Constantin Ewan Alastair: Unterschied zwischen den Versionen

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== Charakterliches ==
 
== Charakterliches ==
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'''Prolog'''
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Rasch verbreitete sich die frohe Kunde in dem Viertel der Stadt und drang auch bis hin an die Ohren der wachhabenden Gardisten. Leutnant Ruben Constantin Alastair war Vater geworden. Seine Frau Selina hatte einen gesunden Sohn zur Welt gebracht, der auf den Namen Constantin Ewan Alastair hören sollte.
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21. Lunasdal, 642 n. G
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'''I – Die Kindheit'''
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Die Sonne erhob sich am Horizont und erfüllte die Stadt des Glanzes mit ihrem Licht. Ein schöner Herbsttag kündigte sich somit an. Bereits war reges Treiben in den Strassen zu sehen. Die ersten Marktstände waren bereits daran, ihre Waren an den Kunden zu bringen. Die Fensterläden eines Hauses, vielmehr eines einzelnen Zimmers, waren um diese Zeit noch geschlossen. In der Dunkelheit, tief unter einer Decke eingemummelt lag ein kleiner Junge und war noch tief im Land der Träume. Erst als die Fensterläden geöffnet wurden, so dass Licht auf die Decke schien und frische, kühle Morgenluft das Zimmer erfüllte, regte sich das kleine Etwas unter der Decke und streckte dann den Kopf hervor. Eine braunblonde, zerzauste Mähne umrahmte das Gesicht des Jungen. Er blinzelte einige Male und rieb sich den restlichen Schlaf aus den Augen.
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„Guten Morgen mein kleiner Schatz.“
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Die Stimme seiner Mutter wischte die restliche Müdigkeit von ihm und breit lächelnd, blickte er in ihr Gesicht.
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„Morgen Mama.“, raunte er ihr als Antwort zurück und streckte sich herzhaft, wobei ihm ein Gähnen entfleuchte. Die Mutter setzte sich auf die Bettkante, ihn dabei beobachtend ehe sie mit ihrer mütterlich, liebevollen Stimme zu ihm meinte:
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„Komm Constantin. Wir wollen doch nicht das Morgengebet vergessen mein Junge.“
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Rasch setzte er sich auf und rutschte zu ihr hin. Gemeinsam falteten sie die Hände ineinander und sagten zusammen das Gebet auf.
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<center>Liebe Avia vorüber ist die Nacht.</center>
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<center>Gesund und froh bin ich erwacht.</center>
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<center>Beschütz mich auch an diesem Tag,</center>
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<center>dass mich kein Unheil treffen mag.</center>
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<center>Oh Avia, du hast in dieser Nacht</center>
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<center>so mütterlich für mich gewacht.</center>
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<center>Ich lob und preise dich dafür</center>
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<center>und dank für alles Gute dir.</center>
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Als sie die letzten Worte gesprochen hatten, warteten sie einige Sekunden lang, ehe Constantin auch schon aus dem Bett hüpfte um sich seine Alltagskleidung an zu ziehen. Wieder wendete der Junge den Blick seiner Mutter zu.
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„Ist Lelith schon wach? Darf ich sie wecken? Was gibt es zum Frühstück? Was machen wir heute Mama?“
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Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Die Mutter lachte herzlich auf, als sie ihren kleinen Jungen so aufgeregt und lebendig vor sich sah, bevor sie von der Bettkante aufstand um ihn an der Hand zu nehmen. Sie führte ihn aus seinem Zimmer heraus und ging mit ihm die Treppe herunter um zu der Küche zu gelangen. An dem runden Tisch, um den vier Stühle standen, sass bereits eine kleine Gestalt mit langen blonden Zöpfen. Sie kaute an einem Stück Brot herum und grinste den beiden breit zu.
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„Ah. Lelith du bist ja schon wach.“
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„Latürnich du Langschläfer du.“
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Die kleine kicherte bei ihren Worten, als ob sie einen Witz erzählt hätte und biss sich wieder ein Stück von der Brotscheibe ab. Ohne etwas zu sagen, schob ihn seine Mutter zu einem freien Platz, an dem schon ein Teller und eine Tasse aufgetischt war.
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„Iss dein Brot und trink deine Milch Constantin. Ich werde dir noch einige neue Buchstaben beibringen vor dem Mittagessen.“
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Constantin rümpfte die Nase und knabberte dann mies gelaunt an seinem Stück Brot. Er mochte es nicht wirklich lesen und schreiben zu lernen. Auch wenn ihm seine Mutter gut zuredete, so würde er doch viel lieber draussen sein und mit den anderen Jungs spielen. Er hatte schon beobachtet, wie sie sich Schwerter aus Holz gebastelt hatten und damit Schwertkämpfe übten. Er wusste, um die stille Hoffnung seiner Mutter, dass er den Gefallen an den Schriften finden würde, damit  er vielleicht in der Kirche aufgenommen wurde um Priester zu werden wie sie es war. Jedoch schaffte sie es nie, ihn von seiner wilden Art zu befreien oder ihn gar zu motivieren, freiwillig sich den Buchstaben zu zuwenden. Er konnte manchmal einen ziemlichen Dickschädel haben. Und der Entschluss, in der Garde zu dienen, wie es sein Vater tat, hatte er bereits gefasst. Davon konnte ihn niemand abhalten. Das wusste seine Mutter nur zu gut, war doch schon sein Vater teilweise ein richtiger Dickschädel.
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Auch wenn es ihm nicht passte, so ass er doch artig sein Stück Brot auf und trank seine Milch aus. Er würde so rasch wie möglich lernen wie man liest und schreibt, denn so dachte er, hätte er dann viel mehr Zeit um auch mit den anderen Kindern draussen herumzutoben und mit den Holzschwerter zu üben.
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16. Suiltain, 649 n. G.
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Eine feine Decke aus Schnee und Eis, hatte sich auf den Dächern der Stadt nieder gelassen. Es war bewölkt und kein einzelner Sonnenstrahl konnte die Gemüter der Menschen erwärmen. Kaum jemand, ausser die Gardisten die ihre Runden drehten, war auf den Strassen unterwegs. Die Kälte schien alle Leute in ihre Häuser zurückgetrieben zu haben, wo sie sich vor entfachten Kaminen eine heisse Tasse Tee gönnten. Constantin sass in der Küche und blickte auf ein dickes Buch, das vor ihm auf dem Tisch ausgelegt wurde. Es handelte vom Zeitalter der Menschen und der Wiege des Schicksals. Tatsächlich war er von der Geschichte über die fünf Tränen und Avia so gefesselt, dass er alles um sich herum vergass. Als er den letzten Absatz zu Ende gelesen hatte, schloss er das Buch und blickte auf den Buchrücken. Seine Stirn legte sich in Falten als er über das Gelesene nach zu denken begann.
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Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, als seine kleine Schwester den Tisch für das Mittagsmahl deckte. Ebenso wenig bemerkte er den Duft des Gemüseeintopfes der in seine Nase stieg und seinen Mund hätte wässrig machen müssen. Erst als Lelith ihn anstupste, schrak er aus seinen Gedanken heraus. Zu seinem erstaunen sassen Mutter und Schwester bereits am Tisch, und betrachteten ihn mit auffordernder Miene.
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„Was ist denn?“
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Meinte er vollkommen überrascht und auch ein wenig verwirrt. Seine Mutter lächelte ihm liebevoll entgegen.
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„Da dein Vater nicht da ist, sprich doch du das Tischgebet Constantin.“
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Es war keine Frage, sondern eine ziemlich deutliche Aufforderung von seiner Mutter. Er erwiderte ihr Lächeln verlegen und griff dann nach der Hand seiner Mutter und derer seiner Schwester. Er atmete noch einige male tief durch, um seine Gedanken wieder ins hier und jetzt zu befördern, ehe er laut und deutlich sprach.
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<center>Was wir haben, lass uns teilen,</center>
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<center>nichts gehört uns ganz allein,</center>
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<center>hilf uns Not und Hunger heilen,</center>
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<center>und für andere da zu sein.</center>
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Im Anschluss an das kurze Tischgebet, sagten die drei noch ein Amen, ehe die Mutter den Kindern zuerst Eintopf in den Teller schöpfte und dann sich selber.
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„Lasst es Euch schmecken meine Lieben.“
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Sie lächelte ihren beiden Kindern fröhlich zu, die sich sogleich einen Löffel voll in den Mund stopften. Es war ihr ein grosser Lohn zu sehen, dass ihren Kindern das Essen schmeckte. Auch sie begann zu essen und war dann doch überrascht, als Constantin seinen Löffel wieder ablegte und das Wort ergriff.
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„Mutter… du warst doch eine Wanderpriesterin ehe du Papa geheiratet hast oder?“
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Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen bei der Frage. Als Antwort nickte sie ihm zu.
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„Ich habe vor dem Mittag noch die Geschichte über Avia gelesen und den Spiegel… der die Türe zur Anderswelt ist. Weißt du, was das für fünf Leute waren, die Avia besucht hat?“
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Einen Moment lang dachte seine Mutter über die Worte nach.
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„Der Mann, der Priester der die Träne des Feuers Avia mitgegeben hat, war wie ich denke, ein Mann aus dieser Region hier. Auch wenn sich dies schwer sagen lässt. Die Frau, die durch die Wüste wanderte, muss eine Vorfahrin vom Wüstenvolk, den Verborgenen gewesen sein. Der Mann auf dem Schiff, war, wie ich denke, ein Mann aus dem Norden. Sie lieben die Seefahrt wie ich hörte. Dann waren da noch der Magier und die Druidin. Über sie kann ich dir leider nichts sagen mein Sohn.“
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Seine Stirn legte sich wiederum in Falten als er über die Worte seiner Mutter nachdachte.
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„Was meinst du Mutter. Hat Avia auch einen Plan für mich? Was aus mir werden soll?“
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„Natürlich mein Sohn. Irgendwann wirst du ein Zeichen von ihr kriegen. Und dann wirst du auch ganz intuitiv wissen, was du tun musst. Sie leitet unser aller Wege weißt du. Zumindest solange man den Glauben in sie nicht verliert. Und selbst dann, ist sie schon so manchem erschienen, um ihm den Glauben und die Hoffnung zurück zu geben.“
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Er nickte sachte und ass dann still weiter. Seine Mutter sprach nun mit seiner kleinen Schwester, doch hörte er das Gespräch schon gar nicht mehr. Vielmehr dachte er darüber nach, was für ein Zeichen Avia ihm wohl geben würde. Er hoffte darauf, dass er ihr dienen konnte mit seinen Taten und nicht mit seinen Worten. Er mochte es sowieso nicht, wenn die Leute immer so viel sprachen. Für  ihn war es viel interessanter etwas zu machen, und Avia direkt zu zeigen, dass man sie mochte, als Stundenlang über irgendwelchen Schriften zu sitzen. Verträumt blickte er auf seinen Teller und ass gemächlich weiter. Vielleicht durfte er ja einmal ein Schwert in ihrem Namen führen. Bei dem Gedanken huschte ein sanftes Lächeln über seine Lippen. Das wäre wirklich toll.
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04. Dudlachd, 652 n. G.
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Die Sonne hatte schon bereits seit einigen Stunden den Zenit überschritten, als Constantin von seinem Vater, der an diesem Tag Dienstfrei hatte, in den Garten gerufen wurde. Sein Vater stand neben einer mit Stroh ausgestopften Puppe, die in etwa gleich gross war wie Constantin. Der Junge blickte seinen Vater mit fragender Miene an, als dieser nur ein Grinsen für ihn übrig hatte und als Antwort ein hölzernes Schwert hervor nahm.
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„Hier mein Sohn. Es ist an der Zeit, dass du die Grundtechniken des Schwertkampfes erlernst. Ich habe dir diese Puppe gebastelt, damit du jeden Tag üben kannst. Auch wenn es deine Mutter wahrscheinlich nicht sehr gerne sieht, so musst du doch jeden Tag üben.“
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Erfreut über die Worte seines Vaters, eilte der Junge zu ihm und nahm strahlend das Holzschwert entgegen. Vollkommen aufgeregt wandte er seinen Blick zu seinem Vater.
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„Ich bin bereit Vater. Zeig mir alles was du weißt. Ich will sofort anfangen zu üben. Ich will ja auch so stark werden wie du.“
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Ruben lachte herzlich bei den Worten seines Sohnes und schüttelte sachte den Kopf, ehe er ihm das lange Haar zerzauste.
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„Du sollst nicht nur so stark wie ich, sondern noch viel stärker werden mein Sohn. Weißt du, es ist immer gut wenn man höhere Ziele sich vornimmt, als man vielleicht glaubt zu erreichen. Aber du solltest es immer versuchen. Auch wenn dich andere als Verrückt erklären… Träume sollte man verwirklichen wenn man noch jung ist. So wie du.“
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Constantin legte seine Stirn in Falten und nach einiger Zeit des Nachdenkens nickte er seinem Vater zustimmend zu. Er drehte das Schwert einige Male in der Hand hin und her.
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„Gut. Fangen wir an Constantin. In der Theorie gibt es genau vier verschiedene Angriffsmöglichkeiten. Natürlich unterscheidet sich die Praxis sehr stark von der Theorie. Doch um das alles zu verstehen, erkläre ich es dir erst einmal.“
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Ruben wartete einen Moment ab, um auch sicher zu gehen, dass ihm sein Sohn zuhörte und vor allem, dass er verstand, was er ihm da beizubringen versuchte. Natürlich behielt Constantin seine Ohren gespitzt und versuchte so geduldig wie möglich den Worten seines Vaters zu lauschen.
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„Also. Die vier Trefferzonen sind Kopf, Schulter, Rippen und Beine. Wir fangen gleich mit dem Rippenschlag an, weil dies wohl die einfachste Angriffstechnik ist. Du musst dir aber auch immer bewusst sein, dass du nicht nur die Angriffe, sondern auch Paraden erlernen musst. Stell dich vor die Puppe und mach meine Bewegungen nach.“
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Constantin stellte sich vor die Puppe und wartete ab, bis sein Vater neben ihm stand und sein Schwert aus der Halterung gezogen hatte.
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„Du musst immer auf deinen Stand achten. Am besten hältst du die Beine nicht zu nah aneinander und gehst ebenfalls leicht in die Knie. Um einen Rippenschlag auszuführen musst du links oder rechts von dir ausholen. Achte darauf, dass die Klinge stets gerade ist und deine Arme müssen während der gesamten Attacke gestreckt sein. Dann führst du den Schlag horizontal auf Rippenhöhe des Gegners aus.“
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Sein Vater führte einen kräftigen Schlag, der die Luft zu zerschneiden schien und stoppte die Attacke als die Klinge direkt von ihm wegdeutete. Constantin nickte kurz und holte, wie sein Vater es gezeigt hatte aus und führte einen raschen Schlag auf die Puppe aus.
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„Genau so! Achte aber wie schon gesagt auf deine Füsse. Du musst ein wenig mehr in die Knie um auch einen sicheren Stand zu halten. So kannst du auch viel mehr Kraft in den Angriff hineinbringen. Jedoch sollte es dir immer möglich sein den Schlag sofort zu stoppen. Falls der Gegner ausweicht und du ins Leere triffst. Nicht dass dich die Wucht deines eigenen Schlages aus dem Gleichgewicht bringt. Darum übe auch fleissig ohne Puppe und schlag in die Luft. Versuche dabei den Schlag zu stoppen, so wie ich es soeben gezeigt habe. Hast du das soweit verstanden?“
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Constantin trat einen Schritt zurück und führte den Schlag noch einmal aus, ohne jedoch die Puppe zu treffen. Stattdessen stoppte er den Schlag, genau wie es sein Vater vorgezeigt hatte. Er musste jedoch einen Ausfallschritt machen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
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„Oh… ich verstehe was du meinst Vater. Ich werde auch ganz fleissig üben.“
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„Sehr gut mein Sohn. Wenn du den Rippenschlag verstanden hast, werden dir die anderen Angriffe nicht schwer fallen. Denn das Prinzip ist immer das Selbe. Nehmen wir zum Beispiel den Schulterschlag. Anstatt neben deiner Brust auszuholen hebst du das Schwert über die rechte oder linke Schulter an. Achte dabei, dass das Schwert nicht die Überhand kriegt und dich nach hinten zieht. Darum hohle nur soweit aus, bis die Schwertspitze direkt in den Himmel zeigt. Den Schlag führst du dann so aus, dass du auf die Schulter des Gegners zielst. Wenn du den Schlag dann weiterdenkst, müsste das Schwert durch seinen Körper gleiten und unterhalb seiner Rippen, auf der anderen Seite aus dem Körper heraustreten. Natürlich wird  dies nie möglich sein, denn soviel Kraft besitzt wohl kaum ein Mensch. Um dem Schlag noch ein wenig mehr Kraft zu verleihen, kannst du zum Beispiel in dem Moment, wo du die Schulter triffst, auf ein Knie niedersinken und so den Schwung des Schlages noch weiterziehen. Das wäre zusätzlich zum Schulterschlag noch ein Kniefall.“
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Ruben hob das Schwert über seine linke Schulter und führte dann den Schlag aus. Mitten in der Bewegung sank er noch auf ein Knie nieder und kurz bevor die Klinge den Boden berührte, fing er den Schlag auf. Er erhob sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust, um Constantin zusehen zu können. Der Junge atmete tief ein und versuchte dann den Schlag ebenfalls auszuführen, was ihm sogar einigermassen gelang. Zumindest verlor er das Gleichgewicht nicht und traf auch die Schulter der Puppe. Zufrieden lächelnd nickte sein Vater.
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„Sehr gut mein Junge. Ich sehe schon, du hast Talent. Zu den anderen beiden Techniken möchte ich jetzt noch nichts sagen. Ich bin mir sicher, dass du es selber herausfinden wirst. Zumal sie sehr ähnlich mit den beiden Techniken sind, die ich dir gezeigt habe. Ich lasse dich jetzt alleine etwas üben. Wenn du alle Techniken beherrscht, findest du vielleicht sogar einige Angriffsabläufe heraus. Dann zeige ich dir auch noch wie du richtig zu parieren hast. Falls du es denn nicht selber herausfindest. Ich bin gespannt auf deine Fortschritte.“
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Er zerwuschelte ihm noch einmal die Haare, ehe er sich lachend umwandte und zurück ins Haus ging. Constantin blieb stumm stehen, war er doch ein wenig enttäuscht, dass ihm sein Vater nicht zusehen wollte oder ihm noch weitere Dinge zeigte. Er schüttelte den Gedanken ab und richtete seinen ernsten Blick zurück auf die Übungspuppe. Jedenfalls würde er diese Techniken lernen und meistern. Er wollte seinen Vater unbedingt stolz machen.
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Constantin übte den ganzen restlichen Nachmittag an der Puppe. Er bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging, so dass er bald die Rufe seiner Mutter hörte, die ihn bat zum Abendmahl zu erscheinen. Erst jetzt bemerkte er wie erschöpft ihn diese Übungen gemacht hatten. So gesellte er sich zu seiner Familie an den Tisch und seine kleine Schwester Lelith sprach voller Begeisterung und Freude das Tischgebet.
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<center>Du gibst uns, Avia, durch Speis und Trank</center>
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<center>Gesundheit, Kraft und Leben.</center>
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<center>So nehmen wir mit Lob und Dank, </center>
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<center>das, was du jetzt gegeben.</center>
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Als sie das Tischgebet beendet hatte, betrachtete er die kleine Lelith noch einen Moment lang. Schmunzelnd widmete Constantin sich dann seinem Teller. Er würde mehr Zeit mit seiner kleinen Schwester verbringen und nebst den Übungen seines Vaters auch immer noch fleissig die Texte lesen, die Lelith so sehr mochte. Bestimmt würde sie sich darüber freuen.
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23. Giblean, 655 n. G.
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Schweiss perlte an seiner Stirn und lief ihm in die Augen hinein. Mit dem Handrücken wischte er sich über das Gesicht, sein Atem ging schnell. Die Sonne verschwand bereits hinter dem Horizont, als Constantin sein Schwert zurück in die lederne Halterung steckte und tief durchatmete. Seit dem Abendmahl hatte er hart trainiert an der Puppe, die sein Vater ihm vor Jahren schon gebaut hatte. Er durchquerte den Garten und griff sich ein Handtuch, das er bereitgelegt hatte, um sich den Schweiss vom Gesicht zu wischen. Sein Vater war immer noch nicht von seinem Dienst zurückgekehrt, so hatte er sich kurzum entschlossen alleine an seinen Techniken weiter zu arbeiten. Mit Stolz blickte er auf die vergangenen Jahre zurück. Nicht nur er war zufrieden mit sich selber, sogar sein Vater unterliess es nie, ihn zu loben für die Fortschritte, die er gemacht hatte. Auch wenn er jeden Zweikampf mit seinem Vater bisher verloren hatte, so bemerkte er doch, dass er immer mehr Mühe hatte seine Angriffe zu parieren. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen als er diesen Gedanken nachging und wieder zurück ins Haus trat. Er fühlte die Müdigkeit in seinen Gliedern, und so wollte er sich noch kurz waschen, ehe er den Weg in sein Bett fand. Er verzichtete an diesem Abend sogar darauf, noch weiter an seiner Nachtlektüre zu arbeiten, sondern ging direkt ins Bett. Er schloss die Augen und faltete die Hände ineinander, bevor er leise das Nachtgebet sprach.
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<center>Eh der Tag zu Ende geht, </center>
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<center>spreche ich mein Nachtgebet.</center>
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<center>Danke Avia für jede Gabe, </center>
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<center>die ich heut empfangen habe.</center>
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<center>Bitte Avia für diese Nacht,</center>
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<center>dass sie mich im Schlaf bewacht.</center>
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<center>Dass kein böser Traum mich weckt, </center>
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<center>und das Dunkle mich nicht schreckt.</center>
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<center>Doch kommt der helle Morgenschein, </center>
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<center>lass mich wieder fröhlich sein.</center>
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Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und richtete seinen Blick an die Decke. Immer noch hing er einigen Gedanken nach, die seine Übungen und neuen Techniken betrafen, als ihm jedoch die Augen wie von selbst zu fielen und er in einen tiefen traumlosen Schlaf versank.
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Es war mitten in der Nacht, als Constantin aus seinem Schlaf schreckte und kerzengerade in seinem Bett sass. Sein Oberkörper war mit Schweiss überzogen, doch konnte er nicht genau sagen, warum er aufgewacht war. Der erste Gedanke galt einem schlechten Traum, doch konnte er sich gar nicht erst an einen Traum erinnern. Zumindest fühlte er sich hellwach und daran zu denken, weiter zu schlafen konnte er erst gar nicht. So schwang er die Füsse über die Bettkante und auf leisen Sohlen machte er sich daran, sein Zimmer zu verlassen und in die Küche zu huschen, wo er sich einen Becher mit Wasser holen wollte. Durch die Fenster sah er den sternenklaren Himmel und den Mond, wie er die Dunkelheit der Nacht dennoch erhellte. Mit dem Becher in der Hand, trat er in den Garten hinein und liess sich auf dem Bank an der Hauswand nieder, den Kopf in den Nacken gelegt um die Sternbilder zu bewundern. Selten war es so ruhig in der Stadt wie in dieser Nacht. Tatsächlich war überhaupt nichts von dem Alltagslärm zu hören. Es kam ihm gar so vor, als würde die gesamte Stadt in ruhigem, tiefen Schlaf liegen. Erst, als er schwere Schritte vernahm tauchte er aus seinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Ein leises Klicken war zu vernehmen, als sich die Türe zu seiner Rechten öffnete und eine grosse Gestalt, die sich als sein Vater herausstellte über die Türschwelle in den Garten hinein trat.
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„Du kannst wohl nicht schlafen Constantin?“ erklang die tiefe Stimme seines Vaters, als er sich neben Constantin auf dem Bank niederliess und ebenfalls die Sterne betrachtete. Constantin richtete seinen Blick auf seinen Vater und betrachtete diesen einen Moment lang.
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„Ich bin wohl nicht der Einzige. Du scheinst auch nicht gerade schläfrig zu sein Vater.“ Erst wanderten seine dunkelbraunen Augen über das Gesicht seines Vaters, der sanft lächelte, ehe seine Aufmerksamkeit der Halskette seines Vaters galt. Er sah nicht zum ersten Mal die silbrige Kette, die nun im Mondlicht noch schöner glänzte als sonst, mit dem ebenso silbrigen Anhänger in Form eines Drachens.
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„Ich habe dich das noch nie gefragt Vater, doch wieder fällt mir auf, dass du diese Halskette anhast, solange ich mich erinnern kann. Woher hast du sie? Und warum der Drache?“ Wie aus einem inneren Reflex heraus, sprach er im Flüsterton, so als ob er Angst hätte, jemanden aus dem Schlaf zu reissen, oder gar die gesamte Stadt um den Schlaf zu bringen. Sein Vater senkte den Blick und hob den Anhänger sachte an um ihn ebenfalls zu betrachten.
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„Dies ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Familienerbstück, das wir besitzen mein Sohn. Seit vielen Generationen wird es vom Vater an den erstgeborenen Sohn weitergegeben. Und so wirst auch du eines Tages diese Halskette von mir geschenkt bekommen. Die Tradition will es, dass man es dem Sohn übergibt, an dem Tage, an dem er zu einem Mann wird. Dies hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern ist vielmehr an das geistige Alter gebunden.“
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„Also hast du es von deinem Vater erhalten, und der von seinem und so weiter? Doch warum der Drache? Warum ist es nicht ein Symbol oder ein anderes Tier?“
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Ruben dachte einen Moment lang über die Worte seines Sohnes nach, ehe er diesem antwortete.
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„Ich kann dir nur sagen, was mir mein Vater damals erzählt hat. Es ist gut möglich, dass die wahre Bedeutung in all den Generationen verloren gegangen ist. Jedoch sagt man dass der Drache Schutz und Glück bringen soll, demjenigen der diese Kette trägt. Auch soll er uns immer wieder daran erinnern, dass wir den Glauben nie verlieren sollen. Den Glauben an die Göttin, den Glauben an Wunder und den Glauben an uns selbst.“
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Er hielt inne und liess diese Worte auf seinen Sohn wirken ehe er wieder das Wort ergriff.
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„Eines musst du dir jedoch verinnerlichen mein Sohn. Zu dieser Kette gibt es auch eine Botschaft. Eine Botschaft die selbst ich nicht ganz entschlüsseln konnte, doch versuche dich nach dieser zu richten. Mein Vater sagte es auch zu mir. Wenn du soweit bist, wirst du die Botschaft verstehen.“
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Constantins Stirn legte sich in Falten als er seinen Vater mit fragendem Blick betrachtete. Jedoch sagte er nichts weiter darauf und wartete geduldig ab bis sein Vater wieder das Wort ergriff. Nie zuvor verinnerlichte er sich die Worte seines Vaters so sehr wie in dieser Nacht. Und noch lange danach, als er bereits wieder in seinem Bett lag und versuche Schlaf zu finden, hallten die Worte in seinem Kopf wider. Verstand er ihre Bedeutung wirklich nicht? Sagten diese wenigen Worte viel mehr aus als sie den Anschein machten? Es musste sich vielmehr dahinter verbergen, wenn sogar sein Vater zugeben musste, dass er ihre Bedeutung noch nicht verstand. Lange dauerte es, bis ihn die Müdigkeit und der Schlaf wieder einholten während seine Gedanken um die Worte seines Vaters kreisten.
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<center>Meine Welt liegt in einem Reich, das Du nur durch die Kraft Deines Herzens erreichst.</center>
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<center>Nur wer ehrlich und ohne Tadel, den führe Ich auf alte weise Pfade!</center>
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<center>Bist Du solch ein Menschenwesen, dann zeige Ich Dir mein Zauberreich:</center>
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<center>Phantasie ist Meine Gabe, behüte Dich und schenke Schutz.</center>
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<center>Folge Mir und schreite mutig voran – </center>
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<center>Glück und Wunder sollen Dich begleiten fortan!</center>
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<center>Ich schenke Dir Mut und Kraft, doch vergesse nie:</center>
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<center>Macht ist nicht nur Kraft allein, drum höre stets auf Dein Herz!</center>
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<center>Lass Dich von der Liebe führen - nur dann wirst Du wirklich mächtig sein!</center>
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08. Lunasdal, 657 n. G.
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
  
 
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Version vom 23. März 2011, 19:48 Uhr


"Ich kann es in euren Augen sehen, dass ihr euch vor diesen Feinden fürchtet. Ich kann in euren Augen die Frage lesen, wie wir solch schreckliche Monster bekämpfen sollen. Männer des Reiches, ich habe die Antwort: Wir bekämpfen sie mit unserem Stahl, wir bekämpfen sie mit unserem Mut, aber allem voran bekämpfen wir sie mit unserem Glauben an Avia!"


charentry
Constantin Ewan Alastair.jpg
Constantin Ewan Alastair
TitelGardist
Geburtsdatum21. Lunasdal 642
Geschlechtmännlich
Größe1,81 m
Haarfarbegoldbraun
Augenfarbedunkelbraun
Staturkräftig, durchtrainiert
VolkKaiserlicher
KlasseKrieger
WohnortStadt des Glanzes

Statusaktiv
ICQ228434333
IRC-NickLichti

charentry


Charakterliches

Prolog

Rasch verbreitete sich die frohe Kunde in dem Viertel der Stadt und drang auch bis hin an die Ohren der wachhabenden Gardisten. Leutnant Ruben Constantin Alastair war Vater geworden. Seine Frau Selina hatte einen gesunden Sohn zur Welt gebracht, der auf den Namen Constantin Ewan Alastair hören sollte.

21. Lunasdal, 642 n. G


I – Die Kindheit

Die Sonne erhob sich am Horizont und erfüllte die Stadt des Glanzes mit ihrem Licht. Ein schöner Herbsttag kündigte sich somit an. Bereits war reges Treiben in den Strassen zu sehen. Die ersten Marktstände waren bereits daran, ihre Waren an den Kunden zu bringen. Die Fensterläden eines Hauses, vielmehr eines einzelnen Zimmers, waren um diese Zeit noch geschlossen. In der Dunkelheit, tief unter einer Decke eingemummelt lag ein kleiner Junge und war noch tief im Land der Träume. Erst als die Fensterläden geöffnet wurden, so dass Licht auf die Decke schien und frische, kühle Morgenluft das Zimmer erfüllte, regte sich das kleine Etwas unter der Decke und streckte dann den Kopf hervor. Eine braunblonde, zerzauste Mähne umrahmte das Gesicht des Jungen. Er blinzelte einige Male und rieb sich den restlichen Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen mein kleiner Schatz.“ Die Stimme seiner Mutter wischte die restliche Müdigkeit von ihm und breit lächelnd, blickte er in ihr Gesicht. „Morgen Mama.“, raunte er ihr als Antwort zurück und streckte sich herzhaft, wobei ihm ein Gähnen entfleuchte. Die Mutter setzte sich auf die Bettkante, ihn dabei beobachtend ehe sie mit ihrer mütterlich, liebevollen Stimme zu ihm meinte: „Komm Constantin. Wir wollen doch nicht das Morgengebet vergessen mein Junge.“ Rasch setzte er sich auf und rutschte zu ihr hin. Gemeinsam falteten sie die Hände ineinander und sagten zusammen das Gebet auf.

Liebe Avia vorüber ist die Nacht.
Gesund und froh bin ich erwacht.
Beschütz mich auch an diesem Tag,
dass mich kein Unheil treffen mag.
Oh Avia, du hast in dieser Nacht
so mütterlich für mich gewacht.
Ich lob und preise dich dafür
und dank für alles Gute dir.

Als sie die letzten Worte gesprochen hatten, warteten sie einige Sekunden lang, ehe Constantin auch schon aus dem Bett hüpfte um sich seine Alltagskleidung an zu ziehen. Wieder wendete der Junge den Blick seiner Mutter zu. „Ist Lelith schon wach? Darf ich sie wecken? Was gibt es zum Frühstück? Was machen wir heute Mama?“ Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Die Mutter lachte herzlich auf, als sie ihren kleinen Jungen so aufgeregt und lebendig vor sich sah, bevor sie von der Bettkante aufstand um ihn an der Hand zu nehmen. Sie führte ihn aus seinem Zimmer heraus und ging mit ihm die Treppe herunter um zu der Küche zu gelangen. An dem runden Tisch, um den vier Stühle standen, sass bereits eine kleine Gestalt mit langen blonden Zöpfen. Sie kaute an einem Stück Brot herum und grinste den beiden breit zu. „Ah. Lelith du bist ja schon wach.“ „Latürnich du Langschläfer du.“ Die kleine kicherte bei ihren Worten, als ob sie einen Witz erzählt hätte und biss sich wieder ein Stück von der Brotscheibe ab. Ohne etwas zu sagen, schob ihn seine Mutter zu einem freien Platz, an dem schon ein Teller und eine Tasse aufgetischt war. „Iss dein Brot und trink deine Milch Constantin. Ich werde dir noch einige neue Buchstaben beibringen vor dem Mittagessen.“ Constantin rümpfte die Nase und knabberte dann mies gelaunt an seinem Stück Brot. Er mochte es nicht wirklich lesen und schreiben zu lernen. Auch wenn ihm seine Mutter gut zuredete, so würde er doch viel lieber draussen sein und mit den anderen Jungs spielen. Er hatte schon beobachtet, wie sie sich Schwerter aus Holz gebastelt hatten und damit Schwertkämpfe übten. Er wusste, um die stille Hoffnung seiner Mutter, dass er den Gefallen an den Schriften finden würde, damit er vielleicht in der Kirche aufgenommen wurde um Priester zu werden wie sie es war. Jedoch schaffte sie es nie, ihn von seiner wilden Art zu befreien oder ihn gar zu motivieren, freiwillig sich den Buchstaben zu zuwenden. Er konnte manchmal einen ziemlichen Dickschädel haben. Und der Entschluss, in der Garde zu dienen, wie es sein Vater tat, hatte er bereits gefasst. Davon konnte ihn niemand abhalten. Das wusste seine Mutter nur zu gut, war doch schon sein Vater teilweise ein richtiger Dickschädel. Auch wenn es ihm nicht passte, so ass er doch artig sein Stück Brot auf und trank seine Milch aus. Er würde so rasch wie möglich lernen wie man liest und schreibt, denn so dachte er, hätte er dann viel mehr Zeit um auch mit den anderen Kindern draussen herumzutoben und mit den Holzschwerter zu üben.

16. Suiltain, 649 n. G.


Eine feine Decke aus Schnee und Eis, hatte sich auf den Dächern der Stadt nieder gelassen. Es war bewölkt und kein einzelner Sonnenstrahl konnte die Gemüter der Menschen erwärmen. Kaum jemand, ausser die Gardisten die ihre Runden drehten, war auf den Strassen unterwegs. Die Kälte schien alle Leute in ihre Häuser zurückgetrieben zu haben, wo sie sich vor entfachten Kaminen eine heisse Tasse Tee gönnten. Constantin sass in der Küche und blickte auf ein dickes Buch, das vor ihm auf dem Tisch ausgelegt wurde. Es handelte vom Zeitalter der Menschen und der Wiege des Schicksals. Tatsächlich war er von der Geschichte über die fünf Tränen und Avia so gefesselt, dass er alles um sich herum vergass. Als er den letzten Absatz zu Ende gelesen hatte, schloss er das Buch und blickte auf den Buchrücken. Seine Stirn legte sich in Falten als er über das Gelesene nach zu denken begann.

Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, als seine kleine Schwester den Tisch für das Mittagsmahl deckte. Ebenso wenig bemerkte er den Duft des Gemüseeintopfes der in seine Nase stieg und seinen Mund hätte wässrig machen müssen. Erst als Lelith ihn anstupste, schrak er aus seinen Gedanken heraus. Zu seinem erstaunen sassen Mutter und Schwester bereits am Tisch, und betrachteten ihn mit auffordernder Miene. „Was ist denn?“ Meinte er vollkommen überrascht und auch ein wenig verwirrt. Seine Mutter lächelte ihm liebevoll entgegen. „Da dein Vater nicht da ist, sprich doch du das Tischgebet Constantin.“ Es war keine Frage, sondern eine ziemlich deutliche Aufforderung von seiner Mutter. Er erwiderte ihr Lächeln verlegen und griff dann nach der Hand seiner Mutter und derer seiner Schwester. Er atmete noch einige male tief durch, um seine Gedanken wieder ins hier und jetzt zu befördern, ehe er laut und deutlich sprach.

Was wir haben, lass uns teilen,
nichts gehört uns ganz allein,
hilf uns Not und Hunger heilen,
und für andere da zu sein.

Im Anschluss an das kurze Tischgebet, sagten die drei noch ein Amen, ehe die Mutter den Kindern zuerst Eintopf in den Teller schöpfte und dann sich selber. „Lasst es Euch schmecken meine Lieben.“ Sie lächelte ihren beiden Kindern fröhlich zu, die sich sogleich einen Löffel voll in den Mund stopften. Es war ihr ein grosser Lohn zu sehen, dass ihren Kindern das Essen schmeckte. Auch sie begann zu essen und war dann doch überrascht, als Constantin seinen Löffel wieder ablegte und das Wort ergriff. „Mutter… du warst doch eine Wanderpriesterin ehe du Papa geheiratet hast oder?“ Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen bei der Frage. Als Antwort nickte sie ihm zu. „Ich habe vor dem Mittag noch die Geschichte über Avia gelesen und den Spiegel… der die Türe zur Anderswelt ist. Weißt du, was das für fünf Leute waren, die Avia besucht hat?“ Einen Moment lang dachte seine Mutter über die Worte nach. „Der Mann, der Priester der die Träne des Feuers Avia mitgegeben hat, war wie ich denke, ein Mann aus dieser Region hier. Auch wenn sich dies schwer sagen lässt. Die Frau, die durch die Wüste wanderte, muss eine Vorfahrin vom Wüstenvolk, den Verborgenen gewesen sein. Der Mann auf dem Schiff, war, wie ich denke, ein Mann aus dem Norden. Sie lieben die Seefahrt wie ich hörte. Dann waren da noch der Magier und die Druidin. Über sie kann ich dir leider nichts sagen mein Sohn.“ Seine Stirn legte sich wiederum in Falten als er über die Worte seiner Mutter nachdachte. „Was meinst du Mutter. Hat Avia auch einen Plan für mich? Was aus mir werden soll?“ „Natürlich mein Sohn. Irgendwann wirst du ein Zeichen von ihr kriegen. Und dann wirst du auch ganz intuitiv wissen, was du tun musst. Sie leitet unser aller Wege weißt du. Zumindest solange man den Glauben in sie nicht verliert. Und selbst dann, ist sie schon so manchem erschienen, um ihm den Glauben und die Hoffnung zurück zu geben.“ Er nickte sachte und ass dann still weiter. Seine Mutter sprach nun mit seiner kleinen Schwester, doch hörte er das Gespräch schon gar nicht mehr. Vielmehr dachte er darüber nach, was für ein Zeichen Avia ihm wohl geben würde. Er hoffte darauf, dass er ihr dienen konnte mit seinen Taten und nicht mit seinen Worten. Er mochte es sowieso nicht, wenn die Leute immer so viel sprachen. Für ihn war es viel interessanter etwas zu machen, und Avia direkt zu zeigen, dass man sie mochte, als Stundenlang über irgendwelchen Schriften zu sitzen. Verträumt blickte er auf seinen Teller und ass gemächlich weiter. Vielleicht durfte er ja einmal ein Schwert in ihrem Namen führen. Bei dem Gedanken huschte ein sanftes Lächeln über seine Lippen. Das wäre wirklich toll.

04. Dudlachd, 652 n. G.


Die Sonne hatte schon bereits seit einigen Stunden den Zenit überschritten, als Constantin von seinem Vater, der an diesem Tag Dienstfrei hatte, in den Garten gerufen wurde. Sein Vater stand neben einer mit Stroh ausgestopften Puppe, die in etwa gleich gross war wie Constantin. Der Junge blickte seinen Vater mit fragender Miene an, als dieser nur ein Grinsen für ihn übrig hatte und als Antwort ein hölzernes Schwert hervor nahm. „Hier mein Sohn. Es ist an der Zeit, dass du die Grundtechniken des Schwertkampfes erlernst. Ich habe dir diese Puppe gebastelt, damit du jeden Tag üben kannst. Auch wenn es deine Mutter wahrscheinlich nicht sehr gerne sieht, so musst du doch jeden Tag üben.“ Erfreut über die Worte seines Vaters, eilte der Junge zu ihm und nahm strahlend das Holzschwert entgegen. Vollkommen aufgeregt wandte er seinen Blick zu seinem Vater. „Ich bin bereit Vater. Zeig mir alles was du weißt. Ich will sofort anfangen zu üben. Ich will ja auch so stark werden wie du.“ Ruben lachte herzlich bei den Worten seines Sohnes und schüttelte sachte den Kopf, ehe er ihm das lange Haar zerzauste. „Du sollst nicht nur so stark wie ich, sondern noch viel stärker werden mein Sohn. Weißt du, es ist immer gut wenn man höhere Ziele sich vornimmt, als man vielleicht glaubt zu erreichen. Aber du solltest es immer versuchen. Auch wenn dich andere als Verrückt erklären… Träume sollte man verwirklichen wenn man noch jung ist. So wie du.“ Constantin legte seine Stirn in Falten und nach einiger Zeit des Nachdenkens nickte er seinem Vater zustimmend zu. Er drehte das Schwert einige Male in der Hand hin und her. „Gut. Fangen wir an Constantin. In der Theorie gibt es genau vier verschiedene Angriffsmöglichkeiten. Natürlich unterscheidet sich die Praxis sehr stark von der Theorie. Doch um das alles zu verstehen, erkläre ich es dir erst einmal.“ Ruben wartete einen Moment ab, um auch sicher zu gehen, dass ihm sein Sohn zuhörte und vor allem, dass er verstand, was er ihm da beizubringen versuchte. Natürlich behielt Constantin seine Ohren gespitzt und versuchte so geduldig wie möglich den Worten seines Vaters zu lauschen. „Also. Die vier Trefferzonen sind Kopf, Schulter, Rippen und Beine. Wir fangen gleich mit dem Rippenschlag an, weil dies wohl die einfachste Angriffstechnik ist. Du musst dir aber auch immer bewusst sein, dass du nicht nur die Angriffe, sondern auch Paraden erlernen musst. Stell dich vor die Puppe und mach meine Bewegungen nach.“ Constantin stellte sich vor die Puppe und wartete ab, bis sein Vater neben ihm stand und sein Schwert aus der Halterung gezogen hatte. „Du musst immer auf deinen Stand achten. Am besten hältst du die Beine nicht zu nah aneinander und gehst ebenfalls leicht in die Knie. Um einen Rippenschlag auszuführen musst du links oder rechts von dir ausholen. Achte darauf, dass die Klinge stets gerade ist und deine Arme müssen während der gesamten Attacke gestreckt sein. Dann führst du den Schlag horizontal auf Rippenhöhe des Gegners aus.“ Sein Vater führte einen kräftigen Schlag, der die Luft zu zerschneiden schien und stoppte die Attacke als die Klinge direkt von ihm wegdeutete. Constantin nickte kurz und holte, wie sein Vater es gezeigt hatte aus und führte einen raschen Schlag auf die Puppe aus. „Genau so! Achte aber wie schon gesagt auf deine Füsse. Du musst ein wenig mehr in die Knie um auch einen sicheren Stand zu halten. So kannst du auch viel mehr Kraft in den Angriff hineinbringen. Jedoch sollte es dir immer möglich sein den Schlag sofort zu stoppen. Falls der Gegner ausweicht und du ins Leere triffst. Nicht dass dich die Wucht deines eigenen Schlages aus dem Gleichgewicht bringt. Darum übe auch fleissig ohne Puppe und schlag in die Luft. Versuche dabei den Schlag zu stoppen, so wie ich es soeben gezeigt habe. Hast du das soweit verstanden?“ Constantin trat einen Schritt zurück und führte den Schlag noch einmal aus, ohne jedoch die Puppe zu treffen. Stattdessen stoppte er den Schlag, genau wie es sein Vater vorgezeigt hatte. Er musste jedoch einen Ausfallschritt machen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Oh… ich verstehe was du meinst Vater. Ich werde auch ganz fleissig üben.“ „Sehr gut mein Sohn. Wenn du den Rippenschlag verstanden hast, werden dir die anderen Angriffe nicht schwer fallen. Denn das Prinzip ist immer das Selbe. Nehmen wir zum Beispiel den Schulterschlag. Anstatt neben deiner Brust auszuholen hebst du das Schwert über die rechte oder linke Schulter an. Achte dabei, dass das Schwert nicht die Überhand kriegt und dich nach hinten zieht. Darum hohle nur soweit aus, bis die Schwertspitze direkt in den Himmel zeigt. Den Schlag führst du dann so aus, dass du auf die Schulter des Gegners zielst. Wenn du den Schlag dann weiterdenkst, müsste das Schwert durch seinen Körper gleiten und unterhalb seiner Rippen, auf der anderen Seite aus dem Körper heraustreten. Natürlich wird dies nie möglich sein, denn soviel Kraft besitzt wohl kaum ein Mensch. Um dem Schlag noch ein wenig mehr Kraft zu verleihen, kannst du zum Beispiel in dem Moment, wo du die Schulter triffst, auf ein Knie niedersinken und so den Schwung des Schlages noch weiterziehen. Das wäre zusätzlich zum Schulterschlag noch ein Kniefall.“ Ruben hob das Schwert über seine linke Schulter und führte dann den Schlag aus. Mitten in der Bewegung sank er noch auf ein Knie nieder und kurz bevor die Klinge den Boden berührte, fing er den Schlag auf. Er erhob sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust, um Constantin zusehen zu können. Der Junge atmete tief ein und versuchte dann den Schlag ebenfalls auszuführen, was ihm sogar einigermassen gelang. Zumindest verlor er das Gleichgewicht nicht und traf auch die Schulter der Puppe. Zufrieden lächelnd nickte sein Vater. „Sehr gut mein Junge. Ich sehe schon, du hast Talent. Zu den anderen beiden Techniken möchte ich jetzt noch nichts sagen. Ich bin mir sicher, dass du es selber herausfinden wirst. Zumal sie sehr ähnlich mit den beiden Techniken sind, die ich dir gezeigt habe. Ich lasse dich jetzt alleine etwas üben. Wenn du alle Techniken beherrscht, findest du vielleicht sogar einige Angriffsabläufe heraus. Dann zeige ich dir auch noch wie du richtig zu parieren hast. Falls du es denn nicht selber herausfindest. Ich bin gespannt auf deine Fortschritte.“ Er zerwuschelte ihm noch einmal die Haare, ehe er sich lachend umwandte und zurück ins Haus ging. Constantin blieb stumm stehen, war er doch ein wenig enttäuscht, dass ihm sein Vater nicht zusehen wollte oder ihm noch weitere Dinge zeigte. Er schüttelte den Gedanken ab und richtete seinen ernsten Blick zurück auf die Übungspuppe. Jedenfalls würde er diese Techniken lernen und meistern. Er wollte seinen Vater unbedingt stolz machen.

Constantin übte den ganzen restlichen Nachmittag an der Puppe. Er bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging, so dass er bald die Rufe seiner Mutter hörte, die ihn bat zum Abendmahl zu erscheinen. Erst jetzt bemerkte er wie erschöpft ihn diese Übungen gemacht hatten. So gesellte er sich zu seiner Familie an den Tisch und seine kleine Schwester Lelith sprach voller Begeisterung und Freude das Tischgebet.

Du gibst uns, Avia, durch Speis und Trank
Gesundheit, Kraft und Leben.
So nehmen wir mit Lob und Dank,
das, was du jetzt gegeben.

Als sie das Tischgebet beendet hatte, betrachtete er die kleine Lelith noch einen Moment lang. Schmunzelnd widmete Constantin sich dann seinem Teller. Er würde mehr Zeit mit seiner kleinen Schwester verbringen und nebst den Übungen seines Vaters auch immer noch fleissig die Texte lesen, die Lelith so sehr mochte. Bestimmt würde sie sich darüber freuen.

23. Giblean, 655 n. G.


Schweiss perlte an seiner Stirn und lief ihm in die Augen hinein. Mit dem Handrücken wischte er sich über das Gesicht, sein Atem ging schnell. Die Sonne verschwand bereits hinter dem Horizont, als Constantin sein Schwert zurück in die lederne Halterung steckte und tief durchatmete. Seit dem Abendmahl hatte er hart trainiert an der Puppe, die sein Vater ihm vor Jahren schon gebaut hatte. Er durchquerte den Garten und griff sich ein Handtuch, das er bereitgelegt hatte, um sich den Schweiss vom Gesicht zu wischen. Sein Vater war immer noch nicht von seinem Dienst zurückgekehrt, so hatte er sich kurzum entschlossen alleine an seinen Techniken weiter zu arbeiten. Mit Stolz blickte er auf die vergangenen Jahre zurück. Nicht nur er war zufrieden mit sich selber, sogar sein Vater unterliess es nie, ihn zu loben für die Fortschritte, die er gemacht hatte. Auch wenn er jeden Zweikampf mit seinem Vater bisher verloren hatte, so bemerkte er doch, dass er immer mehr Mühe hatte seine Angriffe zu parieren. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen als er diesen Gedanken nachging und wieder zurück ins Haus trat. Er fühlte die Müdigkeit in seinen Gliedern, und so wollte er sich noch kurz waschen, ehe er den Weg in sein Bett fand. Er verzichtete an diesem Abend sogar darauf, noch weiter an seiner Nachtlektüre zu arbeiten, sondern ging direkt ins Bett. Er schloss die Augen und faltete die Hände ineinander, bevor er leise das Nachtgebet sprach.

Eh der Tag zu Ende geht,
spreche ich mein Nachtgebet.
Danke Avia für jede Gabe,
die ich heut empfangen habe.
Bitte Avia für diese Nacht,
dass sie mich im Schlaf bewacht.
Dass kein böser Traum mich weckt,
und das Dunkle mich nicht schreckt.
Doch kommt der helle Morgenschein,
lass mich wieder fröhlich sein.

Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und richtete seinen Blick an die Decke. Immer noch hing er einigen Gedanken nach, die seine Übungen und neuen Techniken betrafen, als ihm jedoch die Augen wie von selbst zu fielen und er in einen tiefen traumlosen Schlaf versank.

Es war mitten in der Nacht, als Constantin aus seinem Schlaf schreckte und kerzengerade in seinem Bett sass. Sein Oberkörper war mit Schweiss überzogen, doch konnte er nicht genau sagen, warum er aufgewacht war. Der erste Gedanke galt einem schlechten Traum, doch konnte er sich gar nicht erst an einen Traum erinnern. Zumindest fühlte er sich hellwach und daran zu denken, weiter zu schlafen konnte er erst gar nicht. So schwang er die Füsse über die Bettkante und auf leisen Sohlen machte er sich daran, sein Zimmer zu verlassen und in die Küche zu huschen, wo er sich einen Becher mit Wasser holen wollte. Durch die Fenster sah er den sternenklaren Himmel und den Mond, wie er die Dunkelheit der Nacht dennoch erhellte. Mit dem Becher in der Hand, trat er in den Garten hinein und liess sich auf dem Bank an der Hauswand nieder, den Kopf in den Nacken gelegt um die Sternbilder zu bewundern. Selten war es so ruhig in der Stadt wie in dieser Nacht. Tatsächlich war überhaupt nichts von dem Alltagslärm zu hören. Es kam ihm gar so vor, als würde die gesamte Stadt in ruhigem, tiefen Schlaf liegen. Erst, als er schwere Schritte vernahm tauchte er aus seinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Ein leises Klicken war zu vernehmen, als sich die Türe zu seiner Rechten öffnete und eine grosse Gestalt, die sich als sein Vater herausstellte über die Türschwelle in den Garten hinein trat. „Du kannst wohl nicht schlafen Constantin?“ erklang die tiefe Stimme seines Vaters, als er sich neben Constantin auf dem Bank niederliess und ebenfalls die Sterne betrachtete. Constantin richtete seinen Blick auf seinen Vater und betrachtete diesen einen Moment lang. „Ich bin wohl nicht der Einzige. Du scheinst auch nicht gerade schläfrig zu sein Vater.“ Erst wanderten seine dunkelbraunen Augen über das Gesicht seines Vaters, der sanft lächelte, ehe seine Aufmerksamkeit der Halskette seines Vaters galt. Er sah nicht zum ersten Mal die silbrige Kette, die nun im Mondlicht noch schöner glänzte als sonst, mit dem ebenso silbrigen Anhänger in Form eines Drachens. „Ich habe dich das noch nie gefragt Vater, doch wieder fällt mir auf, dass du diese Halskette anhast, solange ich mich erinnern kann. Woher hast du sie? Und warum der Drache?“ Wie aus einem inneren Reflex heraus, sprach er im Flüsterton, so als ob er Angst hätte, jemanden aus dem Schlaf zu reissen, oder gar die gesamte Stadt um den Schlaf zu bringen. Sein Vater senkte den Blick und hob den Anhänger sachte an um ihn ebenfalls zu betrachten. „Dies ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Familienerbstück, das wir besitzen mein Sohn. Seit vielen Generationen wird es vom Vater an den erstgeborenen Sohn weitergegeben. Und so wirst auch du eines Tages diese Halskette von mir geschenkt bekommen. Die Tradition will es, dass man es dem Sohn übergibt, an dem Tage, an dem er zu einem Mann wird. Dies hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern ist vielmehr an das geistige Alter gebunden.“ „Also hast du es von deinem Vater erhalten, und der von seinem und so weiter? Doch warum der Drache? Warum ist es nicht ein Symbol oder ein anderes Tier?“ Ruben dachte einen Moment lang über die Worte seines Sohnes nach, ehe er diesem antwortete. „Ich kann dir nur sagen, was mir mein Vater damals erzählt hat. Es ist gut möglich, dass die wahre Bedeutung in all den Generationen verloren gegangen ist. Jedoch sagt man dass der Drache Schutz und Glück bringen soll, demjenigen der diese Kette trägt. Auch soll er uns immer wieder daran erinnern, dass wir den Glauben nie verlieren sollen. Den Glauben an die Göttin, den Glauben an Wunder und den Glauben an uns selbst.“ Er hielt inne und liess diese Worte auf seinen Sohn wirken ehe er wieder das Wort ergriff. „Eines musst du dir jedoch verinnerlichen mein Sohn. Zu dieser Kette gibt es auch eine Botschaft. Eine Botschaft die selbst ich nicht ganz entschlüsseln konnte, doch versuche dich nach dieser zu richten. Mein Vater sagte es auch zu mir. Wenn du soweit bist, wirst du die Botschaft verstehen.“ Constantins Stirn legte sich in Falten als er seinen Vater mit fragendem Blick betrachtete. Jedoch sagte er nichts weiter darauf und wartete geduldig ab bis sein Vater wieder das Wort ergriff. Nie zuvor verinnerlichte er sich die Worte seines Vaters so sehr wie in dieser Nacht. Und noch lange danach, als er bereits wieder in seinem Bett lag und versuche Schlaf zu finden, hallten die Worte in seinem Kopf wider. Verstand er ihre Bedeutung wirklich nicht? Sagten diese wenigen Worte viel mehr aus als sie den Anschein machten? Es musste sich vielmehr dahinter verbergen, wenn sogar sein Vater zugeben musste, dass er ihre Bedeutung noch nicht verstand. Lange dauerte es, bis ihn die Müdigkeit und der Schlaf wieder einholten während seine Gedanken um die Worte seines Vaters kreisten.

Meine Welt liegt in einem Reich, das Du nur durch die Kraft Deines Herzens erreichst.
Nur wer ehrlich und ohne Tadel, den führe Ich auf alte weise Pfade!
Bist Du solch ein Menschenwesen, dann zeige Ich Dir mein Zauberreich:
Phantasie ist Meine Gabe, behüte Dich und schenke Schutz.
Folge Mir und schreite mutig voran –
Glück und Wunder sollen Dich begleiten fortan!
Ich schenke Dir Mut und Kraft, doch vergesse nie:
Macht ist nicht nur Kraft allein, drum höre stets auf Dein Herz!
Lass Dich von der Liebe führen - nur dann wirst Du wirklich mächtig sein!

08. Lunasdal, 657 n. G.

Geschichte

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