Rivin Stigandr

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charentry
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Rivin Stigandr
Geburtsdatum11. Gearran 645
Geschlechtmännlich
Größe188
Augenfarbeblau
Staturdünn, athletisch
VolkUnerschrockener
KlasseDruide

Statusaktiv

charentry



Geschichte

I - Abschied

Man hätte denken können, der Sommer sei noch nicht eingebrochen in dieser sternklaren Nacht im Lunasdal im Jahre 662. Es wehte eine, für eine Sommernacht, recht kalte Brise, doch war es trocken. Mit einer Kapuze über den Kopf gezogen saß er da – angelehnt an dieser riesigen Eiche. Er – der Wanderer - saß nicht umsonst hier, denn er hatte sich diesen Platz ausgesucht für das, was er vorhatte. Dieser Platz war perfekt. Die Eiche war für ihre Gattung von enormer Größe, riesige Wurzeln drangen tief in das trockene Erdreich und die Krone war prall gefüllt mit, in der Dunkelheit immer noch grün schimmernden, Laub. Dieser fantastische Baum war durchaus ein beachtliches Werk der Schicksalsweberin. Und eben deshalb war er geeignet.

Durch das seitlich einfallende Mondlicht mochte man einen kurzen Einblick in das Innere der Kapuze erlangen. Das Gesicht war noch recht knabenhaft und ziemlich verdreckt. Es wies eine gewisse Anstrengung und Traurigkeit auf, dennoch konnte man eine innere Zufriedenheit in den Augen erkennen.

Und so schaute er, seinen Wanderstab mit der rechten Hand fest umgreifend, auf den leblosen Körper vor ihm. Rivin hatte ihn mehrere Kilometer zu diesem Platz getragen. Hier sollte er beigesetzt werden. Er und sein lebloser Begleiter waren einfach zu weit von jeglicher Zivilisation entfernt, um die Leiche eines verstorbenen Druiden nach allen Richtlinien und Bräuchen, die die Traditionen verlangen, zu beerdigen. Er selber hatte auch nie einer solchen Beerdigung beigewohnt, geschweige denn gehört, wie so etwas vonstatten ging. Er vertraute auf das Gefühl in seinem Bauch und beobachtete die Bewegung der Pflanzen, die Windstärke oder sonstige Auffälligkeiten der Natur, die ihn darauf hinweisen könnten, das es falsch war, was er tat; doch nichts dergleichen geschah. Also war es der richtige Platz.

Eine kleine Schaufel war das einzige Werkzeug, was ihm zur Verfügung stand. Normalerweise hob er mit dieser Pflanzen aus der Erde heraus. Es war sicherlich eine mühselige Arbeit, mit diesem Werkzeug ein Grab für einen erwachsenen Mann zu graben, doch war er durch das Leben in der Natur durchaus kein Schwächling. Es dauerte eine Zeit lang, ehe er vor der mannsgroßen Grube stand und etwas verunsichert in diese hinab blickte. Er hatte fast sein ganzes Leben mit dem Mann verbracht, den er nun seine letzte Ehre erweisen sollte. Doch gehörte der Tod zum Kreislauf der Natur dazu; ein ständiges Kommen und Gehen. Verblüht hier eine Pflanze, geht sie dort erneut wieder auf. Mit dieser Einstellung zum Leben, welche ihm sein Lehrmeister und Ziehvater stets zu vermitteln versuchte, kam es ihm nicht ganz so schwer vor, mit dem Abschied seines alten Freundes zu kämpfen. Vielmehr erfüllte es den jungen Rivin mit einer Art Zuversicht, dass sein Meister nun vielleicht in einer anderen, schöneren Form wieder auferblühte.

Vorsichtig rollte er den in Leinen gehüllten Körper in das offene Grab. Ein kurzer freier Fall und folgender dumpfer Aufprall ließ sich hierbei sichtlich schwer vermeiden, war Rivin doch alleine mit dem Torso und konnte ihn nicht vorsichtig in das Grab legen. Wortlos stand er einige Minuten vor der Ruhestätte, denn er wusste nicht, welche Worte für einen solchen Fall angebracht waren. Er hatte war viel bei diesem alten Druiden gelernt, doch war er mit dieser Situation sichtlich überfordert. Seine leicht feuchten blauen Augen schauten sich eine Zeit lang in der Umgebung um, doch fand er niemanden, der ihm hier mitten im Wald, fernab von Trubel und Geschehen, zur Hilfe eilte. Also fasste er sich ans Herz, atmete ein und lauschte eine Zeit lang den leisen Wehen des Windes, ehe er zum Wort ansetzte.

„Hüterin, nimm diesen dir deinen Diener, Hüter des Hains, an dich. Trage ihn auf deinen Schwingen zu einem Schicksal, welches ihm gerecht ist. Lege deine Blätter schützend über ihn, sodass er in Frieden ruhen möge. Und lass ihn dann erneut erblühen in den sonnigen Strahlen deiner Liebe, die du uns schenkst.

Finde Frieden, Elandor“

Eine Weile überlegte er, ob es die richtigen Worte waren, ehe er einige weiße Blumen auf den Körper legte und die Erde behutsam auf den Körper Elandors fallen ließ.


II - Herkunft

Elandor, sein Lehrmeister, war recht verschwiegen, wenn er erzählen sollte, wie Rivin an seine Seite gelangte. Rivin selber konnte sich nicht mehr daran erinnern – Elandor war schon immer da, seit er denken konnte. Er war für ihn wie ein Vater. Der alte Druide erzählte Rivin die Geschichte, dass er ihn noch als Kleinkind auf dem Schiff von der Stadt am Rande der Welt in Richtung Festland aufgefunden hatte. Wo seine Eltern waren, konnte er ihm nicht sagen – angeblich. Rivin hatte einmal etwas über Krankheiten auf Schiffen gehört, die entstanden, wenn Menschen über einen langen Zeitraum so eng miteinander verbringen mussten und dadurch ein elendes Ende fanden. Vielleicht waren seine Eltern ebenso verstorben – ihm wurde schlecht bei diesem Gedanken. Er hielt sowieso wenig davon, mit so vielen Menschen auf Dauer die Tage zu verbringen. Meist redeten sie nur über unbedeutendes Gewäsch, welches niemanden interessierte.

Elandor sagte, er habe Rivin vom Boot mitgenommen, da sich niemand sonst um ihn gekümmert hätte. Aber insgeheim hatte der Hüter es gespürt, dass der kleine Rivin etwas Besonderes war. Irgendetwas ruhte in ihm.

Von klein auf erzählte der alte Hüter des Hains dem Jüngling, was es bedeutete, in der Natur seinen Platz zu finden. Er zeigte ihm Pflanzen und Tiere, ließ ihn Kräuter sammeln. Der Junge mochte all dies; er mochte die innerliche Ruhe, die der Wald ihm gab. Sein Meister zeigte ihm, wozu verschiedene Pflanzen in der Lage waren. Hatte Rivin sich im Wald verletzt, so bestrich der Alte seine Wunde mit einem Gemisch aus Ginseng und Kamille. Es gab so viele Pflanzen auf dieser Welt, wahrscheinlich kannte Elandor selber nicht einmal alle. Doch gab er immer sein Bestes, Rivin die Namen und Funktion bestimmter Pflanzen zu verdeutlichen und dass man diese nicht sinnlos aus der Natur entfernen solle, ohne einen Zweck für diese zu haben.

Kam ein Tier vorbei rief der Hüter es heran – und sie kamen, ohne sich zu fürchten. Er lehrte dem Jüngling, wie gewisse Tiere auf verschiedene Reaktionen des Menschen reagierten. Denn jedes Tier war anders, genau wie jeder Mensch anders war. Insgesamt ging eine faszinierende übernatürliche Kraft von dem Hüter aus und Rivin bewunderte diese jedes mal aufs Neue.

<<Die Weberin schenkt uns die Gabe, mit der Natur zu kommunizieren. Wir können sie beeinflussen. Dafür gewährleisten wir den Schutz dieser Natur, wir hüten sie. Denn es passiert viel Schlechtes in dieser Welt und unsere Aufgabe ist es, das wunderbare Werk der Weberin zu erhalten. Wir reden mit dem Wind, wir reden mit dem Feuer. Handeln wir nicht gegen den Sinn des natürlichen Kreislaufs, so hören die Elemente auf das, was wir sagen. Probiere es selber aus. Konzentriere dich auf das, was du erreichen willst und fühle die Kräfte der Natur.>> Elandor zeigte Rivin einige kleine Spielereien, indem er ein Feuer mit den Händen zündete oder ihm Botschaften über den Wind zusandte – es war unglaublich.

Sie verbrachten die größten Teil ihrer Zeit auf Reisen in den Wäldern. Elandor erzählte ihm in vielen Nächten am Feuer über die große, weite Welt. Wie viel Faszinierendes es auf dieser Welt zu entdecken gäbe. Er erzählte ihm von Orten, welche er selber als Wunder der Natur betitelte, aber auch von Orten, welche ebenso bitter und düster seien. Vielmehr war der alte Elandor ein Abenteurer und in den Augen des jungen Rivin hatte er nahezu alles und jeden auf dieser Welt gesehen und wisse über alles und Jedermann Bescheid. So kam der Name, welchen er dem jungen Rivin gab, nicht von ohne her: Stigandr. In der alten, nordischen Sprache bedeutete dies Wanderer. Und es passte, waren er und sein Meister doch Wanderer der Natur.

Aber auch ein Wanderer kommt einmal am Ende seines Weges an – manchmal erreicht er sein Ziel, manchmal nicht. Elandor hatte es erreicht, er konnte stolz auf sein Lebenswerk sein. Wahrscheinlich war er es auch, als Rivin in der Nacht seinem Meister, Vater und besten Freund in das kalte, blasse Gesicht schaute, welches dennoch ein zufriedenes Lächeln trug.

Im Sommer im Jahre 662 schlief Elandor Herbold, Hüter des Hains, friedlich in seinem Nachtlager ein.


III - Wölfisch

<<Sie sind die Könige des Waldes. Kräftig wie ein Hirschbock, ausdauernd wie ein Panther und gleichsam scharfsinnig und intelligent wie ein Adler. Sie leben in einer Gemeinschaft, das so genannte Rudel. Sie pflegen eine feste Hierarchie, einer - wir nennen es Alphatier - leitet das Rudel, der Rest folgt.>>

Es war eine helle und eisige Nacht im Gearran im Jahre 652. Elandor und Rivin saßen in wärmenden Fellen an dem flackernden Flammen ihres zuvor entzündeten Lagerfeuers. So verbrachten sie nahezu jeden Abend; Elandor erzählte und lehrte, Rivin lauschte ihm und lernte. Rivin redete nie sehr viel, wenn dann stellte er Fragen, war er doch ein neugieriger kleiner Junge.

<<Aber Menschen fürchten sich vor dem Wolf, habe ich gehört. Er reißt ihr Vieh und manch einer sagt, Wölfe greifen Menschen selber an.>>

Rivin schaute seinen alten Lehrer mit strahlend blauen und weit geöffneten Augen an.

<<Es sind viele Mythen, die sich um den Wolf ranken. Sie fürchten ihn, weil sie ihn nicht kennen. Er ist in Wirklichkeit von sehr scheuer Natur. Die Menschen wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und begegnen ihn mit Aggression und Hass. Wie würdest du dich verhalten, Rivin, begegnete man dir mit Zorn und Wut?>>

Der graubärtige Hüter rieb sich, wie er es sooft tat, den länglichen, bleichen Bart, während er erzählte.

<<Ich würde ihn beißen!>>

Stieß es dem gerade einmal 7-Jährigen in einer euphorischen, kindlichen Stimmlage hervor und der Alte konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

<<Die Unerschrockenen verehren den Wolf, ob seiner Kampfeslust und Unerschrockenheit. Er ist ein prächtiges Tier, behalte das stets in Erinnerung. Du wirst es selber bemerken, sollten wir einmal einem Rudel begegnen. Lass uns jetzt schlafen, wir haben noch einen weiten Weg vor uns morgen.>>

Rivin blickte in den Himmel, während im ein eiskalter Wind um den Kopf wehte. Er blickte die Sterne an und versuchte in diesen eine Konstellation zu finden, die dem Wolf am ähnlichsten sah.


Ein Wolf jaulte laut auf in einer Nacht im Frühjahr 652.

Rivin riss die Augen auf und sah in den nächtlichen Himmel. Kurz dauerte es, ehe eine kleine Wolkenfront an dem grellen Vollmond vorbei gezogen war und der Schlafplatz durch das Licht des Mondes erleuchtet war. Anlässlich des monatlichen Vollmondes hatten er und Elandor vor dem Schlaf ein kurzes Ritual, bei dem sie verschiedene Kräuter feierlich dem Feuer zuführten, veranstaltet. Elandor sagte, sie spendeten diese Pflanzen der Weberin, indem sie mit dem Rauch in den Himmel zogen. Dies taten sie auf Reise eines jeden Monats zum vollen Mond.

Hatte er dort eben einen Wolf jaulen gehört oder träumte er es nur? Er erhob sich langsam und blickte in den düsteren Wald. Da war es schon wieder – ein Jaulen. Fasziniert blickte er sich erneut um. Er hatte noch nie einen Wolf gesehen, nur die Geschichten gehört, welche ihn so sehr faszinierten. Er musste ihm begegnen, dem Wolf. Langsam schlich er sich in Richtung Wald davon.

Schnellen Schrittes folgte er dem Rufen der Wölfe, über Steine und Äste. Abrupt kam er an einem kleinen Felshang zum stehen. Dort unten waren schemenhafte Gestalten zu sehen, ein Dutzend in etwa. Sie tollten sich auf der kleinen Lichtung den Hang abwärts. Eine Weile beobachtete er das Wolfsrudel. Mal wurde einer verbissen, mal leckten sie sich gegenseitig die Lefzen. In Gedanken versunken machte der Jüngling geistesabwesend einen Schritt nach vorne und kullerte den nicht sonderlich hohen Hang hinab. Mit tosenden Geräuschen und einer kleinen Staubwolke kam er vor dem Wolfrudel zum Liegen. Benommen blickte der kleine Mann in eine Vielzahl von hell lodernden Augenpaaren; er hatte Angst.

 <<Sie sind von scheuer Natur, begegne ihnen nicht mit Hass und Zorn>>   schossen ihm die Worte Elandors in den Sinn. 

Das Wolfsrudel verteilte sich systematisch um ihn herum, kreisten ihn bedrohlich ein – Rivin blieb ruhig, versuchte seinen ängstlichen Atem zu kontrollieren. Einer der Wölfe trat leise an ihn heran. Er war größer als die anderen, sein Fell war borstig und nahezu schwarz. Seine Augen waren grau und die Zähne funkelten im Mondlicht. Rivin blieb ruhig, bewegte sich nicht. Nur wenige Zentimeter war die Schnauze des Wolfs noch vor seinem Gesicht – er fletschte die Zähne. Rivin blieb ruhig, atmete jedoch hastig. Sekunden später, die Rivin wie Stunden vorkam, senkte der Wolf seine Lefzen wieder und blickte dem Jungen in die Augen. Mit einem kurzen Schnüffeln traf die warmfeuchte Zunge des Wolfes das Gesicht des Ausreißers. Schockiert ließ Rivin es über sich ergehen. Der Wolf wendete sich ab und rannte in die andere Richtung. Wie auf Kommando folgte ihm der Rest des Rudels in den anliegenden Waldrand hinein.

Er musste hinterher, musste ihnen folgen. Rivin sprang beherzt auf und begann zu rennen. Doch war er zu langsam und konnte sie nicht einholen. Immer weiter entfernte sich das Rudel, bis sie gänzlich im Schatten des Waldes verschwanden.

Er musste sie einholen. Rivin begann schneller zu laufen. Ohne es wirklich zu realisieren wurde er schneller und schneller. Der Puls des Kindes erhöhte sich stetig, er ging weiter über den eines normalen Menschen hinaus. Dann sah er sie. Er hatte einen Tunnelblick, die Farben waren nicht mehr allzu kräftig. Er holte das Rudel ein. Doch wie es ihm gelang, fragte er sich nicht. Vielmehr war er glücklich bei den Wölfen zu sein.

Es war kein Jüngling, der sich dem Rudel angeschlossen hatte – nur ein weiterer Wolf.


IV - Aufbruch

Dort stand er – alleine. Alleine vor der Stadt, die sie Waldgeflüster nannten. Einige male war er mit Elandor schon hier gewesen. Meistens zu irgendwelchen Treffen, denen er meist nicht beiwohnen durfte. Doch erzählte ihm Elandor stets, was dort besprochen wurde und welche Personen zugegen waren. Rivin hatte klare Ziele. Mit siebzehn Jahren konnte er nicht alleine weiter ziehen, er wollte noch so viel lernen.

Vielleicht konnte er einen neuen Lehrmeister in der Stadt der Druiden und Waldläufer finden. Und so setzte er zielstrebig einen Schritt vor den anderen immer geradeaus, so wie es ein jeder Wanderer tat.