branden, die Armin und Nuroelle in einem Tanz darstellen sollten. Er empfand dies als sehr interessant und es fiel ihm immer leichter, auf diese Art zu tanzen. So hatte er eine Vorstellung davon und seine Bewegungen wurden immer flüssiger und ansehnlicher. Auch Niyati schien zufrieden zu sein, was Armin durchaus erstaunte. Die letzte Lektion war ein Tanz mit den Säbeln.Niyati zeigte ihnen, wie man sich tanzend mit den Doppelsäbeln bewegen kann und sie dabei zur Abwehr und zum Angriff einsetzen kann. Armin probierte es selber und es war wie ein Rausch. Mal zog er die Säbel mehr zu sich, sie ab und an drehend und zur Verteidigung einsetzend. Dann und wann streckte er sie vor, als würde er mit ihnen im Drehen zuschlagen. Ein wenig taumelte er noch und verlor bei den vielen Drehungen und dem Abducken und Ausweichen in verschiedenen Richtungen das Gleichgewicht. Doch letztendlich hielt er sich auf den Füßen und Niyati schien abermals zufrieden.
So dachte er jetzt über die Aufgaben nach, wähend er übte. Die eine war es, die Körperspannung zu üben, was er gerade tat. Die andere Aufgabe erforderte ein wenig mehr. Armin sollte ein Bild dafür finden, wie der Wind angriff und ein Bild dafür, wie er verteidigte. Er sollte dieses Bild beschreiben können und dann auch im Tanz darstellen. So dachte er während seiner Übung nach. Der Wind, wenn er zu einem tosenden Sturm heranwuchs war gewaltig, schnell und unberechenbar. Er zerrte an einen und trieb den Sand und die Wesen der Wüste vor sich her. Er attackierte mal stärker und mal schwächer. Armins Vorstellung gereifte zu einem Tanz, der sich aus vielen schnellen Hieben, Drehungen und Angriffen von mehreren Seiten zusammensetzte. Der Tanz war schnell, vorantreibend und unnachgiebig. Er selbst probierte dies auch so aus. Mit bloßen Händen imitierte er die Säbel und schlug in Drehbewegungen pausenlos zu, aus jeder Bewegung eine neue gestaltend. So bildeten sich Schatten seiner Arme, die durch die Luft schlugen und den imaginären Gegner mit vielen Schlägen beharkte. Langsam atmete er dann aus und beruhigte sich wieder, wieder Kraft sammelten und den Schweiß von der Stirn wischend. Er würde es viel üben müssen, um die Ausdauer und die Kraft dafür zu erhalten. Während er sich im Schatten der Palme mit einem Schluck aus dem Wasserschlauch erholte, dachte er schon an den Tanz der Abwehr. Es wäre ein Tanz ähnlich einer milden Brise. Leichtfüßig und federnd war sein Schritt, böenartig wechselte er die Richtung und umtänzelte damit seinen Gegner. Den Schlägen wich er mit Drehungen aus oder er duckte sich darunter um dann im Rücken des Gegners zu stehen und ihn von der anderen Seite anzugreifen. Unberechenbar und launenhaft wie der Wind, der seine Freiheit schätzt aber das Spiel mit seinen Häschern nicht lassen kann und sich doch nie fangen lässt.
Verfehlungen
Die Lehre der Ahnen auf dem Weg zum Säbeltänzer
Seine Gedanken schweiften zu Asra. Sie war ihm immer mehr an das Herz gewachsen und er würde sie nicht mehr missen wollen. Sie war seine Liebe und er würde alles dafür tun, sie zu schützen und dafür zu sorgen, dass es ihr gut ginge. Am See in der Oase traf er auf sie, sie trug ein sehr hübsches rotes Kleid, was ihm wieder verdeutlichte, was für eine schöne Frau sie war. Alsbald unterhielten sie sich über den Unterricht über die Ahnen. Armin wiederholte alles bisher gelernte. Er erzählte, dass sie ihm beigebracht hatte, dass ein Charakter eines Menschen ähnlich dem Palast Menelars war. Das Fundament, die Persönlichkeit, wäre die Basis des ganzen Charakters. Auch brachte sie ihm bei, seine Umgebung genauer wahrzunehmen. In jeder Umgebung steckte Leben, auch in der sonst so kargen Wüste, egal wie klein dieses Leben war. Auch lehrte sie ihn in einer feindlichen Umgebung schutzlos zu leben und zurechtzukommen. Sie lehrte ihn, dass die Ahnen um uns seien und dass der Tod eines Menschen nicht endgültig wäre. So wären die Toten ins Reich der Ahnen eingegangen, die nun über uns wachen und bei uns wären. Armin lernte auch, wie man die Ahnen ehrte und ihnen Respekt und Anerkennung entgegenbrachte. Letztendlich lernte er auch durch sie, wie die Welten zueinander standen, welchen Einfluss sie aufeinander haben und auf welche Gefahren man achten müsste.
Daraufhin wollte sie ihm gleich zwei neue Dinge beibringen. Die erste Lektion hatte wieder mit der Persönlichkeitsbildung zu tun. Er bekam die Aufgabe, sich Gedanken über die Begriffe Ehre, Integrität, Ruhm, Würde und Schande zu machen. Außerdem sollte er noch andere Personen, auch im Kaiserreich und im Reich der Clans, dazu befragen und sich ein Bild über die generelle Meinung zu diesen Begriffen zu informieren. Armin freute sich über diese Aufgabe, half es ihm doch, die anderen Völker gleich besser kennenzulernen und vielleicht auch ihm noch unbekannte Menschen zu treffen. Auf jeden Fall wollte er im Norden Tuina, Worogat, Brorgal, Thorgun und Ryan fragen. Im Kaiserreich würde ihn dazu brennend die Meinung von Isurn Brauhaupt interessieren. Aber auch Constantin und Ajax würde er fragen, sowie Colwyn und Ilyana. Eine interessante Meinung wäre sicherlich auch noch von Arkhos zu holen. Im Süden würde er jeden fragen, dem er begegnen würde.
Die andere Aufgabe befasste sich mit seiner Beherrschungsfähigkeit und Geduld. Asra und Armin reisten zusammen in das Kaiserreich nahe der Eulenburg. Nur mit einem Hüfttuch bekleidet stiegen sie in das eiskalte Wasser des Sees hinter der Burg. Asra wollte seine Beherrschung schulen, da er sich von dem Magier der Verwehten zu sehr hatte provozieren lassen. So gingen sie zitternd und schaudernd durch das Wasser unter den Wasserfall und ließen seine Kraft auf ihre Schultern fallen. Es war ein anstrengendes und kräfteraubendes Unterfangen. Nicht nur der Druck und die Kraft des Wasserfalls verlangten ihm alles ab, sondern auch die unglaubliche Kälte des Wassers. Doch bei der Anstrengung und Beherrschung, nicht den Wasserfall zu verlassen, ließ er von seinen störenden Gedanken ab und manche Sachverhalte erschienen ihm klarer. Er hatte bei den Verwehten nicht sehr besonnen gehandelt und es war teilweise seine Schuld, dass es so gekommen war, wie es kam. Doch wusste er auch mit Klarheit, dass die Verwehten unnachgiebig und unkooperativ waren und somit ebenso eine Teilschuld trugen. Er würde es bereinigen müssen. Nur wie, dazu konnte er noch keinen Gedanken fassen.
Lange blieben sie unter dem Wasserfall und es wurde langsam wirklich unerträglich. Er öffnete ab und an die Augen und sah zu Asra, die zitternd und mit den Armen sich selbst umschlungen unter dem Wasserfall stand. Sie hatte gesagt, dass sie solange bleiben würde wie er und er begriff in diesem Moment, dass er nachgeben müsse, sonst würde sie erfrieren und sterben. So nahm er sie sanft in den Arm und sprach leise zu ihr, dass es für heute genug sei. Sie schien erst überrascht, doch stimmte sie dann zu und sie wärmten sich dann in trockenen Kleidern am vorbereiteten Feuer.
Ein gemeinsamer Weg
Sie sprachen wieder über die Ahnen und Armin fragte Asra, ob sie ihm bei der Ehrung seiner Mutter helfen würde. Sie stimmte zu, sprach aber an, dass sie ein Fest zu Ehren der Ahnen plante und dies das dann ja mit einschloss. Doch Armin erwiderte, dass er seine eigene Ahnen auch gerne persönlicher ehrte und Asra stimmte dem zu. Er schlug dann auch vor, dass sie auch zusammen seine und ihre Ahnen ehren könnte und sie schien erfreut über diesen Vorschlag, dem sie auch gleich zustimmte. Auch sprach sie davon, dass sie irgendwann gemeinsame Ahnen haben werden. Armin verstand dies nicht so richtig und fragte nach, wie sie das denn meinte. Ihre Antwort war einleuchtend und klar. Mit geröteten Wangen und etwas verlegen erklärte sie ihm, dass sie gemeinsame Ahnen hätten, wenn sie verheiratet seien.
Eine kurze Stille entstand. Ein paar Insekten schossen im Flug am prasselnden Feuer vorbei. Die Nacht war sternklar und kalt und irgendwo in der Ferne schrie eine Eule. Armin war glücklich über ihre Worte und doch war er kurz am Zögern, verlegen und unsicher. Doch sprach er die Frage dann aus, die ihm so sehr am Herzen lag. In dieser sternklaren, kühlen Nacht, am See hinter der Eulenburg am prasselnden Feuer, hielt er um ihre Hand an.
Ein Lächeln bildete sich auf Armins Lippen, als er daran dachte. Es war ein schöner und glücklicher Moment.Asra hatte danach wieder diesen Gesichtsausdruck, den sie hatte, als sie vor ihm davon lief als er sie küsste, doch wandelte sich dieser Ausdruck in einen glücklichen und zufriedenen und sie willigte ein. Er wusste, dass es bis zur Hochzeit noch lange dauern könnte. Sie wollten ihren Weg noch gehen und sie erwähnte, dass sie gerne einen Säbeltänzer heiraten würde und er empfand diesen Gedanken als richtig. Außerdem traute er sich zurzeit nicht, Menelar um Erlaubnis zu fragen. Seine Verfehlungen in der letzten Zeit waren zu gravierend und er wollte nicht, dass eine mögliche Strafe die Verbindung zu Asra beeinträchtigen könnte. Doch er war sich zumindest nun sicher. Asra war ihm versprochen und eines Tages würde er sie als seine Frau, seine Gemahlin, betrachten können ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Dann würde alles den Sitten entsprechen. Er hatte sie nicht einmal unsittlich berührt, doch auch Küsse und Umarmungen waren doch eher verpönt, wenn man nicht verheiratet war und dem wollte er so entgehen. Ohne Scheu und ohne die Ermahnungen seines Vaters im Ohr wollte er ihre Nähe genießen.
Der Weg zum Frieden
Letztendlich glitt sein Gedanke noch zu dem Treffen an den gleichem Abend. Asra und Armin befanden sich auf dem Rückweg zur Oase, als sie am Tor in der Stadt des Glanzes auf einen Bewohner der Stadt trafen. Er war ausgesucht höflich, auch wenn er die Sitten und Gebräuche des Volkes der Verborgenen nicht kannte. Kleine Verbesserungen und Ermahnungen seitens Armins und Asras brachten sie ihm dann aber näher und er schien gewillt, sich ihnen anzupassen. Es war eine interessante Erfahrung. Bei diesem Mann fühlte sich Armin wirklich als ein Fremder und als etwas exotisches. Er war nichts, was normal in dieser Stadt war. Irgendwie genoss er dieses Gefühl, dass er sonst nur bei Ilyana hatte. Dieser Mann, Melor Darmal, wollte ein Buch über die Sitten und Gebräuche des Südens schreiben und auch gefährliche Orte festhalten. Asra und Armin willigten ein, ihn dabei zu unterstützen. Doch als er Rya erwähnte, war klar, dass sie sich erst mit ihr darüber unterhalten würden. Eigenartig war nur, dass er Asra selten eines Blickes würdigte und sich mehr auf Armin konzentrierte. Armin flüsterte ihm dann zu, dass Asra ihm nichts tun würde, wenn er mit ihr spricht und dass auch er, Armin, ihm keinen Schaden zufügen würde. Es schien ihn tatsächlich zu beruhigen und er sprach dann auch mit Asra.
Dieses Treffen beschäftigte Armin noch immer. Er kam sich vor, als wäre er ein Wüstenprinz gewesen, der einen Besuch in einer fremden statt gemacht hätte. Ehre und Respekt war nicht immer in dieser Stadt zu erwarten und so erstaunte ihn dieses Treffen umso mehr. Interessant war es und das Buch, dass Melor schreiben wollte, war ein Schritt zum Frieden zwischen den Völkern. Ein Schritt, den auch er gehen wollte. Mit diesem beruhigenden Gedanken döste er dann in der Mittagshitze ein, erschöpft von den vielen Übungen, die er zur späteren Stunde wiederholen würde.
===Der Ruf nach Hilfe===
Er wanderte einige Tage rastlos durch die Wüste. Unter seinem Turban und der Robe spürte er zwar die sengende Hitze der Tage und die Kälte der Nacht. Doch er war es gewohnt, sich den Widrigkeiten der Wüste zu stellen. Voran trieb ihn seine Entschlossenheit, mit der er einen Fuß nach dem anderen durch den Sand ging. Sein Stamm benötigte Hilfe. Die Räuber in der Gegend wagten vermehrt und immer dreistere Angriff auf die wehrhaften Nomaden und zermürbten sie immer weiter. Armin war nun schon ein Jahr in der Oase gewesen, hatte viel gelernt, viel geübt und viel gekämpft. Seiner Ansicht nach war er nicht mehr wehrlos und konnte durchaus das Schicksal der Nomaden ändern.
Als die rotglühende Sonne eines Tages wieder gen Horizont wanderte und den Anbruch der Nacht verkündete, sah er in der flirrenden Hitze viele dunkle Punkte. Vorsichtig ging er weiter. Auf einer Sanddüne hockte er sich dann hin und starrte angestrengt dorthin. Einige Kamele und viele Menschen sah er dort. Es könnte sein Stamm gewesen sein und so ging er vorsichtig weiter, in der Hoffnung dass seine sandfarbene Kleidung seine Anwesenheit verbarg, bis er einen genaueren Blick auf die Menschen vor ihm richten konnte.
Als er näher kam, wurde er dann auch von den Wachen entdeckt und unfreundlich zum Anhalten aufgefordert. Doch aus dieser Nähe konnte Armin schon erkennen, dass es sein Stamm, seine Familie war. Um nicht versehentlich getötet zu werden, öffnete er schnell seinen Turban, um sein Gesicht erkennbar zu machen und er neigte sein Haupt tief und mit einem freundlichen Lächeln. Armin, der Sohn Adils, war zurückgekehrt um seiner Familie in der Stunde der Not zu helfen. Die Wachen schienen erleichtert, Armin erkannte sie nun als Hadib und Bengala und sie tauschten kurz freundliche Worte, ehe er nach seinem Vater fragte. Sie deuteten zum Ende der Karawane und Armin begab sich dorthin, den Blick immer umherschweifen lassend. Er grüßte hier und da jemanden freundlich, es gab einige Verletzte und es schienen ein paar weniger Kamele als sonst zu sein. Aber es schien niemand zu Tode gekommen sein. Dann endlich sah er ihn. Der große Mann vor den zwei anderen Wachen kam ihm von der Statur und Haltung her sehr vertraut vor. Armin stand vor seinem Vater und musterte ihn, während er den Kopf tief und respektvoll neigte. Sein Vater war etwas schmaler geworden, doch in seinem Gesicht konnte man noch immer die Güte und Freundlichkeit erkennen. Das Gesicht wirkte etwas faltiger, von der Sonne und dem Alter schon geprägt. Adil sah sprachlos zu seinem Sohn, neigte dann aber ebenfalls sein Haupt tief und lächelte erfreut auf. "Shalea, Sohn", sprach er mit Freude in der Stimme und trotz aller Sitten nahm er ihn in die Arme, "es freut mich, dass du gekommen bist. Diese Räuber sind sehr hartnäckig, sie scheinen keine Nahrung und kein Wasser zu haben. Doch lass uns ruhen, bevor wir darüber sprechen." Er sah an Armin auf und ab, scheinbar zufrieden wirkend, als ein Alarmruf ertönte und das ganze Lager in Aufruhr versetzte. Adil sah alarmiert auf und sagte dann zu Armin: "Das Gespräch muss warten, sie greifen wieder an!" Armin nickte und zog seine zwei Säbel und positionierte sich vor einigen Frauen und Kindern. Das Geschrei wurde laut und Armin sah viele Gestalten umherlaufen und kämpfen. Waffen klirrten aufeinander und es kam ein Räuber auf Armin zu. Es war eine zerlumpte, dreckige Gestalt, der einige Zähne fehlten, was Armin noch durch das böse Grinsen des Räubers mitbekam. Schnell duckte er sich unter einem allzu hastig geführten Schlag hindurch und setzte seine beiden Säbel an die Bauchdecke des Gegners, um sie dann aufzuschlitzen. Ungläubig sah die verdreckte Gestalt herab, wie das Leben aus ihm herauslief. Doch Armin tötete ihn sogleich, unnötiges Leiden war ihm zuwider. Doch verschnaufen konnte er nicht, denn alsbald kamen gleich zwei weitere, ähnliche zerlumpte Gestalten wie die erste, auf ihn zu und versuchten ihn in die Zange zu nehmen. Armin parierte den ersten Schlag und wich dann zur Seite aus, um den zweiten des anderen auszuweichen. Mit dem linken Säbel führte er einen leichten Hieb gegen den Brustkorb des einen Angreifers, der daraufhin zurücktaumelte. Der andere führte daraufhin wieder einen Hieb auf Armin, den dieser wieder abwehrte, doch der Gegner drückte hart und kräftig dagegen, sein Gesicht näher bringend. Mit einem bösen Lächeln, das wieder Zahnlücken preisgab, führte er sein pockennarbiges Gesicht an Armin und höhnte ihn mit einem widerlichen Atem: "Junge, du solltest lieber mit Puppen spielen, anstatt Männerarbeit zu erledigen!" Armin verzog einen Mundwinkel, doch schlug er dann einfach mit dem zweiten Säbel gegen die Seite des Banditen und atmete kurz durch, als er einen Augenblick Ruhe hatte. Der Bandit schien überrascht und sah zu seiner Seite, aus der Blut troff. Mit einem wütenden Schrei sprang er dann wieder vor und schlug wild nach Armin, der Mühe hatte zu parieren und auszuweichen. Doch dann fand er eine Lücke und stach mit der Spitze eines Säbels zu und bohrte jenen direkt in das Herz des Angreifers, der dann nieder sackte. Doch viel Zeit blieb Armin nicht, griff der andere, der zuvor zurückgetaumelt war schnell wieder an und nur eine schnelle Drehung bewahrte Armin davor, seinen Arm zu verlieren. So erhielt er nur einen kleinen Schnitt und mit dem anderen Arm köpfte er den Banditen halb, der leblos zu Boden sank.
Sein Blick wanderte umher, suchend und aufmerksam, doch der Kampf schien vorbei. Überall waren die Leichen der Banditen und das Lager schien sich wieder zu beruhigen. Besorgt sah er zu den Frauen und Kindern hinter sich und war erleichtert, dass jenen nichts geschehen ist.
Niemanden aus dem Lager war etwas geschehen, was einem Wunder gleich kam. Die Frauen und Männer begannen dann, die Leichen wegzuschaffen und Sand über das Blut zu schütten. Die Verwundeten wurden versorgt, so auch Armin, der einen kleinen Verband um den Arm bekam. Bald setzten sich dann auch Armin und Adil zusammen um ein Feuer und sie schwiegen eine Weile. Dann begann Armin zu erzählen, was er alles erlebt hatte und wie weit er mit dem Lernen war. Adil schien zufrieden zu sein und rügte ihn ab und an bei einem Detail, wo er wohl den Sitten nicht ganz entsprochen hatte. Doch insgesamt war er stolz und zufrieden. Nach einer Weile des Schweigens sprach Adil dann wieder: "Hast du schon eine Frau gefunden? Für einen stattlichen jungen Mann wie dich, sollte es kein Problem sein, eine zu finden." Armin wusste und sah am Funkeln in den Augen seines Vaters, dass er auf seine Worte achtgeben muss. So sprach er dann ruhig und mit einem Lächeln auf den Lippen: "Ob ich eine gute Anziehung auf Frauen besitze oder nicht, soll mich nicht verleiten, jede Frau zu umgarnen und zu Unsittlichkeiten zu bewegen. Ich habe diese Lektion von dir gelernt und behalten, Vater." Ein wenig vorwurfsvoll klang seine Stimme, doch sein Vater nickte ernst, als er wieder sprach: "Wir müssen uns über unsere Gefühle klar sein und wenn wir uns eine Frau aussuchen und sie unsere Gefühle erwidert, darfst du nach keiner anderen trachten. Aber", ein feinsinniges Lächeln bildete sich um Adils Züge, " du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet!" Armin senkte den Blick kurz und lächelte dann auf, wohl zufrieden wirkend. Sein Vater bemerkte dies und auch um seine Züge bildete sich ein Lächeln. Armin erzählte ihm dann von Asra, wie sie eine zeitlang nicht einmal merkte, dass er Gefühle für sie hegte und keine andere Frau wollte. Er erzählte, dass sie eine Geisterbeschwörerin und seine Lehrerin sei. Doch davon, wie er sie einfach küsste, damals in der Oase, erzählte er wohlweislich nichts. Er wusste, dass er sich damit eine Tracht Prügel von seinem Vater eingehandelt hätte. Je mehr Adil hörte, umso zufriedener schien er. Auch beobachtete er immer Armins Gestik und Mimik, was wohl viel Aufschluss über seine Gefühlslage gab. Als Armin endete, beglückwünschte Adil ihn zu dieser Frau und äußerte seinen Stolz darüber, dass Armin eine Frau ausgesucht hatte, die stark, eigenständig und klug und dennoch zur Liebe und Fürsorglichkeit fähig war. "Dann Armin", sprach Adil, "wirst du sie mir bald vorstellen und heiraten. Ich möchte auch bald meine Enkel in den Armen halten und ihnen Anstand und Sitte beibringen. Du hast noch zuviele Flausen im Kopf, um das selber zu können." Doch den letzten Satz sprach er mit einem Lächeln, als ob er das nicht wirklich ernst meinte. Armin war etwas verlegen, doch nickte er und lächelte. "Lass uns noch ein wenig Zeit, auch sie muss sich erst daran gewöhnen. Doch will ich deinem Wunsch bald nachkommen", sprach Armin darauf und lächelte ihm zu.
Die Tage vergingen im Lager und ab und an überfielen die Räuber wieder das Lager. Doch irgendwann vergingen die Tage ohne Angriffe und die Mitglieder des Stamms atmeten erleichtert auf. Die Räuber hatten wohl ein Einsehen und waren weitergezogen, auf der Suche nach leichterer Beute. Armin blieb noch eine Weile um seine Freunde zu sehen und mit ihnen sich auszutauschen. Auch zeigte er den anderen, was er schon alles gelernt hatte und zeigte auch den kleineren Kindern, wie man in Grundzügen ausweicht. Alles in allem fühlte er sich sehr wohl hier, doch es zog ihn wieder zurück zur Oase, zu seinen neuen Freunden, Verpflichtungen und zu Asra. So verabschiedete er sich eines Tages wieder wünschte allen viel Glück. Adil verabschiedete seinen Sohn noch alleine und neigte respektvoll das Haupt vor Armin. Mit Freude in der Stimme sprach er: "Ich bin froh, dass du gekommen bist. Du hast uns wirklich geholfen. Du bist schon sehr stark geworden, bleibe dabei und du erreichst dein Ziel. Ich erwarte von dir noch mehr Anstrengungen!" Er lächelte ihm zu und klopfte ihm abschließend auf die Schulter: "Ich bin stolz auf dich! Stell mir auch deine zukünftige Gemahlin vor, ich will sie gerne einmal selber kennenlernen!"